Loose Laos
Religion, ist es erstaunlich, wie wenig sie meist über die Lehre des Buddha wissen. Das ausgedehnte Studium der Schriften und die intensive Praxis gelten als Sache der Mönche. Die Laien verehren dagegen den Buddha, seine Lehre und die Mönche in den Tempeln. Es gibt fünf Regeln
(pancasila)
, die Laien einhalten sollten:
nicht töten
nicht stehlen
kein sexuelles Fehlverhalten ausüben
nicht lügen
keine berauschenden Mittel konsumieren
Diese Regeln beruhen auf Aussagen des Buddha. Wer sie befolgt, so der allgemeine Glaube, verbessert damit sein zukünftiges Los.
Obwohl er den religiösen Auffassungen seiner Zeit eher kritisch gegenüberstand, akzeptierte der Buddha den Gedanken der Wiedergeburt. Entsprechend ihrer Taten, dem
kamma
, würden Menschen unterschiedlich glücklich oder unglücklich wiedergeboren. Deshalb ist es für Buddhisten von größter Wichtigkeit, Gutes zu tun (Pali
punna
, laot.
boun)
. Gute Taten sind Verdienste, die sich nach der Vorstellung vieler Gläubiger ansammeln lassen. Hat man viele Verdienste, oft über mehrere Leben, angesammelt, gilt eine gute Wiedergeburt als gesichert. Das kann bedeuten, im nächsten Leben einmal reich zu sein, als Gottheit ein langes und glückliches Leben zu führen oder als Mönch die Heiligkeit zu erlangen. Aber auch glückliche Umstände im derzeitigen Leben wie ein erfolgreicher Geschäftsabschluss werden häufig auf das Wirken guter Taten zurückgeführt.
Die Möglichkeiten, Verdienste zu erwerben, sind äußerst vielfältig. In der Praxis kann jede Handlung, die in guter Absicht geschieht, verdienstvoll sein. Dabei werden Taten in Verbindung mit Freigiebigkeit, Selbstlosigkeit und Mitgefühl als besonders tugendhaft angesehen.
Da der Buddha die Gemeinschaft der Mönche als das beste Umfeld für den Erwerb von Verdiensten bezeichnet hat, beziehen sich die meisten dieser Handlungen auf den Orden. Häufig kann man den morgendlichen Almosengang
(dag bat)
der Mönche beobachten, die so ihre tägliche Essensration erbitten. Die Mönche schreiten in besonders würdevoller Haltung, ihren Ordinationsjahren entsprechend hintereinander, durch die Dörfer oder Straßen. Am Wegesrand warten Laien mit Speisen, um sie in die Schalen der Mönche zu legen. Die Mönche bedanken sich nicht für das Essen, denn nach buddhistischer Auffassung hätten eher die Gebenden zu danken, da ihnen die Möglichkeit zum Erwerb von Verdiensten gegeben wurde.
Als verdienstvoll gilt auch, die Klöster durch Geld oder tatkräftige Hilfe zu unterstützen. Der Brauch, dass junge Männer vor ihrer Ehe eine kurze Zeit als Mönch leben, dient ebenfalls dem Ansammeln von Verdiensten.
Die Klöster waren in dieser Zeit die zentrale Bildungseinrichtung, auch für weltliche Laufbahnen. Traditionelles Wissen, Lesen und Schreiben, Sprachen und Handwerk wurden dort vermittelt. Das änderte sich erst im 20. Jh., als die französische Kolonialmacht ein eigenes staatliches Bildungssystem errichtete und das Monopol der Klöster aufbrach. Die Franzosen rekrutierten ihre Eliten fast ausschließlich aus den eigenen Bildungseinrichtungen, was von vielen Laoten als Abwertung und Geringschätzung der traditionellen Bildung und damit des Buddhismus empfunden wurde.
Neue Gesetze griffen in die Organisation des buddhistischen Ordens ein und nahmen ihm seine Eigenständigkeit. Nach der Unabhängigkeit wurde der Buddhismus zur Staatsreligion erhoben. Das Ergebnis war jedoch, dass das Ministerium für religiöse Belange dem buddhistischenOrden eine beachtliche Bürokratie überstülpte. Der Staat richtete Institute, Pali-Schulen und Meditationsschulen ein, und die Mönche verloren ihre zentrale Stellung in der Lehrvermittlung.
Da sich der Orden fast ausschließlich aus der einfacheren ländlichen Bevölkerung zusammensetzte, kam es zu Spannungen mit den reichen, zum großen Teil noch immer westlich beeinflussten Eliten. In dieser Krise suchten viele Mönche die Nähe zur Pathet Lao. Mit dem Machtwechsel schrieben die neuen Herrscher die Religionsfreiheit fest und räumten dabei ausdrücklich das Recht ein, gar keine Religion auszuüben. Die Verwaltung des Ordens war jedoch weiterhin Angelegenheit des Staates, und die Regierung versuchte sogar, den Buddhismus im Sinne der neuen Doktrin umzuinterpretieren: Buddha galt nun als Sozialreformer, der die Klassengesellschaft abgelehnt hatte. Höchstes Verdienst lag nach kommunistischer Deutung nicht im Spirituellen, sondern in der tatkräftigen Hilfe
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