Loose Laos
größten Lager mit mehr als 1000 Gefangenen befanden sich in den entlegenen Provinzen des Landes (Phongsaly, Xieng Khouang, Houaphan und Attapeu). Prostituierte, Drogenabhängige und Kleinkriminelle aus Vientiane wurden in zwei Lagern auf Inseln im Nam-Ngum-Stausee interniert, eine für Männer und eine für Frauen, beschönigend „Insel der Produktion“ und „Insel der Unabhängigkeit“ genannt.
Die Lebensbedingungen waren hart, vor allem in den Bergregionen, wo neben schlechter Ernärung und mangelnder medizinischer Versorgung noch Kälte hinzukam. Neben Selbstkritik in politischen „Seminaren“
(samana)
mussten die Häftlinge Zwangsarbeit leisten, zuerst auf dem Feld, später vermehrt im Straßenbau. Ab 1978 war es Angehörigen freigestellt, mit in die Lager zu ziehen, jedoch entschieden sich nur wenige dafür. 1980 wurden die ersten Langzeitinhaftierten freigelassen. Zu denjenigen, die nicht zurückkehrten, gehörten der abgesetzte König Savang Vatthana, seine Frau Khamphoui, Kronprinz Vong Savang und weitere Mitglieder der Königsfamilie. 1977 unter dem Vorwurf der Konterrevolution verhaftet, wurden sie in das Lager Nr. 1 in der Provinz Houaphan gebracht. Hier soll der König 1980 gestorben sein. Über den Verbleib der restlichen Familie hüllt sich die laotische Regierung bis heute in Schweigen. Seit Mitte der 90er-Jahre gehört die politische Umerziehung endgültig der Vergangenheit an.
Außenpolitisch nutzte Laos das Ende des Kalten Krieges, um zu allen Nachbarstaaten gute Beziehungen aufzubauen. Zwar blieb Vietnam der wichtigste Verbündete, doch verbesserte sich das Verhältnis zu China erheblich. Auch die problematischen Beziehungen zu Thailand , mit dem Laos noch 1984 und 1987/88 Grenzkriege geführt hatte, begann sich mit zunehmenden Wirtschaftskontakten positiv zu entwickeln. Das spiegelte sich nicht zuletzt im Besuch des thailändischen Königs zur Eröffnung der Freundschaftsbrücke 1994 in Vientiane wider. Die historisch begründeten Ängste der Laoten vor einem allzu starken Einfluss Thailands blieben jedoch bestehen. Sogar mit den USA wurden 1992 wieder volle diplomatische Beziehungen aufgenommen, und der Beitritt zur ASEAN 1997 ebnete endgültig den Weg von der Isolation zur schrittweisen Integration.
Die Kehrseite der Integration bekam Laos nur wenige Monate später zu spüren, als es in den Strudel der asiatischen Finanzkrise gezogen wurde. Nun zeigte sich auch die fatale Abhängigkeit der laotischen Wirtschaft von Thailand: Infolge der Krise zogen die meisten thailändischen Unternehmer ihr Kapital aus Laos zurück. Mehr als 230 Betriebe, überwiegend in thailändischem Besitz, schlossen zwischen 1997 und 2000 ihre Tore. Projekte wie der Nam-Theun-II-Staudamm, die Anbindung von Laos an das thailändische Eisenbahnnetz oder die zweite thai-laotische Freundschaftsbrücke in Savannakhet wurden auf Eis gelegt.
Nach einer Reihe von Hilfsmaßnahmen begann sich Laos im Jahr 2000 langsam wieder zu erholen. Während das Wirtschaftswachstum und die ausländischen Direktinvestitionen noch unter Vorkrisenniveau blieben, entwickelte sichder Tourismus zu einem wichtigen Devisenbringer. Vor allem aber waren es die ausländischen Hilfszahlungen, die die Wirtschaft des Landes in Schwung hielten.
Proteste und Anschläge
Dass die Kontrolle der Partei nicht absolut war, zeigte sich zwischen 1999 und 2004 in einer Reihe von Protesten und Anschlägen. Erstmals seit der Revolution kam es im Herbst 1999 in den Straßen Vientianes wieder zu einer Demonstration gegen die politische Führung, bei der um die 30 Studenten den Rücktritt der Regierung und freie Wahlen forderten. In der laotischen Presse wurde der Vorfall totgeschwiegen, auch westliche Beobachter attestierten der Kundgebung kaum Bedeutung und Strahlkraft. Die thailändische Zeitung
The Nation
berichtete allerdings, dass etliche Personen festgenommen worden seien.
Anfang 2000 lieferten sich Hmong-Rebellen und laotische Armee in der Provinz Xieng Khouang und der damaligen Sonderzone Xaisomboun mehrere Gefechte, an denen auch vietnamesische Truppen beteiligt gewesen sein sollen. Im Juli überfielen 30 bewaffnete Kämpfer den Grenzposten Vangtao in Champasak. Eine mysteriöse Bombenserie in Vientiane und anderen Städten 2001–2004 konnte nicht vollständig aufgeklärt werden. Manche Medien interpretierten die Unruhen als breiten Dissens zwischen Führung und Bevölkerung. Andere sahen darin nur ein Indiz für eine momentane Schwäche der
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