Lord Camerons Versuchung
sich mehr und mehr in Gedanken verstrickte, die die junge Lady in Rot betrafen, die jetzt zwischen den Palmen neben ihm auftauchte, atemlos und mit gerötetem Gesicht.
»Hast du die Briefe?«, fragte sie.
13
Camerons Augen verrieten zwar, wie wütend er war, aber er machte Ainsley keine Vorhaltungen, dass sie nicht in dem kleinen Zimmer auf ihn gewartet hatte. Er hätte wissen müssen, wie ungeduldig sie sein würde.
Ainsley streckte die Hand nach den Briefen aus, aber Cameron rückte sie nicht heraus. »Ich werde sie noch eine Weile behalten. Ich traue Phyllida zu, dass sie dir auflauert und sie stiehlt.«
Ainsley kribbelte es in den Fingern, nach den Briefen zu greifen. »Meine Freundin wird sehr dankbar für das sein, was du getan hast.«
»Deine Freundin Mrs Brown? Lieber Gott, Ainsley.«
Ainsley ließ den Arm sinken, und sie sah ihn mit großen Augen an. »Ich hatte dich gebeten, sie nicht zu lesen.«
»Ich habe sie gelesen, um sicher zu sein, dass Phyllida nicht irgendetwas zurückhält. Es sind alle, auch der mit der fehlenden Seite.«
Er war so groß und unerschütterlich. Und wütend. »Cameron, um Himmels willen, bitte sag es nicht deinem Bruder. Hart MacKenzie ist dafür berüchtigt, gegen die Politik der Königin zu opponieren. Ich mag nicht daran denken, was er mit Briefen wie diesen machen würde.«
»Vermutlich ins Feuer werfen.«
Ainsley blinzelte. »Was? Aber er könnte die Königin demütigen, die Meinung der Öffentlichkeit gegen sie wenden; er könnte die Unentschlossenen auf seine Seite ziehen.«
»Wenn du das denkst, beurteilst du Hart völlig falsch.« Cameron ergriff ihre Hand; sie fühlte sich kalt an. »Hart will gewinnen, indem er beweist, dass er in allem recht hat, aber das will er nicht durch Gerede und Schlafzimmertratsch erreichen. Hart will Gott der Allmächtige sein. Nein, er denkt bereits, dass er Gott der Allmächtige ist. Und jetzt will er das allen anderen beweisen.«
Ainsley strich mit dem Daumen über Camerons Finger, die schwielig und rau von seinem Umgang mit den Pferden waren. Das waren nicht die seidenweichen Hände eines Gentlemans, der nichts Schwereres anfasste als Spielkarten oder ein Glas Brandy. Cameron arbeitete mit den anderen Männern in den Stallungen und packte an, was immer angepackt werden musste.
Sie hauchte einen Kuss auf seine Finger. »Bitte sag ihm nichts von den Briefen. Versprich es mir.«
»Ich habe nicht die Absicht. Das ist keine von Harts Angelegenheiten.«
Ainsley stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf den Mundwinkel. »Danke.«
Cameron hob sie hoch und küsste sie. Während Ainsley den Kuss erwiderte, schob sie die Hand in Camerons Jacke und berührte die Briefe in seiner Tasche.
Harte Finger fingen ihr Handgelenk ein. »Teufelin.«
Ainsley zog sich widerstrebend zurück. »Wann bekomme ich sie?«
»Wenn du Kilmorgan verlässt. Ich werde sie dir geben, wenn du in deine Kutsche steigst.« Cameron schloss die Arme um sie. »Und jetzt hör auf zu spielen. Ich küsse dich.«
Er ist selbst in der Stimmung zu spielen, dachte sie. Er strich über ihre Lippen und küsste sie, und sie erwiderte den Kuss. Als sie in seine Augen sah, erkannte sie das starke Verlangen, das sich darin widerspiegelte. Es war ganz und gar nichts Spielerisches.
Sie holte tief Luft und nahm ihren Mut zusammen, um ihm zu sagen, was sie entschieden hatte. »Ich will die Nacht mit dir verbringen.«
Hitze flammte in seinen Augen auf. »Das hoffe ich.«
Wie konnte er so lässig klingen? »Aber nicht hier.«
»Großer Gott, nein. Wir werden irgendwohin gehen, wo es sehr viel bequemer ist und die Umgebung weniger anrüchig.«
Sie versuchte, sich seinem leichten Ton anzupassen. »Du hast doch gesagt, dass Bequemlichkeit das Letzte sei, woran du dabei dächtest.«
»Hexe. Ich meinte, ich will, dass du es bequem hast.«
»Während du mich verführst?«
»Verdammt, schau mich nicht so an. Oder ich werde mich nicht beherrschen können, ganz egal, wo wir sind.«
Ainsleys Herz schlug schneller. Warum erregten diese Andeutungen sie so sehr?
Cameron streifte einen weiteren Kuss über ihre Lippen. »Begleite mich nach draußen, und ich werde meine Kutsche rufen. Ich will dich nicht einen Moment aus den Augen lassen.«
Ainsley wollte ohnehin keinen Schritt mehr ohne ihn tun. Nicht in diesem Haus. »Meine Schuhe sind noch in dem kleinen Zimmer.« Sie fragte sich, ob sie zurückgehen und sie holen könnte, ohne auf Rowlindson oder jemand anderen zu
Weitere Kostenlose Bücher