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Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Titel: Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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ich glaube, ich habe um diese Zeit einen Scheck eingelöst. In einer Sekunde kann ich es Ihnen anhand meines Scheckbuchs genau sagen.«
    »Ich glaube, das ist nicht nötig. Aber es würde uns sehr weiterhelfen, wenn Sie sich erinnern könnten, wen Sie mit dem Geldschein bezahlt haben.«
    »Ach so, ich verstehe. Aber das ist nicht so einfach. Ich habe um diese Zeit meine Schneiderin bezahlt – aber nein, der habe ich einen Scheck gegeben. In der Garage habe ich bar bezahlt, das weiß ich noch, und ich glaube, da war eine Fünfpfundnote dabei. Dann habe ich mit einer Freundin bei Verry gegessen – dabei ist die zweite Fünfpfundnote weggegangen, wenn ich mich recht erinnere. Aber da war noch eine dritte. Ich hatte fünfundzwanzig Pfund abgehoben – drei Fünfer und zehn Einer. Wo ist nur die dritte geblieben? Ach ja, natürlich, wie dumm von mir! Ich habe sie auf ein Pferd gesetzt.«
    »Bei einer Wettannahmestelle?«
    »Nein. Ich hatte einmal einen Tag nichts zu tun, da bin ich nach Newmarket gefahren. Ich habe die fünf Pfund auf irgend so einen Gaul gesetzt, Brighteye oder Attaboy oder so ähnlich, und zwar fünfzig zu eins. Natürlich hat die Schindmähre nicht gewonnen, das passiert mir nie. Ein Mann im Zug hatte mir den Tip gegeben und mir den Namen aufgeschrieben. Ich habe den Zettel dem nächstbesten Buchmacher in die Hand gedrückt, der mir über den Weg lief – ein komischer, grauhaariger kleiner Mann mit Pferdestimme –, und dann habe ich nichts mehr davon gesehen.«
    »Können Sie sich erinnern, an welchem Tag das war?«
    »Ich glaube, es war Samstag. Ja, ich bin sicher.«
    »Ich danke Ihnen sehr, Mrs. Forrest. Es wird uns eine große Hilfe sein, wenn wir die Scheine weiterverfolgen können. Einer von ihnen ist seitdem unter – anderen Umständen aufgetaucht.«
    »Darf man wissen, was das für Umstände sind, oder ist es ein Dienstgeheimnis?«
    Parker zögerte. Er wünschte sich jetzt, er hätte von vornherein ohne Umschweife gefragt, wieso Mrs. Forrests Fünfpfundnote bei der Leiche der Kellnerin bei Epping habe gefunden werden können. Das Überraschungsmoment hätte die Frau vielleicht durcheinandergebracht. Jetzt hatte er ihr die Möglichkeit gegeben, sich unangreifbar hinter dieser Pferdegeschichte zu verschanzen. Es war unmöglich, den Weg einer Banknote weiterzuverfolgen, die einem unbekannten Buchmacher auf dem Rennplatz gegeben wurde. Noch ehe er etwas sagen konnte, mischte Wimsey sich erstmals ein und jammerte mit hoher, näselnder Stimme, über die sein Freund nicht schlecht erschrak:
»Damit kommen Sie überhaupt nicht weiter. Ich kümmere mich einen feuchten Kehricht um den Geldschein, und Sylvia sicher auch.«
    »Wer ist Sylvia?«, erkundigte sich Mrs. Forrest, nicht wenig erstaunt.
    »Wer ist Sylvia? Was ist sie?« schwatzte Wimsey unaufhaltsam weiter. »Shakespeare hat doch immer das richtige Wort, wie? Aber die Sache ist weiß Gott nicht zum Lachen. Sie ist sogar sehr ernst, und Sie haben kein Recht, darüber zu lachen. Sylvia ist sehr aufgebracht, und der Doktor fürchtet, es könnte sich auf ihr Herz schlagen. Sie können das vielleicht nicht wissen, Mrs. Forrest, aber Sylvia Lyndhurst ist meine Cousine. Und was sie wissen will, was wir alle wissen wollen – nein, unterbrechen Sie mich nicht, Inspektor, diese ganzen Nebensächlichkeiten bringen uns ja doch nicht weiter –, ich möchte wissen, Mrs. Forrest, wer hier am sechsundzwanzigsten April bei Ihnen zum Abendessen war. Wer war’s? Na, wer war’s? Können Sie mir das sagen?«
    Diesmal war Mrs. Forrest sichtlich erschüttert. Noch unter ihrer dicken Puderschicht sah man, wie ihr die Röte in die Wangen stieg und wieder verblaßte, während ihre Augen einen Ausdruck bekamen, der mehr als Erschrecken war – so etwas wie boshafte Wut, ungefähr wie bei einer in die Enge getriebenen Katze.
    »Am sechsundzwanzigsten?« fragte sie unsicher. »Ich kann mich nicht –«
    »Hab ich’s doch gewußt!« schrie Wimsey. »Und diese Evelyn war sich ja auch ganz sicher. Wer war es, Mrs. Forrest? Antworten Sie!«
    »Das – war niemand«, sagte Mrs. Forrest, schwer nach Atem ringend.
    »Also hören Sie, Mrs. Forrest, nun denken Sie noch einmal nach«, sagte Parker prompt aufs Stichwort. »Sie werden uns doch nicht erzählen wollen, Sie hätten drei Flaschen Veuve Clicquot und zwei Abendessen allein konsumiert.«
    »Nicht zu vergessen den Schinken«, warf Wimsey wichtigtuerisch dazwischen, »den Bradenham, von Fortnum und Mason eigens

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