Lord Camerons Versuchung
aber sorge dafür, dass sie mir selbst das Geld gibt.«
»Warum?« Cameron kniff argwöhnisch die Augen zusammen.
»Weil ich dir nicht traue. Mrs Douglas ist zwar eine bezahlte Speichelleckerin, aber zumindest ist sie ehrlich. Sie wird den Austausch korrekt abwickeln, ohne irgendetwas Hinterhältiges zu tun.«
»
Du
solltest lieber nichts Hinterhältiges tun«, warnte Cameron. »Wenn du etwas in diese Richtung versuchst, werde ich die Briefe aus dir herausschütteln. Verstanden?«
Phyllida lächelte. »Das ist es, was ich immer an dir geliebt habe, Cameron. Du hast keine Angst, brutal zu werden.«
»Gib ihr einfach die Briefe«, knurrte Cameron und ging davon, wobei ihn Phyllidas entzücktes Lachen begleitete.
Die Geigen und Trommeln klangen laut im Ballsaal. Einige der englischen Gäste schnitten Grimassen oder machten sich unverhohlen über die Musik lustig, aber die schottischen Gäste hatten in der Mitte das Saals einen Kreis gebildet, um begeistert nach Highland-Manier zu tanzen.
Isabella und Mac führten den Tanz an. Obwohl Isabella in England geboren und erzogen worden war, hatte sie mit Hingabe alles Schottische angenommen.
Im Plaid der MacKenzies, das rote Haar mit Rosen geschmückt, tanzte Isabella mit den anderen im Kreis. Neben ihr war Mac, der ein besonders guter Tänzer war. Er führte den Kreis zu dessen Mitte eng zusammen und zog ihn wieder auseinander, er bewegte die Füße im raschen Rhythmus, aber seine Blicke galten nur Isabella.
Der Blick, mit dem Mac Isabella ansah, als er den Arm um ihre Taille legte, war so voller Liebe. Mac und Isabella hatten eine sehr lange Zeit um ihr Glück gekämpft, und Cameron war froh zu sehen, dass sie sich endlich gefunden hatten.
Hart tanzte nicht, aber das tat er nie. Es gefiel ihm, Menschen zusammenzuführen und sie dann zu beobachten – wie ein General, der seine Truppen begutachtete. Hart erspähte Cameron, als er den Saal betrat, und begab sich zu ihm. Er war mit unaufdringlicher Eleganz gekleidet, trug den Kilt der MacKenzies und hielt ein Glas mit MacKenzie-Whisky in der Hand.
»Wohin bist du heute Abend verschwunden?«, fragte Hart.
Cameron zuckte die Schultern. »Ich habe mich gelangweilt.« Es gab keinen Grund, Ainsley Hart gegenüber zu erwähnen.
»Isabella beklagt sich darüber, von dem allen hier viel zu viel allein bewältigen zu müssen.« Hart wies mit dem Whiskyglas auf die Menge. »Und wenn Isabella sich beklagt, wird Mac zum wahren Teufel.«
So abgelenkt er im Moment auch war, konnte Cameron doch über die Erbitterung in Harts Stimme lachen. Hart lebte, um Dinge einzufädeln, und Isabella und Beth waren glücklich, ihm dabei zu helfen. Aber Hart hatte rasch herausgefunden, dass die Ehefrauen seiner Brüder keine fügsamen Geschöpfe waren, die er nach seinem Willen zurechtbiegen konnte. Und wenn Beth und Isabella nicht glücklich waren, wurden Ian und Mac zu unüberwindbaren Schutzmauern wütender Fürsorge.
Ein rascher Blick durch den Saal verriet Cameron, dass Ian und Beth nicht anwesend waren. »Beth hilft heute Abend nicht aus?«
»Die vielen Menschen bei dem Feuerwerk haben Ian entnervt. Er hat sich mit Beth zurückgezogen.«
Cameron begegnete Harts goldenem Blick, in dem die gleiche skeptische Belustigung lag, die auch Cameron empfand. »Natürlich hat er das. Ian MacKenzie ist ein verdammtes Genie.«
»Ich kann ihn nicht zwingen, hier unten zu bleiben«, sagte Hart.
Nein, wenn Ian etwas wollte, konnten weder Gott noch dessen Engel das verhindern. Nur Beth konnte das, und Beth stellte sich im Allgemeinen auf Ians Seite.
Ainsley und Daniel betraten den Raum, Hand in Hand, um sich dem Tanz anzuschließen. Ainsley hatte sich umgekleidet und trug ein Kleid im Douglas-Karo, dessen Farben sehr gedämpft wirkten, enthielt es doch überwiegend Schwarz. Dazu passend trug sie eine große karierte Schleife im Haar. Mac öffnete den Kreis, um die beiden darin aufzunehmen. Mac mochte Ainsley und hatte Cameron erzählt, dass es erfrischend sei, mit einer Lady zu reden, die regelmäßig die Küche der Schule geplündert und Kuchen erbeutet hatte, um ihn dann mit ihren Freundinnen zu teilen.
Daniel gab sich mit Begeisterung, aber ohne viel Anmut dem Tanzen hin. Er zog Ainsley im Kreis mit sich, bis sie lachte, und wirbelte sie heftig herum, als der Kreis sich auflöste und paarweise weitergetanzt wurde. Ainsleys silberhelles Lachen schwebte über der Musik, ihr Lächeln erhellte den Saal.
Cameron betrachtete ihre geschmeidige
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