Loose Laos
Laos zu einem Anhängsel Französisch-Indochinas. Einzig in die Infrastruktur wurde investiert, um die diversen Rohstoffe ausbeuten zu können. Das Königreich von Luang Prabang existierte fortan als Protektorat weiter (ab 1904 unter Sisavangvong, der wie seine Vorgänger die meisten Privilegien behielt). Der Rest des Landes wurde in mehreren Schritten unter die direkte Verwaltung der französischen Residenten gestellt. Hauptstadt der zehn Provinzen und einer militärischen Sonderzone war ab 1900 Vientiane. Da niemals genug Franzosen im Land waren, um Laos auf allen Ebenen zu regieren, griff Frankreich auf die römische Maxime „Teile und Herrsche“ zurück: Franzosen besetzten die wichtigen Posten, eingewanderte Vietnamesen übernahmen mittlere Verwaltungstätigkeiten, und den Lao blieb die Dorfebene vorbehalten.
Als Teil der so genannten
mission civilisatrice
schaffte Frankreich den Sklavenhandel ab. Die Entwicklung des Bildungs- und Gesundheitswesens blieb aber in den Anfängen stecken. 1930 gab es in Laos gerade einmal 82 Schulen mit etwas mehr als 200 Lehrern. Ökonomisch waren nur Zinn, Holz, Kaffee und Kardamom von bescheidener Bedeutung. Opium kam eine Sonderrolle zu, da sich Frankreich 1899 das Monopol auf Ankauf, Verarbeitung und Verkauf sicherte. Der Binnenhandel lag überwiegend inder Hand von Vietnamesen und Chinesen, die die Bedürfnisse einer kleinen franko-laotischen Elite befriedigten.
Steuern und Arbeitsdienste
(corvée)
gehörten zu den wichtigsten Instrumenten, um die öffentlichen Kassen zu füllen und Bauvorhaben zu realisieren. Die Steuern waren gestaffelt und gliederten sich in eine Vielzahl von Abgaben. Obwohl die Franzosen kontinuierlich an der Steuerschraube drehten, blieb Laos während der gesamten Kolonialzeit auf Zuschüsse der Indochinesischen Union angewiesen.
Unbeliebter als die Steuern war unter Laoten nur noch der Arbeitsdienst . Wohlhabendere Lao konnten ihren Frondienst, meist 10–20 Tage im Jahr, durch Sonderzahlungen verkürzen. Den Bergvölkern wurde diese Möglichkeit verwehrt, da sie von den Franzosen für den Straßenbau in den dünn besiedelten Regionen benötigt wurden. Der Ärger über Steuern und Arbeitsdienste führte zwischen 1901 und 1936 wiederholt zu Aufständen – darunter in Savannakhet, dem Bolaven-Plateau und Muang Sing. Bezeichnend war, dass in der Regel die Bergvölker rebellierten, während sich die Lao mit der Fremdherrschaft arrangierten. Es waren andere Kräfte, die sich zum Katalysator des laotischen Nationalismus entwickelten.
Zweiter Weltkrieg und nationale Bewegungen
Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges geriet das Land erneut ins Spannungsfeld dreier Mächte: In Siam waren 1932 rechtsgerichtete Militärs an die Regierung gelangt und propagierten die Vision eines Groß-Thailands, das sämtliche Mitglieder der Tai-Sprachfamilie, so auch Lao, Yuan und Shan, umfassen sollte. 1939 wurde das Reich in Thailand umgetauft und eine aggressive, expansive Politik betrieben. 1940/41 nutzte Thailand die Schwäche des von Deutschland besetzten Frankreichs und griff Laos an, dem es in der Folge die Gebiete westlich des Mekong abtrotzte (Xaignabouri und Teile Champasaks). Der Vorstoß war auch durch Japan ermöglicht worden, dessen Truppen seit 1940 in Indochina operierten. Im März 1945 übernahm Japan die gesamte Verwaltung Indochinas und zwang den frankophilen König Sisavangvong, die Unabhängigkeit von Frankreich zu erklären. Die Grande Nation, einst selbst ernannte Schutzmacht von Laos, verlor dadurch den letzten Rest an Glaubwürdigkeit.
Unter diesen Eindrücken begannen sich die ersten politischen Bewegungen in Laos zu entwickeln. Den Anfang machte die von den Franzosen unterstützte, vorwiegend kulturell ausgerichtete Nationale Erneuerungsbewegung . 1940 gegründet, setzte sie der thailändischen Großreich-Propaganda das Konzept einer laotischen Identität entgegen. 1944 entstand die Lao Seri („Freies Laos“), eine vornehmlich antijapanische Bewegung mit starken Verbindungen zu Thailand, aus der 1945 die Lao Pen Lao („Laos den Laoten“) hervorging. Als Klammer aller anti-französischen und antijapanischen Kräfte fungierte schließlich die Lao Issara („Freies Laos“), die vom Vizekönig Phetsarat geführt wurde und in der Folgezeit die wichtigste Rolle spielte. Allen Gruppen war gemein, dass sie ausschließlich von den Eliten des Landes getragen wurden. Eine politische Massenbewegung entwickelte sich nicht.
Nach der japanischen
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