Loose Laos
zahlreiche Töchter und Frauen des Adels zu Konkubinen genommen und damit Unmut innerhalb seiner Gefolgschaft erregt. Andere meinen, seine Verbannung sei das Ergebnis eines Machtkampfes am Hof gewesen. Als Fa Ngum 1374 in Nan (heute Thailand) starb, hinterließ er seinem Sohn Ounheuan eines der größten Reiche auf dem südostasiatischen Festland.
Ounheuan bestieg den Thron noch im selben Jahr. Nach einer Volkszählung erhielt er den Königsnamen Samsenthai (reg. 1373–1416), was übersetzt „(Herr über) 300 000 Gemeinfreie“ heißt. Die laotische Gesellschaft war damals in Adel, Gemeinfreie und so genannte
kha
(Diener/Sklave) unterteilt, eine bis ins 20. Jh. hinein geläufige, abwertende Bezeichnung für die Hochlandbevölkerung.
Unter den Königen Phothisarat (reg. 1520–1548) und Setthathirat (reg. 1548–1571) blühte der Buddhismus auf, und es entstanden bedeutende Kulturdenkmäler. Nachdem Setthathirat seinen Thronsitz 1560 von Luang Prabang nach Vientiane verlegt hatte, um der Expansionslust der Birmanen zu entgehen, ließ er den That Luang errichten. Malereien in laotischen Museen zeigen ihn in Bauleiterpose auf einer Sänfte. Außerdem gab er den Bau des Ho Pha Keo in Auftrag, die Heimstatt des Smaragdbuddhas Phra Keo (s. Kasten), das Schutzheiligtum der Stadt. Der Phra Bang blieb derweil in der alten Königsstadt, die ihren heutigen Namen erhielt.
Doch auch in Vientiane waren die Lao nicht vor dem Birmanen sicher. Als Setthathirat nach einem Feldzug gegen die Khmer im Süden seines Reiches verschwand, fiel Vientiane und damit das gesamte laotische Königreich unter birmanische Oberherrschaft.
Es sollten fast 70 Jahre vergehen, bis das Land unter Sourigna Vongsa (reg. 1637–1694) wieder eine Phase innen- und außenpolitischer Stabilität erlebte. In seiner 57-jährigen Regierungszeit erblühten Kunst und Kultur, Wirtschaftund Handwerk, und Vientiane wurde zu einem bedeutenden Zentrum des Buddhismus. Aus dieser Zeit stammen auch die frühesten Berichte europäischer Besucher. In den 1640er-Jahren erreichte der niederländische Kaufmann Gerrit van Wuysthoff Vientiane, und nur ein Jahr später traf der italienische Jesuit Giovanni-Maria Leria ein. Beide schwärmten in ihren Berichten vom Reichtum des Landes, den zahlreichen Mönchen und der Größe des Königspalastes. Van Wuysthoff erkannte allerdings schon damals ein Manko, das Laos bis heute gegenüber den Nachbarländern benachteiligt: den fehlenden Zugang zum Meer.
Die Prinzipientreue, mit der Sourigna Vongsa regierte, hatte am Ende einen hohen Preis: Da er seinen einzigen Sohn wegen Ehebruchs hatte hinrichten lassen, stürzte das Land nach seinem Tod in Erbfolgestreitigkeiten und zerfiel bis 1713 in die rivalisierenden Teilreiche Vientiane, Luang Prabang und Champasak.
Spielball fremder Mächte (1713–1893)
Damit war die 350-jährige Ära Lane Xangs vorbei. In der Folgezeit wurden die kleineren Königreiche zum Spielball der großen Nachbarn. Nachdem zu Beginn des 18. Jhs. erst die Siamesen ihren Einflussbereich auf die laotischen Territorien ausgedehnt und die laotischen Könige zu Vasallen gemacht hatten, drangen wenig später die Birmanen in die Tai-Welt ein: Zwischen 1763 und 1767 gelang es ihnen, Chiang Mai, Luang Prabang und die siamesische Hauptstadt Ayutthaya zu erobern. Die Siamesen wehrten sich jedoch und konnten dabei auch ihre Herrschaft über die Gebiete am Mekong festigen. Der „Soldatenkönig“ Taksin und sein Heerführer Chao Phraya Chakri, der die bis heute in Thailand regierende Chakri-Dynastie begründete, eroberten 1779 Vientiane und brachten den Phra Keo nach Bangkok. Doch damit nicht genug: Angehörige der laotischen Königshäuser und große Teile der laotischen Bevölkerung wurden nach Siam verschleppt, wo sie unter anderem beim Bau der neuen Hauptstadt Bangkok halfen. Vietnam kontrollierte derweil das Königreich der Phouan in der heutigen Provinz Xieng Khouang.
Es war der König von Vientiane, Anouvong (reg. 1804-28), der sich der Abhängigkeit von Bangkok widersetzte. Er plante, die Souveränität seines Reiches durch die Rückführung jener laotischen Bevölkerungsgruppen wiederherzustellen, die in früheren Feldzügen von siamesischen Truppen deportiert worden waren. 1826/27 überrannte er weite Teile des thailändischen Nordostens und stieß fast bis vor die Tore Bangkoks vor. Die geplante Rückführung stellte ihn jedoch nicht nur vor enorme logistische Probleme, eine Reihe von Dörfern hatte auch gar kein
Weitere Kostenlose Bücher