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Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Titel: Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Umständen des Falles gesprochen, und wissen Sie, ich würde ja nun nicht gern in ein Haus ziehen, das man irgendwie berüchtigt nennen könnte. Das wäre mir wirklich sehr unangenehm .« Und dies war zweifellos Miss Climpsons völliger Ernst.
    »Aber, nicht doch – keine Spur!« rief Miss Murgatroyd so eifrig, daß Mrs. Peasgood, die bereits eine geheimnisvollunheildräuende Miene aufgesetzt hatte, um zu antworten, sich gänzlich an die Wand gedrückt sah. »Das war doch eine einzige Gemeinheit. Es war ein natürlicher Tod – vollkommen natürlich, und außerdem für die arme Seele bestimmt noch eine gnädige Erlösung, denn ihre Leiden waren zum Schluß wirklich fürchterlich. Das Ganze war nur ein skandalöses Gerücht, das dieser junge Dr. Carr – ich hab ihn ja nie leiden können – in die Welt gesetzt hat, um sich wichtig zu machen. Als ob irgendein Arzt so genau das Datum bestimmen könnte, wann es dem lieben Gott gefallen wird, eine leidende Seele zu sich zu holen. Menschlicher Stolz und Eitelkeit, Miss Climpson, sind am allerschlimmsten, wenn sie uns dazu verleiten, Verdacht auf unschuldige Menschen zu werfen, nur weil wir mit unseren eigenen anmaßenden Vorurteilen verheiratet sind. Die arme Miss Whittaker. Sie hat eine schreckliche Zeit durchgemacht. Aber es wurde ja bewiesen – absolut bewiesen, daß an der Geschichte überhaupt nichts dran war, und ich kann nur hoffen, daß dieser junge Mann sich gehörig geschämt hat.«
    »Darüber kann man geteilter Meinung sein, Miss Murgatroyd«, sagte Mrs. Peasgood. »Ich sage, was ich denke, Miss Climpson, und meines Erachtens hätte es eine gerichtliche Untersuchung geben müssen. Ich versuche mit der Zeit zu gehen und glaube, daß dieser Dr. Carr ein sehr tüchtiger junger Mann war, wenn auch natürlich kein Hausarzt vom alten Schlag, wie ältere Leute ihn vorziehen. Jammerschade, daß diese nette Schwester Philliter fortgeschickt wurde – diese Forbes war ja soviel nütze wie Kopfweh, um mal einen der deftigen Ausdrücke meines Bruders zu gebrauchen. Ich glaube nicht, daß die was von ihrem Beruf verstand, und dabei bleibt’s.«
    »Schwester Forbes war eine reizende Person«, zischte Miss Murgatroyd, knallrot vor Entrüstung, daß man sie zu den älteren Leuten gerechnet hatte.
    »Mag ja sein«, erwiderte Mrs. Peasgood, »aber vergessen Sie schließlich nicht, daß sie sich einmal beinahe selbst umgebracht hätte, indem sie statt drei Gran neun Gran Calomel genommen hat. Das hat sie mir selbst erzählt, und was ihr einmal passiert ist, könnte ihr auch ein andermal passiert sein.«
    »Aber Miss Dawson hat überhaupt nichts bekommen«, sagte Miss Murgatroyd, »und auf alle Fälle war Schwester Forbes mit den Gedanken bei ihrer Patientin, anstatt mit dem Doktor zu flirten. Ich habe mir immer gedacht, daß dieser Dr. Carr einen Groll gegen sie gehabt haben muß, weil sie den Platz seiner Braut eingenommen hat, und nichts hätte ihm größere Freude machen können, als sie in Schwierigkeiten zu bringen.«
    »Sie werden doch nicht sagen«, rief Miss Climpson, »daß er den Totenschein verweigert und das ganze Theater gemacht hat, nur um die Schwester zu ärgern. So etwas würde doch kein Arzt wagen.«
    »Natürlich nicht«, sagte Mrs. Peasgood, »und keiner, der noch einen Funken Verstand hat, würde das auch nur einen Augenblick für möglich halten.«
    »Vielen, vielen Dank, Mrs. Peasgood«, rief Miss Murgatroyd. »Haben Sie herzlichen Dank. Ich bin sicher –«
    »Ich rede, wie ich denke«, sagte Mrs. Peasgood.
    »Da bin ich aber froh, daß ich solch lieblose Gedanken nicht habe«, sagte Miss Murgatroyd.
    »Ich finde, daß auch Ihre Bemerkungen sich nicht eben durch Liebenswürdigkeit hervortun«, gab Mrs. Peasgood zurück.
    Glücklicherweise machte in diesem Moment Miss Murgatroyd in ihrer Erregung eine heftige Bewegung mit der falschen Nadel und ließ neunundzwanzig Maschen auf einmal fallen. Die Frau des Vikars, die einen Krach von weitem roch, kam rasch mit einem Teller Gebäck herbeigeeilt und versuchte für Ablenkung zu sorgen. Ihr legte Miss Climpson, die ehern an ihrer Sendung festhielt, die Frage nach dem Haus in der Wellington Avenue ans Herz.
    »Also, das weiß ich nun wahrhaftig nicht«, antwortete Mrs. Tredgold, »aber eben ist Miss Whittaker selbst gekommen. Wenn Sie mit an meinen Tisch kommen, kann ich sie Ihnen vorstellen, und dann können Sie beide sich nett darüber unterhalten. Sie werden sich bestimmt ganz wunderbar mit ihr verstehen;

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