Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes
daß dies die offizielle Version ist. Und – Moment – ich möchte Fotos von dem Scheck und allen eventuellen Fingerabdrücken darauf haben. Sofort per Sonderkurier hierherschicken. Der Scheck ist doch wohl echt? Die Bank sagt, er ist? Gut! Was sagt er denn? … Ach! … Existiert der Umschlag noch? – Vernichtet? Armer Teufel. Gut. Gut. Wiederhören.«
Er wandte sich ziemlich aufgeregt an Wimsey.
»Hallelujah Dawson ist gestern in die Lloyds-Bank in Stepney gekommen und hat einen Scheck von Mary Whittaker über zehntausend Pfund präsentiert, bezogen auf die Leahamptoner Filiale und auf den Überbringer ausgestellt, mit Datum von Freitag, dem 24. Juni. Da es sich um eine so große Summe handelte und die Zeitungen von Freitag abend Miss Whittakers Verschwinden gemeldet hatten, wurde er gebeten, wiederzukommen. Inzwischen hat man sich mit Leahampton in Verbindung gesetzt. Als gestern abend der Mord gemeldet wurde, hat der Direktor der Leahamptoner Filiale sich daran erinnert und Scotland Yard angerufen, mit dem Ergebnis, daß man Hallelujah heute früh zur Vernehmung abgeholt hat. Er sagt, der Scheck sei am Samstag morgen per Post gekommen, in einem Umschlag und ohne jeden Kommentar. Natürlich haben diese Trottel den Umschlag gleich weggeworfen, so daß wir diese Geschichte nicht nachprüfen oder dem Poststempel nachgehen könnten. Unsere Leute haben die Sache jedenfalls ein bißchen merkwürdig gefunden, und Hallelujah wird jetzt für die Dauer weiterer Ermittlungen festgehalten – mit anderen Worten, er ist wegen Verdachts auf Mord und kriminelle Verschwörung verhaftet!«
»Der arme Hallelujah! Charles, das ist einfach teuflisch. Dieser unschuldige, nette alte Knabe, der keiner Fliege etwas zuleide tun könnte!«
»Ich weiß. Aber er steckt nun einmal drin und muß das durchstehen. Für uns ist es nur um so besser. Da ist jemand an der Tür. Herein, wenn’s kein Schneider ist!«
»Dr. Faulkner ist da und möchte Sie sprechen, Sir«, meldete der Wachtmeister, indem er den Kopf zur Tür hereinsteckte. »Ach ja, gut. Treten Sie näher, Doktor. Haben Sie die Untersuchung gemacht?«
»Habe ich, Inspektor. Sehr interessant. Sie hatten völlig recht. Das will ich Ihnen gleich von vornherein sagen.«
»Freut mich zu hören. Nehmen Sie Platz und erzählen Sie.«
»Ich werde mich so kurz wie möglich fassen«, sagte der Arzt. Er war aus London, von Scotland Yard geschickt und an Polizeiarbeit gewöhnt – ein hagerer, grauer Dachs, sachlich, scharfäugig und das gerade Gegenteil des »Greiners«, der Parker am Nachmittag zuvor so geärgert hatte.
»Also, zunächst einmal, der Schlag auf den Kopf hatte natürlich mit dem Tod überhaupt nichts zu tun. Sie haben ja selbst gesehen, daß so gut wie kein Blut da war. Die Wunde ist der Leiche einige Zeit nach dem Tod beigebracht worden – zweifellos, um den Eindruck eines Überfalls durch eine Räuberbande zu erwecken. So ähnlich ist es auch mit den Schnitten und Kratzern an den Armen. Sie dienen einzig der Tarnung.«
»Genau. Aber Ihr Kollege –«
»Mein Kollege, wie Sie ihn nennen, ist ein Dummkopf«, schnaubte der Arzt. »Wenn so seine Diagnosen aussehen, dürfte Crow’s Beach eine ziemlich hohe Sterblichkeitsrate haben. Das nur nebenbei. Wollen Sie die Todesursache wissen?«
»Chloroform?«
»Vielleicht. Ich habe die Leiche geöffnet, aber keine typischen Hinweise auf Gift oder dergleichen gefunden. Dann habe ich, wie Sie geraten haben, die notwendigen Organe entnommen und zur Analyse an Sir James Lubbock geschickt, aber ehrlich gesagt, davon erhoffe ich mir nicht viel. Chloroformgeruch war beim Öffnen des Brustkorbes nicht festzustellen. Entweder war seit dem Tod zuviel Zeit verstrichen, was bei diesem flüchtigen Zeug sehr gut möglich ist, oder aber die Dosis war zu gering. Für Herzschwäche habe ich keine Hinweise gefunden, und um ein gesundes junges Mädchen umzubringen, müßte man ihr das Chloroform schon über eine beträchtliche Zeit geben.«
»Meinen Sie, daß ihr überhaupt Chloroform gegeben wurde?«
»Doch, das glaube ich schon. Die Verätzungen im Gesicht legen die Vermutung nahe.«
»Das würde auch das im Wagen gefundene Taschentuch erklären«, sagte Wimsey.
»Ich könnte mir vorstellen«, überlegte Parker laut, »daß man erhebliche Kraft und Entschlossenheit aufwenden muß, um einem kräftigen jungen Mädchen Chloroform unter die Nase zu halten. Sie hätte sich bestimmt nach Kräften gewehrt.«
»Allerdings«, sagte der Doktor
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