Lord Camerons Versuchung
heiraten, um einen Skandal zu vermeiden?«
»Auf diese Weise riskierst du nicht, dass dein Bruder dir die Tür weist, wenn du meiner müde geworden bist. Als meine Frau wirst du immer über Geld verfügen und einen Ort haben, an dem du leben kannst. Ich werde für dich sorgen, ganz egal, was du von mir denkst.«
Sie blinzelte. »Du meine Güte, du redest vom Ende unserer Ehe, noch bevor sie begonnen hat.«
»Ich war schon einmal ein Ehemann, und zwar ein lausiger. Ich kann nicht versprechen, dass ich dieses Mal nicht genauso lausig sein werde. Wenn du nicht damit einverstanden bist, kannst du den Zug beim nächsten Halt verlassen.«
Der Zug nahm jetzt Fahrt auf, fuhr rasch durch die Dunkelheit.
»All meine Koffer sind im Zug«, sagte Ainsley. »Deshalb muss ich dich heiraten oder riskieren, dass du meine neue Garderobe aus dem Zug wirfst.«
Wieder sah sie das Aufflackern von Panik, die er mit Ruppigkeit kaschierte. »In der Minute, in der du nicht mehr mit mir zusammenleben möchtest, sagst du es mir. Verstanden? Du sagst es mir, und ich werde dir ein Haus zur Verfügung stellen, um darin zu wohnen, und Geld, um zu tun, was immer du willst.«
»Ich werde mir das merken.«
Cameron knurrte. Er umfing ihren Nacken mit starker Hand und presste mit geöffnetem Mund einen Kuss auf ihre Lippen.
Wärme, Entzücken, Kraft. Ainsley schlang die Arme um ihn und ergab sich. Mit ihm durchzubrennen war die schwierigste Entscheidung gewesen, die sie je getroffen hatte. Aber sie hatte gewusst, dass sie es für immer bedauern würde, wenn sie es nicht tat. Das Schicksal hatte ihr eine Chance geboten, und sie hatte erkannt, dass sie dieser Chance nicht den Rücken zukehren durfte. Oder Cameron.
Diese Entscheidung dahingehend zu ändern, dass sie ihn heiratete, war dagegen lächerlich leicht. Sie gehörte zu diesem Mann – sie brannte mit ihm durch. Sie konnte mit ihm all das tun, was sie tun wollte.
Ainsley lehnte sich zurück, zog ihn zu sich, und er landete auf ihr auf der Bank. Sein Gewicht ließ ihr Herz vor Aufregung heftiger schlagen. Ainsley begann, seinen Rücken zu streicheln bis hinunter zu seinen Hüften und unter dem Kilt sein festes Hinterteil zu umschließen.
Die Tür wurde aufgerissen. Ainsley versuchte, sich aufzurichten, aber Cameron schob sie beschützend hinter sich, während er sich darauf vorbereitete, den Eindringling mit scharfen Worten zu attackieren.
Daniel schlug die Tür hinter sich zu und ließ sich den beiden gegenüber auf die Bank fallen. Er grinste Ainsley an und ignorierte seinen Vater. »Sie sind also endlich hier? Wunderbar. Ab jetzt werden wir eine Menge Spaß haben.«
Am nächsten Vormittag heirateten Ainsley Douglas und Cameron MacKenzie im Salon von Hart MacKenzies Stadthaus, dank einer besonderen Lizenz, die Cameron erwirkt hatte, bevor er nach Doncaster gereist war. Die Trauzeugen waren Harts Haushälterin und der Butler sowie die Frau des Vikars. Daniel stand neben seinem Vater und grinste die ganze Zeit wie verrückt.
Ainsley hatte verschlafene Augen, als sie ihr Gelübde tat, weil der Zug die ganze Nacht hindurch gefahren und erst früh am Morgen in London eingetroffen war.
Ehe Ainsley noch recht begriffen hatte, dass der Vikar Cameron und sie zu Mann und Frau erklärt hatte, saß sie mit einem dicken Goldring am Finger schon wieder mit Cameron und Daniel in einem Zug, dieses Mal waren sie auf dem Weg nach Dover. Cameron hatte die Reise nach Paris sofort antreten wollen.
Ainsley war glücklich, England zu verlassen, denn auch wenn sie und Cameron geheiratet hatten, war diese Heirat vermutlich dazu angetan, der Skandal des Jahrzehnts zu sein. Eine Affäre hätte Ainsley diskret verbergen können, wie Eleanor es vorgeschlagen hatte, aber die plötzliche Heirat des schwarzen Schafes der MacKenzies mit einem Niemand würde in allen Zeitungen stehen.
Cameron war nicht nur der Bruder eines Dukes, er war zudem der Erbe des Titels, falls Hart kinderlos bleiben sollte. Obwohl Ainsleys Mutter die Tochter eines Viscounts gewesen war, waren die McBrides weder bekannt noch einflussreich oder besonders wohlhabend. Die Heirat würde als Mesalliance betrachtet werden, und man würde im ganzen Land darüber reden. Besondere Beachtung würde dabei der Frage gelten, welche Mittel Ainsley eingesetzt hatte, um Lord Cameron zu übertölpeln – den berüchtigten Frauenhelden, der geschworen hatte, nie wieder zu heiraten. Die Königin würde der Schlag treffen.
Aus all diesen Gründen war
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