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Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Titel: Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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aber das einzige Stück Zwirn, das ich finden konnte, war nun einmal nicht länger. Nachdem ich die Gläser ausgetauscht hatte, bin ich ins Bad geschlichen und hab’s aus dem Fenster gehängt. Hoffentlich ist sie inzwischen nicht dort gewesen. Komm, Alter, klopf mir mal die Hosenbeine ab, ja? Aber vorsichtig – daß du mir ja das Glas nicht anrührst!«
    »Hol’s der Teufel, wozu brauchst du Fingerabdrücke?«
    »Du bist mir vielleicht ein dankbarer Zeitgenosse. Woher willst du denn wissen, ob Mrs. Forrest nicht jemand ist, den der Yard schon seit Jahren sucht? Und zum allerwenigsten könnte man diese Fingerabdrücke hier einmal mit denen auf der Bierflasche vergleichen. Außerdem weiß man nie, wann Fingerabdrücke einem sehr gelegen kommen. So etwas sollte man immer im Haus haben. Alle Klarheiten beseitigt? Gut, dann ruf du mal ein Taxi. Ich kann mit diesem Glas in der Hand schlecht winken. Sähe ein bißchen komisch aus, wie? Hör mal!«
    »Ja?«
    »Ich habe noch etwas gesehen. Beim erstenmal, als ich hinausging, um etwas zu trinken zu holen, habe ich einen Blick in ihr Schlafzimmer geworfen.«
    »So?«
    »Und was meinst du wohl, was ich in ihrer Waschtischschublade gefunden habe?«
    »Was denn?«
    »Eine Injektionsspritze.«
    »Wirklich?«
    »Ja, und ein unschuldig aussehendes Schächtelchen mit Ampullen und der ärztlichen Gebrauchsanweisung: ›Für Mrs. Forrest, zum Injizieren. Bei starken Schmerzen eine Ampulle.‹ Was sagst du dazu?«
    »Das erzähle ich dir, wenn wir das Obduktionsergebnis haben«, sagte Parker ehrlich beeindruckt. »Das Rezept hast du wohl nicht mitgebracht?«
    »Nein, und ich habe der Dame auch nicht mitgeteilt, wer wir wirklich sind und was wir suchen, und ich habe sie ebensowenig gefragt, ob ich ihr Familienkristall mitnehmen darf.
    Aber ich habe mir die Adresse des Apothekers aufgeschrieben.«
    »Tatsächlich?« stieß Parker hervor. »Weißt du, mein Junge, hin und wieder scheinst du direkt ein Fünkchen kriminalistischen Spürsinn zu besitzen.«

8
In Sachen Mord
    Die Gesellschaft ist auf Gnade und Barmherzigkeit dem Mörder ausgeliefert, der grausam ist, keine Komplizen nimmt und klaren Kopf behält.
    EDMUND PEARSON: MURDER AT SMUTTY NOSE
    Brief von Miss Alexandra Katherine Climpson an Lord Peter Wimsey:
    Fair View 
    Nelson Avenue
    Leahampton, den 12. Mai 1927 
    Lieber Lord Peter!
    Noch habe ich nicht ALLE Informationen sammeln können, die Sie haben möchten, denn Miss Whittaker war ein paar Wochen fort, um Hühnerfarmen zu besichtigen!! Ich meine natürlich, um eine zu kaufen, nicht zur sanitären Überwachung (!). Ich glaube, sie will wirklich zusammen mit Miss Findlater eine Farm aufmachen, obwohl ich mir nicht recht denken kann, was Miss Whittaker an diesem schwärmerischen und wirklich albernen jungen Ding findet. Aber Miss Findlater hat nun mal an Miss Whittaker ›einen Affen gefressen‹ (so haben wir das in der Schule immer genannt), und ich fürchte, es ist niemand dagegen gefeit, sich durch solch unverhohlene Bewunderung geschmeichelt zu fühlen. Ich muß schon sagen, daß ich so etwas recht ungesund finde – Sie erinnern sich vielleicht an Miss Clemence Danes sehr kluges Buch über dieses Thema? – dafür habe ich schon zuviel von der Art in meinem FRAUENGEPLAGTEN Leben gesehen! In aller Regel hat das einen so schlechten Einfluß auf die schwächere von den beiden –. Aber ich darf Ihre Zeit nicht mit meinem GEWÄSCH in Anspruch nehmen!!
    Aber Miss Murgatroyd, die mit Miss Dawson einigermaßen befreundet war, hat mir immerhin ein bißchen über ihr Leben erzählen können.
    Wie es scheint, hat Miss Dawson bis vor fünf Jahren zusammen mit ihrer Cousine, einer Miss Clara Whittaker – Mary Whittakers Großtante väterlicherseits – in Warwickshire gewohnt. Diese Miss Clara muß ein ziemliches ›Original‹ gewesen sein, wie mein lieber Vater dazu immer sagte. Zu ihrer Zeit wurde sie als sehr ›fortschrittlich‹ und nicht sehr nett (!) angesehen, weil sie mehrere gute Partien ausgeschlagen hat, das HAAR KURZ (!) trug und sich als PFERDEZÜCHTERIN selbständig gemacht hat!!! Heutzutage würde sich darüber natürlich niemand mehr aufregen, aber damals war die alte Dame – vielmehr war sie ja noch eine junge Dame, als sie sich zu dieser revolutionären Tat entschloß – noch ein richtiger PIONIER.
    Agatha Dawson war eine Schulkameradin von ihr und sehr eng mit ihr befreundet. Diese Freundschaft führte dazu, daß Agathas Schwester HARRIET Clara Whittakers

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