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Lord Gamma

Lord Gamma

Titel: Lord Gamma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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aufzuhalten, wenn Babalon sie erweckt hat?« fragte ich Sebastian.
    »Nicht viele. Dir bleibt immerhin die Hoffnung, es beim zweiten Mal besser zu machen, falls du wieder in die Oberschicht gewählt wirst und dich das Los erneut trifft.«
    »Und wenn innerhalb dieser Trauma-Festung niemand mehr mit seinem Unterbewußtsein in Konflikt kommt, hat Babalon seinen Zweck erfüllt. Eine äußerst extravagante Heilbehandlung für …«
    Ich stockte. Wenige Schritte vor uns war eine dunkelhäutige Gestalt auf den Pfad getreten. Der Fremde hielt ein Gewehr in den Händen und versperrte uns den Weg. Er trug dreckige Blue-Jeans, ein ärmelloses graues Hemd und ausgetretene Turnschuhe. Sein schulterlanges krauses Haar wurde von einem Stirnband gebändigt, billige Tätowierungen zierten seine Oberarme. Aus dem nahen Dickicht drang eine ungeduldige Stimme, rief etwas auf spanisch.
    »No Milizia, dos Americanos!« antwortete der Bewaffnete in den Wald, hielt jedoch weiterhin sein Gewehr auf uns gerichtet. Ein schwarzer Oberlippenbart zuckte über seinen zusammengekniffenen Lippen. »Buenos noches, Gringos!« begrüßte er uns. Sich nähernde Stimmen wurden laut, dazwischen das Schnauben von Tieren.
    Ich schloß die Augen, schüttelte den Kopf und murmelte: »Das darf alles nicht wahr sein.«
    »Phase zwei, nehme ich an«, sagte Sebastian. »Das wird sicher eine interessante Begegnung.«
    »Darauf kannst du Gift nehmen«, antwortete ich leise. »Sie kann aber nicht so verlaufen wie damals, denn wir sind zu zweit. Ich war allein.«
    Mein Begleiter sah sich erwartungsvoll um und fieberte dem Kommenden mit fast kindlicher Neugier entgegen. Kurz darauf gruppierten sich neun Bewaffnete und vier bepackte Maultiere um uns. Macheten und Flinten glänzten im schwindenden Tageslicht, zwei der Fremden trugen automatische Gewehre. Einige der Männer kratzten sich, als hätten sie Läuse, und ein übelriechender Geruch aus Schweiß und Fusel vernebelte die Luft.
    »Was sind das für Kerle?« erkundigte sich Sebastian.
    »Zivilgardisten der Bananeros«, raunte ich ihm zu. »Auch, wenn sie nicht so aussehen. Sie transportieren Waffen aus Siquirres in die Plantagen nach Tortuguero.«
    »Wo ist das Problem?«
    »Solche Transporte gehen an der Regierung vorbei.«
    Der Fremde, der uns den Weg versperrt hatte, musterte uns mißtrauisch, ließ endlich sein Gewehr sinken und trat näher. »Mein Name ist Dixon«, stellte er sich in gebrochenem Englisch vor. »Und ihr beiden seid Robinson und Freitag, nehme ich an.« Sein Gefolge quittierte reagierte mit belustigtem Raunen. Der Wortführer trat heran, musterte erst Sebastian, dann mich abschätzend und fragte: »Wer seid ihr, Gringos?«
    Ich stellte uns vor, gab an, daß unser Bus eine Panne gehabt hätte und mitten im Fluß stehe. Nun wären wir auf dem Weg ins nächste Dorf, hätten aber weder Kompaß noch Karte und daher wahrscheinlich die Orientierung verloren.
    Dixon hob die Augenbrauen, sah uns zweifelnd an. »Typisch«, urteilte er schließlich. »Immer eine Cowboy-Geschichte auf Lager. Wir passieren morgen Pueblo Nerro. Leider habt ihr Augen im Kopf und eine Zunge im Mund. Ich hoffe in eurem Interesse, euer Erinnerungsvermögen wird euch bestätigen, daß wir nur Tabak transportiert haben, falls die Milizia dort Fragen stellt.«
     
    »Fein«, kommentierte ich und blickte Sebastian wütend an. »Gib es zu, du findest es immer noch interessant.«
    Sebastian zuckte mit den Schultern. »Nach wie vor. Babalon gedeiht durch Informationen. Ich habe lange gebraucht, um es herauszufinden. Mein Ziel ist es, das Spiel zu gewinnen, falls ich mal wieder hier lande. Learning by doing, klar? Alles Gute oder Schlechte aus deinem Unterbewußtsein wird von Babalon resorbiert. Es ist fast, als wäre es neugierig und bestrebt, zu sammeln und zu wachsen, als genieße es geradezu, deinen Subcortex zu ergründen.«
    »Du bewunderst es«, warf ich Sebastian vor. »Redest, als hieltest du es für ein lebendes Wesen.«
    »Nein, das nicht«, verteidigte er sich. »Aber es muß eine äußerst hochentwickelte, um nicht zu sagen hochintelligente Software sein, die Babalon steuert. Ich war vor dem Big Bang in der Computerbranche tätig, besaß in Ohio meine eigene kleine Softwarefirma. Ich begeistere mich aus rein beruflichem Interesse.«
    Ich mußte plötzlich an das Sublime denken. Hatte Gamma nicht behauptet, es wäre ein bioelektronisches Zentrum, aber größtenteils ein lebendes Wesen? War Babalon ein Ableger des Sublime

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