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Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Titel: Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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lassen.«
    »Und dann haben Sie wohl zu spät gemerkt, daß das Örtchen zwei Ausgänge hatte. Ungewöhnlich und ärgerlich.«
    »Nein, Mylord, so war es gar nicht. Ich habe eine Dreiviertelstunde dagesessen und gewartet, aber der rote Hut kam nicht wieder zum Vorschein. Eure Lordschaft mögen bedenken, daß ich das Gesicht der Dame nie gesehen habe.«
    Lord Peter stöhnte auf.
    »Ich ahne schon das Ende der Geschichte, Bunter. Nicht Ihre Schuld. Fahren Sie fort.«
    »Nach dieser Zeit, Mylord, sah ich mich zu dem Schluß genötigt, daß entweder der Dame schlecht geworden oder sonst etwas Unerfreuliches passiert sein mußte. Ich habe eine Hotelangestellte angesprochen, die gerade vorbeikam, und ihr die Kleidung der Dame beschrieben, der ich angeblich etwas auszurichten hätte. Sie solle sich doch bitte bei der Toilettenfrau erkundigen, ob die fragliche Dame noch dort sei. Das Mädchen ging, kam aber schon bald mit der Meldung zurück, die Dame habe im Umkleideraum die Kleider gewechselt und sei schon vor einer halben Stunde wieder gegangen.«
    »Bunter, Bunter! Hätten Sie denn nicht den Koffer oder sonst etwas wiedererkennen können, als sie herauskam?«
    »Verzeihung, Mylord, aber die Dame war heute schon einmal dort gewesen und hatte der Toilettenfrau einen Diplomatenkoffer in Obhut gegeben. Als sie wiederkam, hat sie Hut und Pelz in diesen Koffer getan und ein schwarzes Filzhütchen und einen leichten Regenmantel angezogen, die sie darin hatte. Dadurch war ihr Kleid nicht zu sehen, als sie herauskam, und außerdem trug sie den Diplomatenkoffer, während ich sie beim erstenmal mit leeren Händen gesehen hatte.«
    »Sie hat an alles gedacht. Was für eine Frau!«
    »Ich habe mich sofort in der Umgebung des Bahnhofs und des Hotels umgehört, Mylord, aber ohne Ergebnis. Der schwarze Hut und der Regenmantel müssen sehr unauffällig gewesen sein, denn niemand konnte sich erinnern, sie gesehen zu haben. Ich bin wieder zum Bahnhof gegangen, um zu erfahren, ob sie vielleicht per Bahn weitergereist sei. Mehrere Damen, die der Beschreibung entsprachen, hatten Fahrkarten zu verschiedenen Zielorten gekauft. Genaueres war nicht zu erfahren. Ich habe auch sämtliche Garagen in Liverpool aufgesucht, aber ebenso erfolglos. Ich bin untröstlich, Eure Lordschaft so enttäuschen zu müssen.«
    »Da kann man nichts machen. Sie haben getan, was Sie konnten. Kopf hoch. Und niemals aufgeben. Sie müssen übrigens todmüde sein. Nehmen Sie sich den Tag frei und legen Sie sich zu Bett.«
    »Ich danke Ihnen, Mylord, aber ich habe auf der Hinfahrt im Zug ganz ausgezeichnet geschlafen.«
    »Wie Sie wollen, Bunter. Ich hatte nur gehofft, Sie würden manchmal müde, wie andere Leute auch.«
    Bunter lächelte diskret und zog sich zurück.
    »Nun ja, soviel haben wir immerhin gewonnen«, sagte Parker. »Wir wissen jetzt, daß diese Miss Whittaker etwas zu verbergen hat, wenn sie solche Vorsichtsmaßnahmen ergreift, um nicht beschattet zu werden.«
    »Wir wissen sogar mehr. Wir wissen, daß ihr ungemein daran gelegen haben muß, an diese Cropper heranzukommen, bevor irgend jemand anders sie sprechen konnte, bestimmt, um ihr durch Bestechung oder noch Schlimmeres den Mund zu schließen. Woher konnte sie übrigens wissen, daß sie ausgerechnet mit diesem Schiff kam?«
    »Mrs. Cropper hatte ein Telegramm geschickt, das bei der gerichtlichen Untersuchung vorgelesen wurde.«
    »Diese elenden Untersuchungen. Alles, was man gern für sich behalten möchte, wird da ausgeplaudert, und was dabei herauskommt, ist nicht der Mühe wert.«
    »Hört, hört«, sagte Parker mit Nachdruck. »Ganz davon zu schweigen, daß wir uns von diesem Untersuchungsrichter auch noch eine lange Moralpredigt über die schädlichen Einflüsse des Jazz und das unmoralische Betragen junger Mädchen anhören mußten, die mit jungen Männern allein in den Eppingforst gehen.«
    »Ein Jammer nur, daß man sich diese Wichtigtuer nicht wegen übler Nachrede vorknöpfen kann. Na schön. Aber diese Whittaker kriegen wir schon noch.«
    »Immer vorausgesetzt, daß es die Whittaker war. Mrs. Cropper hätte sich ja auch irren können. Viele Leute wechseln im Umkleideraum den Hut, ohne gleich kriminelle Absichten zu haben.«
    »Ach ja, natürlich. Miss Whittaker ist ja angeblich mit Miss Findlater irgendwo auf dem Lande, nicht? Wir werden unsere unschätzbare Miss Climpson das Mädchen ausquetschen lassen, sobald sie wieder aufkreuzen. Was hältst du inzwischen von Mrs. Croppers

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