Loose Laos
Interesse an einer erneuten Umsiedelung. Zudem hatte Anouvong darauf spekuliert, dass die Briten nach ihrer erfolgreichen Expansion in Indien, Birma und Malaya auch Siam attackieren würden. Als dies nicht eintrat und der siamesische König Rama III. seine Truppen zum Gegenschlag sammeln konnte, wendete sich das Blatt: Anouvong wurde zurückgedrängt, 1828 gefangen genommen und in einem Käfig in Bangkok ausgestellt, wo er später starb.
Vientiane wurde in mehreren Feldzügen zerstört. Die Siamesen siedelten zehntausende Laoten nach Siam und auf das Khorat-Plateau um und transportierten zahlreiche Kulturgüter nach Bangkok. Noch 40 Jahre später berichteten französische Expeditionen von den überwucherten „Ruinen dieser unglücklichen Stadt“.
Im weiteren Verlauf des Jahrhunderts dehnte Siam seine Herrschaft auf die laotischen Territorien aus. Das Königreich von Vientiane war mit der Niederlage Anouvongs zu einer Provinz Siams geworden. In der Folgezeit wurden Zentrallaos und Champasak unter direktere siamesische Kontrolle gebracht und weite Teile östlich des Mekongs entvölkert. Dadurch sollte nicht zuletzt eine Expansion Vietnams verhindert werden, das schon die Finger nach Xieng Khouang ausgestreckt hatte. Luang Prabang blieb zwar nominell ein Königreich, doch zollte es gleich drei fremden Mächten Tribut (Siam, Vietnam und China).
Mit dem Einfall der chinesischen Ho -Banden Ende des 19. Jhs. – wegen ihrer markanten Banner auch als
black flags
bekannt – begann sich das Blatt zugunsten einer neuen, europäischen Großmacht zu wenden. Den Raubzügender „Schwarzflaggen“, die seit der Niederschlagung des Taiping-Aufstandes in China mordend und plündernd durch die Lande zogen, hatten weder Luang Prabang noch Siam etwas entgegenzusetzen. Frankreich, das seit 1883 Annam „protegierte“, bot sich nun auch Luang Prabang als Schutzmacht an. Als im Jahr 1887 die Königstadt attackiert wurde und die siamesischen Statthalter das Weite suchten, nahm König Ounkham (reg. 1871–1887) bereitwillig das Schutzangebot des französischen Entsandten August Pavie an.
Die französische Kolonialzeit (1893–1954)
Frankreich hegte schon seit längerem ein Interesse an Laos. Im Wettlauf um den chinesischen Markt hatte es bereits in den 60er-Jahren des 19. Jhs. eine Expedition den Mekong hinaufgeschickt, um den Wasserweg ins Reich der Mitte zu erkunden. Außerdem galt Laos als äußerst rohstoffreich. Als Vorwand für die Kontrolle der laotischen Territorien wurden historische Ansprüche Annams auf diese Region angeführt. Zwar waren einige laotische Fürstentümer tatsächlich dem vietnamesischen Hof tributpflichtig, sie zahlten jedoch auch an Siam und China – eine gängige Praxis in Südostasien, mit denen kleinere Gemeinwesen die Interessen umgebender Mächte ausbalancieren konnten.
Zum Anwalt dieser Ansprüche machte sich Auguste Pavie , der seit 1887 als Vizekonsul am Hof von Luang Prabang tätig war. Im Rahmen zahlreicher Reisen lotete er die Möglichkeiten der französischen Expansion aus. Widerstand kam vor allem von den Briten und den Siamesen. In Anbetracht der gespannten Lage in Europa war England jedoch nicht an einem Konflikt in Übersee interessiert, so dass es sich lediglich für die Unabhängigkeit Siams als Pufferstaat zwischen den kolonialen Interessensphären einsetzte.
Diese Haltung nutzte Frankreich 1893. Nach mehreren Scharmützeln mit siamesischen Truppen sandte es Kanonenboote den Chao Phraya hinauf, die den Königspalast in Bangkok ins Visier nahmen. Siam, das vergeblich auf die Unterstützung Großbritanniens gehofft hatte, blieb keine andere Wahl, als zu verhandeln. In mehreren Verträgen (1893, 1904, 1907) trat es die laotischen Gebiete östlich sowie kleine Teile westlich des Mekong an Frankreich ab. Der Mekong , die Lebensader der Lao, wurde erstmals in der Geschichte zu einer Grenze und Laos erhielt weitgehend seine heutige Gestalt. Drei Viertel aller Lao blieben allerdings auf dem Boden des späteren Thailands. Historikern zufolge ist die Existenz eines laotischen Nationalstaats ausgerechnet der französischen Kolonialmacht zu verdanken, da die laotischen Fürstentümer andernfalls von Siam absorbiert und Gebiete wie Xieng Khouang vermutlich zwischen Siam und Vietnam zerrieben worden wären.
Frankreich erhielt alles andere als ein wirtschaftliches Schlaraffenland. Nachdem in Paris erkannt wurde, dass der Neuerwerb nur mit Mühe und hohen Kosten zu erschließen war, verkümmerte
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