Lord Garrows widerspenstige Braut
zweifle ich daran, dass er sich bändigen lassen würde. Er scheint mir immens stark zu sein. Vielleicht können wir ihn festbinden …"
Plötzlich regte sich der Highlander. "Nicht nötig. Gebt mir einen Knebel und fangt endlich an", sagte er mit erstickter Stimme.
"Garrow ist ja wach! Vater, er ist bei Bewusstsein!" rief Susanna.
Der Schotte warf ihr einen schmerzerfüllten Blick zu. "Würde es dir etwas ausmachen, mir von dem Whisky zu geben …"
Fragend schaute Susanna zu ihrem Vater.
"Mach schon. Er wird es brauchen", meinte der Earl.
Susanna goss Whisky in ein Glas und eilte an das Bettende. Sie schob James den freien Arm unter den Kopf und hob ihn an, damit er trinken konnte. Er nahm drei große Schlucke, dann presste er die Lippen zusammen.
"Noch ein bisschen?" flehte sie. "Trink lieber etwas mehr."
"Nein", erklärte er, während er seinen Kopf zur Seite drehte, als sie das Glas erneut ansetzte. "Glaub mir, es … es ist besser, wenn ich Herr meiner Sinne bin. Ich könnte euch sonst verletzten. Was ich intus habe, reicht aus, um den Schmerz etwas zu betäuben."
"Nehmen Sie … nimm doch einfach meine Hand", schlug sie vor.
Er verzog das Gesicht. "Ich würde dir die Finger brechen! Gib mir ein Stück Leder, auf das ich beißen kann, ja?"
"Leder. Leder?" wiederholte sie, während sie suchend im Zimmer umherschaute, aber sie konnte kein Stück Leder entdecken.
Er streckte die Hand aus und nestelte an ihrem Gürtel, bis er ihn geöffnet hatte. Fassungslos sah sie zu, wie er den Gürtel neben sich legte, ihn mit einer Hand faltete und darauf biss. Dann streckte er beide Arme aus, klammerte sich an der Matratze fest und nickte.
"Ich bin so weit. Hierher, Susanna. Leg dich über seine Füße, damit er ruhig bleibt", meinte ihr Vater.
James lächelte, so gut das mit dem Gürtel im Mund ging, und zwinkerte, so als wolle er sagen: "Ich werde dir nichts tun."
Susanna sah auf den Schotten hinunter. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass er vollkommen nackt vor ihr auf dem Bett lag. Hitze stieg ihr in die Wange. "Alles wird gut", versicherte sie ihm atemlos, weil sie ihn irgendwie trösten wollte. "Vater hat das sicher schon ganz oft gemacht. Ich bin mir sicher, es wird nicht lange dauern, bis …"
"Susanna! Jetzt mach schon! Hör auf, törichtes Zeug zu schwatzen. Er weiß, dass ich alles tue, was in meiner Macht steht, um ihm zu helfen."
Susanna brach ab. Die Blicke schamhaft von seinem unbekleideten Körper abgewandt hastete sie zum unteren Bettende. Sie setzte sich auf seine Beine und hielt die Knöchel des Schotten mit beiden Händen fest umschlossen.
Wie schrecklich die Schmerzen für James sein mussten, ahnte sie in den nächsten Minuten: Sie konnte spüren, wie sich sein Körper anspannte, während sie ihren Vater mit seinen provisorischen Instrumenten hantieren hörte. Immer wieder ließ er die Geräte zurück in die Metallschüssel mit kochendem Wasser fallen, was ein schepperndes Geräusch verursachte. Susanna hielt die Augen starr auf das Bettende geheftet, unfähig, der Operation zuzuschauen.
Einen Moment lang entfernte sich ihr Vater vom Bett. Sie hörte seine Schritte, dann gab es ein seltsames Geräusch und es roch nach verbranntem Fleisch. James stöhnte, dann entspannten sich die Muskeln in seinen Beinen.
"Er ist ohnmächtig. Du kannst aufstehen, Susanna", sagte ihr Vater erschöpft.
Erst jetzt bemerkte sie, dass sie die meiste Zeit ebenso angespannt gewesen war wie James selbst.
"Du musst seine Kopfwunde nähen, bevor er wieder aufwacht, Kind."
"Ich muss die Kopfwunde nähen", wiederholte sie, während sie sich geistesabwesend erhob. Sie spürte, wie ihre Hände zitterten. Dann sah sie James an. Das bringe ich nicht fertig, dachte Susanna. Das kann ich einfach nicht tun. Diese Nacht war entsetzlich. Tief atmete sie durch. Wenn der Schotte diese grauenvolle Prozedur ohne einen einzigen Schrei über sich hatte ergehen lassen können, dann durfte sie ihm ihre Hilfe nicht verweigern.
Sie fischte sich eine Nadel aus der Metallschüssel mit dem kochenden Wasser und fädelte mit ungeschickten Händen ein Stück der nassen Seide ein. Zu ihrer eigenen Überraschung gelang es ihr, die Wunde an James' Stirn mit nur drei Stichen sauber zu schließen. Sie fühlte sich richtiggehend euphorisch, als ihr Vater sie nach getaner Arbeit hinüber in den Aufenthaltsraum geleitete, um ihr ein Glas Brandy zur Stärkung zu reichen.
"Ich muss los, Susanna. Du musst dich von nun an gut um ihn
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