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Lord Gamma

Lord Gamma

Titel: Lord Gamma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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sind eins, wie du dir denken kannst«, erklärte Gamma. »Dort oben liegt unser vorläufiges Ziel.« Er verstummte, schien zu lauschen. »Sie sind in der Nähe«, sagte er.
    »Läufer?«
    Er nickte und hob den Kopf, wie ein Tier, das eine Witterung aufnimmt. »Es sind zwei. Ich empfange ihre Signale. Sie haben sich eingegraben, befinden sich im Ruhemodus.«
    Ich musterte Gamma. Er erwiderte meinen Blick, grinste. »Jetzt fragst du dich, woher ich das weiß.« Er tippte mit dem Zeigefinger gegen Prills Stirn. »Sender, Empfänger … Besitzt du noch die Waffe, die ich dir geschickt habe?«
    »Ja.«
    Gamma lief an den Straßenrand, sah über die Wüste und schien wieder nach den Läufersignalen zu ›horchen‹. Als ich zu ihm aufgeschlossen hatte, verlangte er nach dem Strahler. Ohne Bedenken zog ich die Waffe aus der Jacke und reichte sie ihm, in dem Glauben, er hätte womöglich eine der Maschinen erspäht. Statt dessen drehte Gamma sich herum und zielte auf den Pontiac.
    Ich hob in einer sinnlosen Gebärde die Arme, als wollte ich das, was sich aus der Waffe löste, mit bloßen Händen abfangen. Gamma ließ sich nicht beirren. Ohnmächtig mußte ich mit ansehen, wie er den Energiestrahl über die Karosserie wandern ließ. Innerhalb von Sekunden löste sich der Wagen zu einer transparenten Masse auf, wurde zu einem Flimmern der Luft und war schließlich verschwunden, ohne Explosion, ohne Feuer, völlig geräuschlos, wie in einem Stummfilm. Ich fühlte einen unangenehmen Druck in den Ohren, räusperte mich, um mich zu vergewissern, daß ich nicht taub war. Im Straßenbelag klaffte ein asymmetrisches Loch.
    »Den Wagen brauchen wir nicht mehr«, rechtfertigte Gamma sein Tun und reichte mir den Strahler zurück. »Er war nur eine Ektoplasma-Nachbildung. Oder hast du tatsächlich geglaubt, wir hätten ihn von der Erde hierher transportiert?«
    »Ein Fahrzeug aus Plasma?«
    »So wie der ganze Rest um uns herum. Die Bunker, die Ebene, die Waffen …«
    »Das ist ein Scherz.« Ich sah mich ungläubig um. »Das alles ist in Wirklichkeit nicht real? Die ganze Bunkerwelt? Wie soll das möglich sein?«
    »Alles nur eine Frage der Konsistenz.«
    »Und Pistolenkugeln aus Ektoplasma?«
    Gamma hob amüsiert die Augenbrauen. »Ich erkläre es dir, wenn wir in Sicherheit sind. Jetzt sollten wir uns erst einmal um unsere beiden Freunde kümmern. Wenn wir schon beim Thema sind: du trägst diese Projektilwaffe sicher noch bei dir …«
    Elefant betritt Porzellanladen! durchzuckte es mich. Ich ahnte, was mein Mentor beabsichtigte. Trotzdem fragte ich: »Was hast du vor?«
    »Schieß einfach in die Luft.«
    »Aber sie werden uns sofort attackieren«, wandte ich ein.
    Gamma sah mich energisch an. Mit gemischten Gefühlen zog ich die Browning, hob sie über den Kopf und drückte ab. Der Schuß krachte, in derselben Sekunde explodierte in der Nachbarzone, nur fünfzig Meter von uns entfernt, der Boden. Er spie, wie nicht anders zu erwarten, eine massige schwarze Kugel auf acht Beinen aus, die sich augenblicklich auf uns zubewegte. In unserer Zone, etwa einen halben Kilometer in Richtung der Berge, wiederholte sich das Schauspiel nur einen Atemzug später. Ich fluchte, zielte auf den Kopf des vordersten Läufers und drückte ab, doch Gamma riß meinen Arm zu Boden. Das Projektil schlug wirkungslos in den Wüstensand. Das war’s, dachte ich. Game over!
    Die heranpreschende Maschine stoppte unvermittelt, blieb nur wenige Schritte von uns entfernt stehen und ließ ihre erhobenen Greifzangen zu Boden sinken. Der zweite Läufer, der den längeren Weg zurückzulegen hatte, zeigte kurz darauf das gleiche Verhalten.
    »Sie können nicht in die Barriere eindringen«, erklärte Gamma. »Es würde ihnen ebenso ergehen wie den Klonen. Auch ihre Waffen sind wirkungslos. Solange wir uns innerhalb des Korridors bewegen, den die Barriere bildet, sind wir vor ihnen sicher.«
    »Was sie aber nicht davon abhalten wird, Nachrichten an die Stationen zu übermitteln«, gab ich zu bedenken.
    »Das haben sie bereits. Wir sollten uns also beeilen.«
     
    Lediglich einen Meter breit wäre die Barriere zwischen den Zonen, erklärte Gamma. Genaugenommen wäre sie ein Spalt in der Zeit, eine Fuge, umgeben von einem Kraftfeld, das mein Mentor als Puffer bezeichnete. Es dehnte sich beidseitig der Zeitspalte etwa sechs Meter weit aus und bildete den unsichtbaren Korridor, durch den wir schritten. Der Begriff ›Fuge‹ war mir neu. Eine Barriere stellt ein Hindernis dar,

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