Lord Garrows widerspenstige Braut
Tatsache, dass er nackt wie ein Baby war. Als er ihr einen irritierten Blick zuwarf, errötete sie.
"Hol den Diener. Ich brauche Hilfe."
"Wozu denn, ich bin doch hier", meinte sie spitz. "Was möchtest du denn?"
James wurde heiß, was nicht auf einen plötzlichen Fieberanfall zurückzuführen war. "Hol einen Diener! Jetzt!"
Sie wandte sich um und ging zur Tür. "Als du bewusstlos warst, fand ich dich netter."
"Ich war bewusstlos? Wirklich? Wie lange?" fragte er.
"Drei Tage", antwortete sie barsch, bevor sie sich umdrehte und das Zimmer verließ.
Drei Tage? So lange hatte sie sich persönlich um ihn gekümmert? Vermutlich war dies der Grund für ihre Erschöpfung. Es ist bestimmt nicht einfach für sie gewesen, dachte James, während er laut aufseufzte. Sie hatte ihn drei Tage lang umsorgt, und er dankte ihr diese Fürsorge mit bissigen Bemerkungen und Anschuldigungen. Irgendwie würde er das wieder gutmachen müssen.
Bevor sie zurückkehrte, hatte James sie in Gedanken zu einer Heiligen verklärt. Er schwor sich, dass er alles tun würde, um diese Frau auch wirklich zu verdienen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass ein anderer Mann so viel Glück hatte wie er.
Plötzlich kam Susanna mit einem Diener zurück. Offenbar hatte sie neue Kraft geschöpft. "Dies ist Thomas Snively", stellte Susanna den Bediensteten vor. "Er war die letzten Tage ein wahres Gottesgeschenk und hat nach dir gesehen. Ich vermute, du erinnerst dich nicht an ihn?" fragte sie, während sie dem Diener ein warmes Lächeln schenkte.
"Nein", murmelte James. Irritiert musterte er den attraktiven jungen Mann in der dunkelgrünen Livree des Hotels, der nun vor ihm stand.
"Guten Morgen, Sir", sagte der Mann. "Wie schön, dass es Ihnen heute besser geht. Was kann ich für Sie tun?"
Snively war Engländer, das war nicht zu überhören. Diese Tatsache und sein Aussehen ließen plötzlich Misstrauen in James aufsteigen. Zornig starrte er Susanna an und fragte sich, warum seine Frau dem Lakaien ein so liebevolles Lächeln zuwarf. Er spürte ein Gefühl von Eifersucht in sich aufsteigen, das ihm normalerweise fremd war. "Du kannst gehen, Susanna!" beschied er ihr barsch.
Jetzt blickte Susanna ihn und nicht Snively an, allerdings weit weniger liebevoll, wie er fand. "In dieser Art und Weise lasse ich mich nicht hinausschicken!" erklärte sie würdevoll.
James schloss die Augen und knirschte mit den Zähnen. "Dann bitte ich Sie herzlich, Mylady: Wären Sie wohl so überaus liebenswürdig, dieses Zimmer nun zu verlassen, damit Ihnen Peinlichkeiten erspart bleiben?"
"Aber natürlich, wenn du mich so bittest …" Sie raffte ihre Röcke und schwebte anmutig – und hastig – aus dem Zimmer.
James seufzte. Dann blickte er Snively an, der diese Szene amüsiert zu betrachten schien. "Snively, ich habe Grundsätze", drohte er. "Ich werde eigentlich niemals jemandem gegenüber gewalttätig, der keine Bedrohung darstellt. Aber Ihnen werde ich dieses Lächeln aus Ihrem Gesicht schlagen, wenn ich muss."
"Ja, Sir." Das Lächeln verschwand sofort.
"Und starren Sie meine Frau nicht so an", fügte James hinzu.
"Mit Verlaub, ich habe eine noch hübschere Frau daheim, die mich in Stücke reißen würde, wenn ich das täte. Wollen Sie Ihr Bein belasten, oder soll ich die Bettpfanne bringen?"
"Werden Sie nicht impertinent! Und helfen Sie mir auf", gab James scharf zurück. Dennoch war ihm wohler zu Mute, als er erfuhr, dass Snively glücklich verheiratet war.
Snively schien genau zu wissen, wie er James stützen musste. Es dauerte keinen Moment, da stand James. Der Diener empfahl ihm, eine Minute auszuruhen, weil er seit Tagen das erste Mal das Bett verlassen habe. "Heute Nachmittag werde ich Ihnen Krücken bringen. Der Arzt meinte, in ein paar Tagen können Sie schon wieder ganz gut gehen", meinte Snively, sobald er Lord Garrow frisch verbunden hatte.
James ignorierte diese Bemerkung. "Wo sind meine Kleider?" fragte er stattdessen.
"Ihre Kleidung und Ihre Werkzeuge habe ich auf Geheiß Ihrer Frau aus dem Hog and Truffle Inn zu Ihnen ins Hotel gebracht – Ihre Frau bat mich, ausfindig zu machen, wo Sie bis dato logiert haben."
Einen Moment lang war James sprachlos. Dann schüttelte er den Kopf. "Donnerwetter! Und das haben Sie herausgefunden? Sie müssen sich viel Mühe gemacht haben …."
Snively verneigte sich. "Mylord, wir wissen alle, was Sie für den Earl getan haben. Der Earl ist sehr großzügig und beim ganzen Personal beliebt. Wir sind immer sehr
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