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Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Titel: Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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weiter?«
    »Ich bin ja nicht besonders gut im Malen«, meinte Mrs. Cropper verlegen, »aber ich will’s mal versuchen.«
    Mr. Murbles brachte einen Notizblock und Füllfederhalter zum Vorschein, und nach ein paar mißglückten Versuchen entstand die folgende Skizze.

    »Danke, das ist wirklich sehr klar. Sie sehen, Lord Peter, wie sorgfältig alles arrangiert ist, damit das Dokument in Gegenwart der Zeugen unterschrieben und die Unterschrift von diesen in Gegenwart Miss Dawsons und jeweils der anderen Zeugen beglaubigt werden konnte. Ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen, für welche Art von Dokument dieses Verfahren zwingend vorgeschrieben ist.«
    »Für was denn, Sir? Wir haben damals nicht verstanden, warum das alles so gemacht wurde.«
    »Es hätte sein können«, erklärte Mr. Murbles, »daß dieses Dokument angefochten worden wäre, und dann hätten Sie und Ihre Schwester als Zeugen vor Gericht aussagen müssen. Man hätte Sie dann gefragt, ob Sie wirklich gesehen haben, wie Miss Dawson das Schriftstück unterzeichnete, und ob Sie und Ihre Schwester mit Miss Dawson gleichzeitig in einem Zimmer waren, als Sie als Zeugen unterschrieben. Und wenn Sie das gefragt worden wären, hätten Sie es doch bejahen und beschwören können, nicht?«
    »Aber ja.«
    »Und doch hätte Miss Dawson in Wirklichkeit nichts von Ihrer Anwesenheit gewußt.«
    »Nein, Sir.«
    »Sehen Sie, das war’s.«
    »Jetzt verstehe ich, Sir, aber damals haben Bertha und ich nichts damit anzufangen gewußt.«
    »Aber das Dokument wurde nie unterschrieben, sagen Sie?«
    »Nein, Sir, zumindest haben wir keine Unterschrift beglaubigt. Wir haben gesehen, wie Miss Dawson ihren Namen – ich nehme wenigstens an, daß es ihr Name war – auf ein oder zwei Blatt Papier gesetzt hat, und dann hat Miss Whittaker noch einen Stoß vor sie hingelegt und gesagt: ›Hier ist noch mal ein ganzer Stoß, Tantchen, wieder wegen der Einkommensteuer.‹ Darauf die alte Dame: ›Was ist es denn genau, Liebes, laß mich mal sehen.‹ Und Miss Whittaker sagte: ›Ach Gott, der übliche Kram.‹ Und Miss Dawson darauf:
    ›Meine Güte, ist das wieder viel. Wie kompliziert die das doch alles machen!‹ Und wir konnten sehen, wie Miss Whittaker ihr mehrere Blätter gereicht hat, alle schön aufeinander, so daß nur noch die Stellen zum Unterschreiben frei waren. Miss Dawson unterschreibt also das erste Blatt, dann hebt sie es hoch und schaut das nächste darunter an, und Miss Whittaker sagt: ›Es ist alles dasselbe‹, ganz als wenn sie’s eilig gehabt hätte, daß die Sachen unterschrieben werden und vom Tisch sind. Aber Miss Dawson nimmt ihr den Stoß aus der Hand und blättert ihn ganz durch, und plötzlich läßt sie einen Schrei los und ruft: ›Ich will das nicht! Ich will das nicht! Ich liege noch nicht im Sterben. Was unterstehst du dich, du böses Mädchen! Kannst du nicht warten, bis ich tot bin? – Du willst mich wohl vor der Zeit ins Grab ängstigen. Hast du denn nicht alles, was du willst?‹ Worauf Miss Whittaker sagt: ›Still doch, Tantchen, du läßt mich ja nichts erklären –‹ Aber die alte Dame sagt: ›Nein, ich will nicht, ich will überhaupt nichts davon hören. Ich mag nicht einmal daran denken. Ich rede nicht darüber. Laß mich in Ruhe. Wie kann ich wieder gesund werden, wenn du mich fortwährend so ängstigst?‹ Und damit legt sie erst richtig los und macht ein fürchterliches Theater, und Miss Whittaker kommt leichenblaß zu uns und sagt: ›Verschwindet, ihr Mädchen‹, sagt sie, ›meine Tante ist plötzlich sehr krank geworden und kann jetzt keine Geschäfte mehr erledigen. Ich rufe euch, wenn ich euch brauche‹, sagt sie. Darauf ich: ›Können wir Ihnen helfen, Miss?‹ Und sie sagt: ›Nein, es ist ja schon gut. Die Schmerzen sind nur wiedergekommen. Ich gebe ihr jetzt eine Spritze, dann ist bald wieder alles in Ordnung.‹ Damit schiebt sie uns aus dem Zimmer und macht die Tür zu, und wir hören die alte Dame schreien, daß es einem das Herz brechen konnte. Wir gehen also runter und treffen die Schwester, die gerade wieder zurückkommt, und sagen ihr, daß es Miss Dawson wieder schlechter geht, und sie rennt gleich rauf, ohne abzulegen. Und wie wir wieder in der Küche sind und das alles ein bißchen komisch finden, kommt Miss Whittaker runter und sagt: ›Es ist wieder gut, Tantchen schläft jetzt ganz friedlich, nur die Geschäfte müssen wir eben auf einen anderen Tag verschieben.‹ Und dann sagt sie: ›Erzählt besser

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