Lord der toten Seelen: Royal House of Shadows (German Edition)
drängen konnte. „Hier wirst du mich überzeugen, nicht mehr wütend zu sein.“
21. KAPITEL
L ilianas Verstand setzte einige Sekunden lang einfach aus. Noch ehe Micah die Tür geschlossen und sie festgehalten hatte, die Hände neben ihrem Kopf abgestützt, war ihr das riesige Himmelbett mit den schwarzen Laken aufgefallen, in dem sie in der Nacht vor dem Angriff der Arachdem gelegen hatte. Ein Bett, in dem sie eingeschlafen war, weil sie dort auf den Wächter des Abgrunds gewartet hatte.
„Liliana.“
Sie nahm all ihren Stolz zusammen und schob ihr Kinn vor. „Was, wenn ich sage, ich will nicht?“ Wieder bei ihm zu sein war eine Versuchung, der sie nur mit Mühe widerstehen konnte, aber sie würde sich nicht so erniedrigen, nicht einmal, um diesen Mann friedlich zu stimmen, von dem sie leichtsinnigerweise angenommen hatte, dass er sich etwas aus ihr machte.
„Ich würde dir zwischen die Beine fassen und beweisen, dass du lügst.“
Er musste sie wirklich hassen, wenn er sie so beschämen wollte. „Bin ich deine Gefangene?“, fragte sie. Die Scham legte sich wie ein schwerer, kalter Stein auf ihre Brust. Jede Erinnerung an ihre gemeinsame Zeit wurde durch diese Hässlichkeit beschmutzt. Es zerriss ihr das Herz, weil diese Erinnerungen ihr größter Schatz waren.
Er runzelte die Stirn und stieß sich von der Tür ab. „Geh. Geh einfach.“ Er wandte sich ab und verschränkte die Arme.
Er lässt mich gehen.
Selbst nach den Lügen, die sie ihm erzählt hatte, und auch wenn er so wütend war, dass seine Augen wie Edelsteine funkelten, ließ er sie gehen – obwohl er jedes Recht hatte, ihr wehzutun. Nein, dachte sie, nein. Das waren die dunklen Gedanken einer Frau, die bei jemandem aufgewachsen war, der sie wie Besitz behandelt hatte, den er brechen und schlagen und ausbluten konnte.
Für einen Mann wie Micah, dessen Ehre so tief und wahrhaftig war, dass sie den Abgrund selbst überlebt hatte, wäre es ein Gräuel, einer Frau wehzutun. Und doch hatte er sie in sein Schlafzimmer gebracht und verlangt, dass sie seine Wut linderte. Die Nähe des Bettes ließ nur einen Schluss zu, aber sie wusste jetzt, es war der falsche.
Verletzt und verwirrt, wie sie war, voller Angst, dass die Hoffnung sich als trügerisch erweisen würde, nahm sie sich ihn selbst zum Vorbild und fragte einfach direkt. „Warum hast du mich hergebracht?“
Schweigen.
Sie war wütend und frustriert, aber sie wollte ihn mehr, als sie je irgendetwas oder irgendjemanden gewollt hatte – selbst ihre Freiheit –, also stapfte sie um ihn herum und sah ihn fest an. Als er sich weigerte, den Kopf zu senken, um ihr in die Augen zu sehen, hämmerte sie mit den Fäusten gegen seine gepanzerte Brust. „Ich muss es wissen, du riesiges schmollendes Biest!“ Es platzte einfach aus ihr heraus.
Damit brachte sie ihn dazu, sie anzusehen. Sein Blick war grün und kalt, seine Worte waren schneidend vor Wut. „Du wolltest gehen. Da ist die Tür.“
Sie starrte ihn an und konnte kaum widerstehen, ihm auf den gestiefelten Fuß zu stampfen. „Ich dachte …“
du wolltest mich demütigen.
Sie schluckte die Worte herunter, ehe sie entkommen konnten, denn sie auszusprechen würde ihn auf eine Weise verletzen, auf die dieser Mann nie, niemals verletzt werden sollte.
Nein. Worte sind nicht genug. Du hast mich mit Worten belogen.
„Liliana, du bist noch da.“
Hier wirst du mich überzeugen, nicht mehr wütend zu sein.
„Warum gehst du nicht?“ Er knurrte es fast.
„Wir hatten in der Großen Halle Freude aneinander“, flüsterte sie, sah über ihre Scham hinweg, weil sie einfach so viel wiedergutzumachen hatte. „Auf dem Stuhl.“
Sein Augen leuchteten, und sie wusste,
wusste
einfach, dass er daran dachte, wie sich ihre nackte Haut an seiner angefühlt hatte, als sie sich an seinem heißen und harten Schaft gewunden hatte. „Ich glaube nicht, dass es dir sehr viel Spaß gemacht hat.“
„Hat es.“ Sie schluckte, um ihre trockene Kehle zu befeuchten, stellte sich auf die Zehenspitzen und spürte, wie die Erkenntnis wie ein sanfter Regen auf ihre Sinne niederging. „Bitte beug dich etwas vor.“
„Warum?“
„Ich versuche, dich zu überzeugen, nicht mehr wütend zu sein.“ Es war nichts Brutales oder Grausames an seinem Befehl gewesen, auch nicht daran, wie er sie in sein Zimmer gezogen hatte. Micah war nicht in der Welt aufgewachsen, er dachte nicht wie ein gebildeter Höfling oder ein weltgewandter Verführer, er hatte nie einen
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