Lord der toten Seelen: Royal House of Shadows (German Edition)
Euch aus.“
Eine kurze angespannte Stille folgte, ehe seine Miene sich veränderte, das Lächeln verblasste und von etwas Heißerem ersetzt wurde, das überhaupt nicht mehr unschuldig war. Plötzlich war er nicht mehr der gefürchtete Lord, sondern einfach ein
Mann
, einer, der sie auf eine Weise ansah, wie sie noch nie ein Mann angesehen hatte.
Es verschloss ihr die Kehle, ließ Schmetterlinge in ihrem Bauch flattern, ihr wurde heiß, dann kalt … Aber auch wenn ihr Vater es ihr oft an den Kopf geworfen hatte, Liliana war nicht dumm. Sie wusste, dass sie nicht die Art Frau war, die von Männern begehrt wurde. Nur einige Zauberer, die von ihrem Vater gefördert werden wollten, hatten versucht, ihr solche Gefühle vorzuspielen, obwohl sie die ganze Zeit von ihr abgestoßen waren.
Sie hatte das angeekelte Schaudern gesehen, das die Männer nicht hatten verbergen können, und das Grinsen, wenn sie glaubten, dass Liliana ihnen den Rücken zukehrte. Verletzt hatte sie das nicht. Ihr Herz war bereits so geschunden, dass sie solche Beleidigungen kaum spürte. Nichts, was sie taten, konnte je vergleichbar sein mit den Grausamkeiten ihres Vaters.
„Vielleicht bist du mein Fluch.“ Er lachte, während er sie zwang, sich vor ihn zu stellen, ein junges Mädchen, gerade zwölf Jahre alt, mit verwundbarem Herzen. „Ich habe mit der schönsten Frau in allen Königreichen gelegen und die hässlichste Kreatur gezeugt, die je geboren wurde. Ja, vielleicht bist du die Strafe für meine Sünden.“
Ein anderer Tag, in einem anderen Jahr.
„Komm, Tochter, du hast doch keine Angst, deinem Vater zu helfen?“
„Vater, nein, ich …“
„Hast du Angst, die Magie entstellt dein Gesicht?“
„Die Säure …“ Sie kreischte, weil er die Hand ausgestreckt und ihr mit einer einzigen Drehung die Nase gebrochen hatte.
„So“, sagte er mit einem gehässigen Grinsen, während sie versuchte, das Blut mit ihrer Schürze aufzufangen. „Sie wird so hässlich wie eh und je verheilen, aber du musst dir keine Sorgen mehr um Schmerzen machen.“
„Liliana.“
Eine tiefe männliche Stimme, nicht die ihres Vaters, nicht verletzend und boshaft und …
„Liliana.“
Ungeduld färbte dieses Mal ihren Namen und durchbrach den Nebel der Erinnerung.
Ihr Kopf fuhr hoch, und sie sah in wintergrüne Augen, die sagten, dass er sie wirklich gern nackt sehen würde. Ihr Blut erhitzte sich, aber sie erstickte das Brennen mit kalter Logik. Dieser Mann war nicht wie die anderen, er hatte nicht vor, sie zu demütigen – aber er konnte kaum viele Frauen kennen, wenn man sein Leben in der Schwarzen Burg betrachtete. Da überraschte es nicht, dass selbst das hässlichste Mädchen in allen Königreichen seine Aufmerksamkeit erregte.
„Ich habe gesagt, ich ziehe mich nicht vor Euch aus.“ Sie behielt die Arme weiter verschränkt und versteckte damit auch ihre aufgestellten Brustspitzen, die ihr peinlich waren.
Ein düsterer Ausdruck legte sich auf sein Gesicht, als er die Geste nachahmte. „Ich bin der Lord der Schwarzen Burg. Du bist meine Bedienstete.“ Eine gehobene Augenbraue. „Auch wenn du außerdem noch meine Gefangene bist.“
„Badet Bard auch nackt vor Euch?“
„Ich wünsche nicht, dass Bard nackt vor mir badet.“
Sie funkelte ihn wütend an. Wenn sie jetzt nachgab, war alles vorbei. Um ihn nach Elden zurückzubringen, musste sie ihn herausfordern, ihn wecken. „Keine Geschichte.“
„Du wirst mir eine Geschichte erzählen oder im Kerker verhungern.“
„Schön.“
Ein Knurren. Ein wirkliches
Knurren
, eines, das über jeden Zentimeter ihrer Haut fuhr. Dann drehte er sich auf dem Absatz um und kehrte ihr den Rücken zu. „Zwei Minuten.“
„Ihr glaubt doch nicht, dass ich mich tatsächlich ausziehe, solange …“
„Jetzt eine Viertelminute weniger.“
„Das war gerade mal eine Sekunde!“ Als ihr klar wurde, dass er vorhatte zu schummeln, riss sie sich die Kleider – auch die Unterwäsche, die sie gestern gewaschen hatte – so schnell vom Leib, dass sie etwas reißen hörte, und krabbelte in die Wanne. Das Wasser wogte noch über den Wannenrand, als er sich wieder umdrehte.
Seine Enttäuschung war offenkundig. „Der Dampf verbirgt dich sehr gut.“
„Ja.“ Ihre Brust hob und senkte sich rasch, als sie versuchte, zu Atem zu kommen. „Das tut er.“
„Das nächste Mal mache ich das Wasser nicht so heiß.“ Er ging zu ihr und fing an, ihre Kleider einzusammeln. Dann starrte er die Kleidungsstücke an,
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