Lord Camerons Versuchung
hatte, und die Lichter der Stadt bewundern.
Es war eine Freude, mit Ainsley zusammen zu sein – sie gab sich mit ganzem Herzen dem hin, was sie gerade tat, sei es, wenn sie Isabella bei der Organisation einer Gesellschaft half oder wenn sie kompromittierende Briefe der Königin von England zurückholte.
Cameron würde dabei sein, wenn sie Paris im Sturm eroberte. Sie würde ihn schmücken, indem sie auf Pariser Soireen glänzte und an den Spieltischen Monte Carlos an seiner Seite war. Sie war eine schöne, verführerische Frau, und Cameron wollte mit ihr zusammen sein, so oft und so viel er konnte.
»Zum Teufel. Sie raubt mir den Verstand. Aber ich kann nicht aufhören, sie zu begehren.«
McNab öffnete ein Auge, sah, dass nichts besonders Interessantes passiert war, und schloss es wieder.
Einen Augenblick später jedoch richtete sich der Hund aufmerksam auf, und Cameron hörte Schritte auf dem Korridor. McNab stieß ein hoffnungsvolles leises Bellen aus, denn jemand klopfte an die Tür.
Ich habe ihr doch gesagt, sie soll in ihrem Zimmer warten.
»Sir«, rief Angelo durch die Tür. »Es geht um Jasmine. Ich denke, Sie sollten sie sich ansehen.«
15
Night-Blooming Jasmine ließ den Kopf hängen und atmete heftig in die Flanken. Cameron trat zu ihr in die Box, und die Hitze in seinem Körper verwandelte sich in Angst.
Es war weder eine Kolik, noch waren es Blähungen, denn dann würde die Stute in ihrer Box herumgehen oder versuchen, sich am Boden zu wälzen. Stattdessen stand sie reglos da und hob nicht einmal den Kopf, als Cameron sie abtastete. »Was ist los, mein Mädchen? Was stimmt denn nicht mit dir, meine Kleine?«
Er griff an eine ihrer Fesseln, und Jasmine hob bereitwillig den Huf. Cameron betrachtete ihn, und die Stute nutzte die Gelegenheit, sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen ihn zu lehnen. Der Huf war nicht heiß, und auch der Strahl war weder weich noch eitrig. Die Hufwand fühlte sich ebenfalls fest und gesund an. Cameron untersuchte die anderen Hufe, aber alle vier schienen in Ordnung zu sein.
Er setzte den letzten Huf ab, und Jasmine seufzte enttäuscht, dass er sie nicht länger stützte. Als sie den Kopf hob, lief ihr Schleim aus Nase und Mund und tropfte auf Camerons weißes Hemd. Sie schnaubte leise – sie bot ein Bild des Jammers.
Cam streichelte ihre Nüstern und wandte sich an die Stallknechte, die vor der Box standen. »Es ist weder die Strahlfäule noch eine Kolik, und gebrochen ist auch nichts.«
Angelo warf einen nachdenklichen Blick auf das Pferd. Er hatte es bereits untersucht, sobald er das Problem bemerkt hatte, aber er war nicht gekränkt, dass Cameron sich die Stute noch einmal ansah.
»Könnte Gift sein«, meinte einer der Knechte.
Camerons Herz zog sich zusammen. »Lasst uns bei Gott hoffen, dass es das nicht ist. Wurde irgendjemand heute Abend hier gesehen?«
»Nein, Sir«, sagte Angelo. »Wir bewachen alles sehr streng.«
Die Stallknechte nickten. Sie arbeiteten schon seit Jahren für Cameron und Hart, und Cam bezweifelte, dass einer von ihnen bestochen worden war – sowohl er als auch Hart bezahlten sie sehr gut, und die Männer selbst rühmten sich ihrer Loyalität. Sie liebten die Pferde ebenso, wie Cameron sie liebte.
»Dann bleibt uns nichts anderes übrig, als abzuwarten«, sagte er. »Was hat sie gefressen?«
Angelo schüttelte den Kopf. »Heute Abend gar nichts. Ich hab versucht, ihr Hafer und frisches Heu zu geben, aber sie wollte nichts.«
Es war immer ein schlechtes Zeichen, wenn ein Pferd nicht fressen wollte. Fressen war ihr Lebenszweck. Die Menschen denken, sie zähmen die Pferde, dachte Cameron, aber die Pferde sahen das vermutlich anders; schließlich hatten sie den Menschen beigebracht, sie zu füttern.
»Es könnte eine Lungenentzündung sein«, sagte Angelo und schaute unglücklich drein. »Oder Husten. Ihr Ausflug in die Hügel, wer weiß, was sie sich da draußen eingefangen hat.«
Angelos Erklärung war die wahrscheinlichste. In den schottischen Hügeln war es kalt, weitaus kälter als in Jasmines Heimat in der Nähe von Bath, und falls sie sich bei ihrem Abenteuer erkältet hatte, würde sich das zu etwas Schlimmerem entwickeln können.
»Was ist mit den anderen Pferden?« Der Pferdeschnupfen – eine Krankheit, bei der die Pferde husteten und niesten, ähnlich einer Erkältung beim Menschen – konnte sich rasch ausbreiten. Er verlief nicht tödlich, doch die Pferde würden erst wieder an Rennen teilnehmen können, wenn der Husten
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