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Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Titel: Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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ingrimmig, »aber das Komische ist, sie hat sich nicht gewehrt. Wie ich schon sagte, die ganzen Spuren von Gewaltanwendung wurden ihr nach dem Tod beigebracht.«
    »Wenn sie nun geschlafen hätte«, meinte Wimsey, »hätte man es dann heimlich machen können?«
    »O ja – mit Leichtigkeit! Nach ein paar tiefen Zügen von dem Zeug wäre sie halb bewußtlos gewesen, und dann hätte man schon etwas härter zupacken können. Ich halte es durchaus für möglich, daß sie in der Sonne eingeschlafen ist, während ihre Freundin einen Spaziergang machte und entführt wurde, und dann sind die Entführer wiedergekommen und haben Miss Findlater erledigt.«
    »Das kommt mir ziemlich überflüssig vor«, sagte Parker.
    »Warum hätten sie überhaupt zu ihr zurückgehen sollen?«
    »Wollen Sie sagen, daß beide eingeschlafen waren und zur gleichen Zeit überfallen und chloroformiert wurden? Das klingt doch reichlich unwahrscheinlich.«
    »Das sage ich auch nicht. Hören Sie zu, Doktor – aber behalten Sie das bitte für sich.«
    Er erklärte kurz, welchen Verdacht sie gegen Mary Whittaker hegten, und der Arzt hörte mit entsetztem Staunen zu.
    »Nach unserer Ansicht«, sagte Parker, »ist dann folgendes passiert: Wir nehmen an, daß Miss Whittaker aus irgendeinem Grunde beschlossen hat, das arme Mädchen loszuwerden, das so an ihr hing. Sie hat deshalb dafür gesorgt, daß sie zusammen zu einem Picknick fuhren und alle Welt wußte, wohin die Reise ging. Als Vera Findlater dann in der Sonne eingeschlafen war, hat Mary Whittaker sie nach unserer Theorie ermordet – entweder mit Cloroform oder – was für mich wahrscheinlicher ist – auf dieselbe Art, auf die sie auch ihre anderen Opfer umgebracht hat, weiß der Himmel, wie. Anschließend hat sie ihr einen Schlag über den Kopf gegeben und die anderen falschen Kampfspuren gelegt, worauf sie die Mütze in den Ginster warf, die sie zuvor gekauft und mit Brillantine eingeschmiert hatte. Natürlich lasse ich die Herkunft der Mütze prüfen. Miss Whittaker ist eine große, kräftige Frau – ich glaube nicht, daß es ihre Kräfte überstieg, diesen Schlag gegen eine wehrlose Leiche zu führen.«
    »Aber was sollen dann die Fußspuren im Wald?«
    »Darauf komme ich gerade. Daran ist einiges ziemlich faul. Erstens, wenn hier eine geheime Bande am Werk war, warum sollte sie sich extra bemüht und die einzige nasse, schlammige Stelle in zwanzig Meilen Umkreis ausgewählt haben, um ihre Fußspuren zu hinterlassen, während sie sonst so ziemlich überall hätte kommen und gehen können, ohne die mindesten erkennbaren Spuren zurückzulassen?«
    »Eine gute Überlegung«, sagte der Arzt. »Und dem möchte ich hinzufügen, daß sie doch den Verlust der Mütze bemerkt haben müßten. Warum sind sie nicht zurückgegangen, um sie zu holen?«
    »Ganz recht. Und weiter: Beide Paar Schuhe haben Abdrücke hinterlassen, an denen nicht der allermindeste Verschleiß festzustellen war. Ich meine, es war nichts davon zu sehen, daß diese Schuhe jemals getragen worden wären, und die Gummiabsätze an dem größeren Paar waren sogar ganz offensichtlich frisch aus dem Schuhgeschäft. Die Bilder davon müssen jeden Augenblick eintreffen, dann können Sie es selbst sehen. Natürlich ist es nicht unmöglich, daß beide Männer nagelneue Schuhe anhatten, aber ein bißchen unwahrscheinlich ist es doch.«
    »Stimmt«, pflichtete der Arzt bei.
    »Und nun kommen wir zum merkwürdigsten Umstand. Einer der angeblichen Männer hatte viel größere Füße als der andere, so daß man sich darunter einen größeren, vielleicht auch schwereren Mann mit längeren Schritten vorstellen sollte. Aber als wir die Spuren nachmaßen, was fanden wir da? Bei allen dreien – dem großen Mann, dem kleinen Mann und der Frau – sind die Schritte genau gleich lang. Die anderen Unstimmigkeiten können ja nun vielleicht noch durchgehen, aber das ist eindeutig kein Zufall mehr.«
    Dr. Faulkner ließ sich das eine Weile durch den Kopf gehen.
    »Das haben Sie gut kombiniert«, sagte er schließlich. »Für mich klingt das absolut überzeugend.«
    »Es ist sogar Sir Charles Pillington aufgefallen, der nicht der Klügsten einer ist«, sagte Parker. »Ich habe ihn nur mit größter Mühe daran hindern können, die ungewöhnliche Ähnlichkeit der Meßergebnisse vor dem Reporter von den Evening Views auszuposaunen.«
    »Sie meinen also, Miss Whittaker hatte diese Schuhe bei sich, als sie kam, und hat die Spuren selbst gelegt?«
    »Ja. Wobei sie

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