Lord der toten Seelen: Royal House of Shadows (German Edition)
vielleicht noch mehr Fallen gelegt, die an dein Blut gebunden sind. Da wir uns jetzt in einer Welt befinden, in der er Macht hat, stehen die Chancen gut, dass sie sehr viel wirksamer sein werden.“
Auch wenn es sie ärgerte, gab sie ihm recht. Und es wäre unklug, ihre Gegenwart zu verraten, wenn die Überraschung der einzige wirkliche Vorteil war, den sie hatten. „Sie haben Angst vor Feuer.“ Sie erinnerte sich, wie wütend ihr Vater über diesen Makel gewesen war. „Aber es muss ein großes sein, um einen so riesigen Schwarm zu verscheuchen.“
„Wir müssen nicht alle verscheuchen.“ Er wendete seine Nachtmähre, sodass er hinter ihr war, und sagte: „Wenn ich es dir sage, nimmst du dein Pferd und fliehst.
Verstanden.“
Es war keine Frage.
„Ich bin bereit.“
„Versprich es mir.“
Vermutlich wollte er sichergehen, dass sie sich an seine Anweisungen hielt, weil ihre Flucht sekundenschnelles Timing benötigte. Sie nickte. „Ich verspreche es.“ Sie streichelte die Mähne ihrer Nachtmähre, die viel zu intelligent war, um sich anzustellen, die aber in der Nähe der Schlangen sichtlich nervös war, und wartete. Und schrie fast auf vor Schreck, als sie sich umdrehte und sah, wie Micah von seinem Pferd auf den Boden sprang. „Nein!“
„Denk an dein Versprechen“, ermahnte er sie und grub seine Finger in die Erde. Die Anstrengung war seinen Schultern und seinem Gesicht deutlich anzusehen, und an seinen Schläfen bildeten sich Schweißperlen. Aber sein Blick war nach vorn gerichtet. Sie folgte ihm und sah, dass der Schwarm aufgebracht wurde und jetzt unaufhörlich zischte, scharf und angriffslustig.
Einen Augenblick später fingen die Schlangen an, rasch in zwei Richtungen davonzukriechen, und bildeten einen schmalen – viel zu schmalen – Gang zwischen ihren Leibern. Da sah sie die dünnen Rinnsale aus Magma, die sich einen Weg aus der Erde bahnten, den Schlangen die Bäuche verbrannten und sie in die Flucht schlugen. Mit wild pochendem Herzen wollte sie sich gerade zu Micah umdrehen, als er rief: „
Lauf!“
Jeder Teil von ihr wollte Widerstand leisten, aber sie hatte es versprochen, also beugte sie sich über den langen Hals ihrer Nachtmähre und trieb die tapfere Kreatur über das Magma. Seine Hufe schlugen so schnell, dass sie hoffentlich keinen Schaden dabei nahmen. Erst als Liliana fast auf der anderen Seite war, wurde ihr klar, dass sie hinter sich niemanden hören konnte.
25. KAPITEL
M icah kannte dieses Land nicht. Es gehörte nicht ihm. Statt zu ihm sprechen zu können, musste er seine Magie in die Erde zwingen und das Magma förmlich hinaufziehen. Es war schwer, und seine Muskeln wurden steif dabei. Er wusste, dass die dünnen Rinnsale aus geschmolzenem Gestein wieder im Boden versinken würden, sobald er den Kontakt brach, deshalb wartete er, bis Liliana sicher auf der anderen Seite angekommen war, ehe er aufstand und in einer einzigen flüssigen Bewegung auf seine Nachtmähre sprang.
Das intelligente Tier sprang im gleichen Augenblick vor, und sie liefen auf den schmalen Pfad zu, auch wenn die heißen Tränen der Erde sich bereits zurückzogen. Zischend kamen die Schlangen auf sie zu, schnappten nach den Beinen des Pferdes. Er sah, wie Lily von ihrem eigenen Reittier sprang, sah, wie das Licht sich an der Klinge in ihrer Hand spiegelte, und wusste, dass sie sich bereitmachte, ihre Blutmagie zu benutzen.
Noch nicht, noch nicht.
Er beugte sich dicht über den Hals der Nachtmähre. „Bereit, mein Freund?“
Muskeln spannten sich, ein kräftiger Sprung, und die Nachtmähre setzte noch über die letzte Schlange hinweg und kam rutschend auf dem leichten Abhang dahinter zum Stehen. Liliana ließ das Messer fallen und rannte auf ihn zu, noch während er vom Pferd sprang. Er breitete die Arme aus, um sie zu umarmen. Sie schlug stattdessen mit beiden Händen auf seine Brust. „Wie konntest du mir das antun!“ Wut färbte ihre Wangen und ließ ihre Augen leuchten. „Du könntest jetzt tot dahinten liegen, und die schrecklichen Schlangen würden ihre Zähne in dich versenken!“
Micah packte ihre Handgelenke, aber statt von ihm abzulassen, trat sie nun nach ihm. Also zog er sie fest in seine Arme und verschränkte seine Beine mit ihren. „Liliana“, fing er an, aber sie hörte nicht zu. Er hatte noch nie eine wütende Frau in den Armen gehabt und war sich nicht sicher, was er tun sollte, aber es schien logisch, dass Lust ihre Wut ersticken würde.
Also küsste er sie.
Sie biss
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