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Lord Gamma

Lord Gamma

Titel: Lord Gamma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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habe noch nirgendwo eine Siedlung gesehen.«
    »Das Dorf der Verlierer liegt in der Schlucht. Du wirst es noch sehen. Vielleicht ist sogar schon ein Quartier für dich frei geworden.« Sebastian lachte wie über einen dreckigen Witz.
    Einer der Gardisten trat von der Seite an uns heran, packte mich an der Schulter und knurrte: »Maul halten!« Er stieß mir den Lauf seines Gewehres in die Rippen. »Americanos. Wenn es nach mir ginge, ich hätte euch an erstbesten Baum gebunden, als Futter für Hamata.«
    Sebastian flüsterte: »Klingt nicht sehr freundlich. Was meint er damit?«
    »Ameisen«, erklärte ich.
    Der Gardist grinste. »Si, Gringo. Hungrige kleine Biester, feine, saubere Sache. Aber wer weiß, bis Puerto Nerro kann viel passieren.«
    Ich lächelte schief. »Es wird auch viel passieren.«
    Mein Gegenüber streckte angriffslustig sein Kinn vor und funkelte mich an. »So, meinst du?« Er riß an meinem Kragen und bleckte die Zähne. »Ich hatte acht Jahre Aufsicht in Cárcel von Puntarenas. Dort man stemmt einem wie dir mit viel Freude den Arsch auf! Damit!« Er packe mich zwischen den Beinen und drückte kurz und kräftig zu, was mich schmerzerfüllt die Luft ausstoßen ließ. »Wir beide werden noch viel Spaß haben, Gringo!« lachte er, ließ mich wieder los, legte seine Waffe über die Schulter und wandte sich ab. Im selben Moment erklang ein leises, kaum wahrnehmbares Zischen. Etwas schlang sich wie ein Peitschenriemen um den Hals des Mannes und riß ihn in die Höhe. Der Gardist verschwand in der Dunkelheit, ohne einen Schrei auszustoßen. Lediglich sein Gewehr fiel nach ein paar Sekunden herab und landete ein paar Meter neben dem Pfad im Dickicht.
    Sebastian blickte hinauf in die Baumkronen. »Interessant«, bemerkte er, während ich einen lautlosen Fluch äußerte. Einen Atemzug später erklang ein Sirren, gefolgt von einem leisen Schlag, und ein dünner, langer Pfeilschaft ragte aus dem Schädel seines Packtiers. Bersten und Klirren folgte, als der Maulesel zusammenbrach. Gewehre fielen zu Boden, Proviantbündel platzten auseinander. Sebastian wurde zu Boden gerissen, wo er zwischen Geschirr und Kleidung liegenblieb.
    Ich stemmte mich gegen den Schritt meines eigenen Maultiers, das mich aufgescheucht hinter sich her zwang, und versuchte, das verängstigte Tier zu stoppen. Erst als mir die Lederriemen die Hände abzureißen drohten, blieb der Packesel endlich stehen. An der Spitze des Trecks kam Tumult auf. Einige der Männer rannten, Kommandos brüllend, mit erhobenen Waffen in den Wald. Sekunden später brach das Inferno los. Dutzende der Peitschen zuckten aus der Dunkelheit durch das von Magnesiumfackeln erleuchtete Szenario über die Köpfe der Gardisten hinweg, bis sie ihre Opfer gefunden hatten. Manche der Männer schrien, als sie in die Höhe gerissen wurden. Ihre Stimmen entfernten sich rasend schnell und endeten abrupt. Die Gardisten am Boden schrien nicht minder laut, während sie plan- und ziellos mit ihren Waffen in die Bäume feuerten. Laub und Zweige regneten auf uns nieder, das Stakkato der Schüsse war ohrenbetäubend.
    »Estos malditos diablos!« vernahm ich die Stimme Dixons, der sichtlich erregt auf uns zu rannte. »Emilio!« rief er und blickte sich dabei gehetzt um. »Emilio, caray, dónde estás?«
    »Er ist tot«, informierte ich ihn, als er uns erreichte.
    Dixon stieß die Luft aus und blickte auf Sebastian, der bemüht war, wieder auf die Beine zu kommen. Dann wirbelte er herum und schrie: »Hombres, aquí junto a mi lado! Venga, que quiero veros!« Er zog ein Messer und durchtrennte Sebastian und mir die Handfesseln. Jene, die von seinem Gefolge übriggeblieben waren, kamen geduckt herbeigelaufen. Es waren gerade mal drei Männer, ihre Gesichter bleich, ihre Augen voll nackter Angst. Auch Dixon stand der Schweiß auf der Stirn. Gemeinsam rotteten wir uns neben dem Pfad im ausgefaulten Leib eines umgestürzten Baumriesen zusammen. Die morsche Kammer war kaum länger als drei Meter und nicht einmal einen Meter hoch. Modergeruch, Schweiß und schlechter Atem hüllten mich ein. Ich rieb mir die schmerzenden Gelenke, während Sebastian aufmerksam in die Dunkelheit starrte. Die Fangschlingen hatten sich in die Dunkelheit zurückgezogen. Trügerische Stille herrschte.
    »Diese Bastarde sind noch dort oben, das fühle ich«, murmelte Dixon und steckte ein neues Magazin an sein Gewehr. »Ich werde jedem von ihnen das Herz zum Arsch rausreißen. Maldita cria de indios …!«
    Ich indes

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