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Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Titel: Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Lyndhursts Spur tatsächlich bis zu diesem Häuserblock hier verfolgt werden konnte, dachten wir – wenn Sie uns den absoluten Beweis liefern könnten, daß er es nicht war, würde sie sich vielleicht beruhigen, und das könnte, weiß der Himmel, einen Mord verhindern. Denn wenn sie vielleicht auch wegen Unzurechnungsfähigkeit freigesprochen würde, peinlich wär’s schon, die eigene Cousine in Broadmoore sitzen zu wissen – eine leibliche Cousine auch noch und wirklich eine sehr nette Frau, wenn sie nicht gerade einen Wutanfall hat.«
    Mrs. Forrests Miene erhellte sich nach und nach zu einem schwachen Lächeln.
    »Ich glaube, ich verstehe jetzt die Lage, Mr. Templeton«, sagte sie, »und wenn ich Ihnen nun einen Namen nenne, darf ich doch annehmen, daß er streng vertraulich bleibt?«
    »Selbstverständlich, selbstverständlich«, sagte Wimsey.
    »Mein Gott, das ist wirklich überaus gütig von Ihnen.«
    »Und Sie schwören, daß Sie kein Spitzel meines Mannes sind?« fragte sie rasch. »Ich will mich nämlich scheiden lassen, und woher soll ich wissen, daß dies keine Falle ist?«
    »Madam«, sagte Wimsey mit höchster Feierlichkeit, »ich schwöre Ihnen bei der Ehre eines Mannes von Stande, daß zwischen Ihrem Gatten und mir nicht die allerkleinste Verbindung besteht. Ich habe von ihm nie auch nur gehört.«
    Mrs. Forrest schüttelte den Kopf.
    »Ich glaube trotzdem nicht«, sagte sie, »daß es Ihnen viel nützt, wenn ich den Namen nenne. Wenn Sie ihn fragen, ob er hier war, wird er doch auf jeden Fall verneinen, nicht wahr? Und wenn Sie von meinem Gatten geschickt worden wären, hätten Sie jetzt schon alle Beweise, die Sie brauchten. Aber ich gebe Ihnen die feierliche Versicherung, Mr. Templeton, daß ich Ihren Mr. Lyndhurst überhaupt nicht kenne –«
    »Major Lyndhurst«, verbesserte Wimsey in klagendem Ton.
    »Und wenn Mrs. Lyndhurst damit nicht zufrieden ist und mich persönlich hier sprechen möchte, werde ich mein möglichstes tun, sie von der Wahrheit zu überzeugen. Genügt das?«
    »Haben Sie vielen Dank«, sagte Wimsey. »Es ist bestimmt das Äußerste, was man erwarten kann. Sie verzeihen mir gewiß meine Hast, ja? Ich bin ziemlich – äh – nervös veranlagt, und die ganze Sache ist ja so überaus ärgerlich. Auf Wiedersehen. Kommen Sie, Inspektor, es ist alles in Ordnung – Sie sehen es ja. Ich bin Ihnen wirklich sehr verbunden – ganz außerordentlich. Bitte, bemühen Sie sich nicht, wir finden hinaus.«
    Er tänzelte nervös in seiner wohlerzogen dümmlichen Art durch den engen Flur, und Parker folgte ihm mit amtlicher Würde. Aber kaum war die Wohnungstür hinter ihnen zu, da packte Wimsey seinen Freund am Arm und zerrte ihn Hals über Kopf in den Lift.
    »Ich dachte schon, wir kämen hier nie mehr fort«, keuchte er. »Jetzt aber schnell – wie kommen wir zur Rückseite dieses Gebäudes?«
    »Was willst du denn da?« fragte Parker ärgerlich. »Außerdem wünschte ich, du würdest mich nicht so überfahren. Zunächst einmal bin ich überhaupt nicht berechtigt, dich zu so einer Sache mitzunehmen, und wenn ich es schon tue, könntest du wenigstens so nett sein und den Mund halten.«
    »Wie recht du hast«, sagte Wimsey fröhlich, »aber jetzt laß uns diese Kleinigkeit noch rasch erledigen, später kannst du dir deinen ganzen gerechten Zorn von der Seele reden. Hier herum, glaube ich, durch dieses Gäßchen. Geh schnell und achte auf den Mülleimer. Eins, zwei, drei, vier – da wären wir! Und jetzt paß mal gut auf, daß keiner kommt, ja?«
    Wimsey suchte sich ein Fenster aus, das nach seiner Schätzung zu Mrs. Forrests Wohnung gehören mußte, packte die Regenrinne und stieg behende wie ein Fassadenkletterer hinauf. Fünf Meter über der Straße hielt er inne und griff nach oben, wo er etwas mit einem schnellen Ruck loszureißen schien, bevor er sich ganz schnell wieder zur Erde heruntergleiten ließ, die rechte Hand vorsichtig vom Körper abgestreckt, als ob sie zerbrechlich wäre.
    Und in der Tat sah Parker zu seiner Verblüffung, daß Wimsey jetzt ein langstieliges Glas in der Hand hielt, das denen glich, aus denen sie in Mrs. Forrests Wohnung getrunken hatten.
    »Was um alles in der Welt –?« begann Parker.
    »Pst! Ich bin Falkenauge, der Detektiv – und sammle als Sternsinger verkleidet Fingerabdrücke zur Maienzeit. Deswegen habe ich doch das Glas wieder zurückgebracht. Beim Wiederkommen habe ich ihr ein anderes gegeben. Leider war diese artistische Einlage hier notwendig,

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