Lord Camerons Versuchung
MacKenzies gibt.«
»Es gibt nur vier. Patrick, Sinclair, Elliot und Steven. Ich wollte dir ein wenig mehr über Elliot erzählen.«
»Welcher ist das? Der Anwalt?«
Cameron wusste sehr genau, welcher ihrer Brüder was machte, weil Ainsley viel über jeden von ihnen erzählt hatte. Ihre Brüder waren ebenfalls ein ungefährliches Gesprächsthema, zudem war sie stolz auf ihre Leistungen. Ainsley war bereit, darauf zu wetten, dass sich auch Hart MacKenzie über ihre Brüder informiert hatte, vermutlich hatte er ein Dossier über jeden angelegt. Cameron versuchte lediglich, die Sache kompliziert zu machen.
»Elliot ist mit der Armee nach Indien gegangen«, sagte sie. »Nachdem er den Armeedienst verlassen hatte, ist er dort geblieben, um ein Unternehmen zu gründen, das Kolonisten hilft, sich dort niederzulassen. Als er geschäftlich im Norden des Landes unterwegs war, wurde er entführt. Und zwar für so lange Zeit, dass wir überzeugt waren, er sei tot. Aber schließlich ist es ihm gelungen, zu entkommen und nach Hause zurückzukehren.«
Camerons Stimme klang jetzt weicher. »Ich erinnere mich. Es tut mir leid. Was ist mit ihm?«
»Elliot blieb eine Weile bei Patrick, um sich zu erholen, und es schien ihm auch wieder gut zu gehen, aber ich wusste, dass irgendetwas ganz und gar nicht in Ordnung war. Elliot sprach zu unbeschwert über seine gebrochenen Knochen und die Qualen, die er durchlebt hatte. Er machte sogar Scherze darüber.«
»Ich verstehe, warum«, sagte Cameron. »Er wollte nicht zu viel darüber nachdenken. Oder darüber reden.«
Ainsley zupfte ein letztes Mal Camerons Krawatte zurecht. »Das ist mir klar. Was er durchgestanden hat, muss entsetzlich gewesen sein. Eines Nachts, als ich nach ihm sah, fand ich ihn zusammengekauert auf seinem Bett. Er zitterte am ganzen Leib und war nicht in der Lage zu sprechen. Als ich zu ihm ging, um zu schauen, was los war, antwortete Elliot nicht. Er hat mich nicht einmal angesehen. Ich wollte loslaufen, um Rona und Patrick zu holen, als er sich wieder fing. Er sagte mir, er sei in Ordnung, und bat mich, niemandem etwas zu sagen.«
»Es war ihm also schon zuvor passiert.«
Ainsley nickte. »Er sagte, dass manchmal, wie aus dem Nichts, selbst wenn er ruhig in Ronas Salon saß, die Welt plötzlich … verschwinde. Er fühle sich dann, als schwebte er, und dann sei er wieder in dem winzigen Loch, in dem seine Entführer ihn gefangen gehalten haben. Sie haben ihn hungern lassen und wochenlang nicht nach ihm gesehen. Natürlich wusste er, dass er in Patricks Haus in Schottland sicher und gut aufgehoben war, aber sein Bewusstsein hat ihn immer wieder den ganzen Horror durchleben lassen. Er sagte, er habe Angst, dass diese Visionen ihn zu einem Feigling machen würden, aber das war unmöglich – Elliot ist einer der mutigsten Männer, die ich kenne. Er ist sogar nach Indien zurückgegangen – er ist noch immer dort –, weil er befürchtete, wenn er es nicht täte, würde er für den Rest seines Lebens in Patricks Gästezimmer bleiben.«
Cameron sah sie mit einem unergründlichen Gesichtsausdruck an. Er sah hinreißend aus, nur halb angekleidet in Kilt, Hemd und Weste. Nur seinem Kammerdiener oder seiner Frau war es gestattet, ihn so zu sehen. »Du erzählst mir diese Geschichte, weil du denkst, ich fühle mich wegen Elizabeth genau so, wie dein Bruder sich wegen der Gefangenschaft und der Qual gefühlt hat.«
»Nun, nicht genau so, aber ähnlich.«
Cameron wandte sich von ihr ab. »Worüber ich nicht zu reden wünsche – wenn ich mich recht erinnere, habe ich dir das gesagt.«
»Ich glaube, wir sollten darüber reden. Es ist unsere Ehe, Cam. Es ist unser Leben.«
Er sah sie noch immer nicht an. »Ich will mich nicht mit dir darüber streiten. Entweder wir kommen miteinander aus oder eben nicht.«
»Dann ignorieren wir also die Tatsache, dass mein Ehemann sich weigert, in einem Bett mit mir zu schlafen?«
Cam fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Viele verheiratete Leute teilen nicht das Bett miteinander. Gott weiß, dass meine Mutter und mein Vater es nie getan haben. Sie hatten getrennte Zimmer, getrennte Bereiche. Das ist nicht ungewöhnlich.«
»In meiner Familie ist es das. Patrick und Rona schlafen jede Nacht in einem Bett, und meine Eltern haben es auch getan.«
»Ich bin froh, dass du so idyllisch aufgewachsen bist.«
»Ich habe sogar eines mit John geteilt.«
Camerons Augen blitzten, als er zu ihr herumfuhr. »Und ich will nicht, dass du über
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