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Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Titel: Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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keinem was davon, denn wenn Tantchen Schmerzen hat, bekommt sie immer solche Angst und redet wirres Zeug. Sie meint das gar nicht so, aber wenn die Leute davon hörten, würden sie allerlei dumme Sachen denken.‹ Ich steh also auf und sag: ›Miss Whittaker‹, sag ich, ›wir sind doch keine Klatschbasen, ich und Bertha.‹ Ziemlich förmlich hab ich das gesagt, denn ich hab Klatsch noch nie vertragen können. Und Miss Whittaker sagt: ›Es ist ja schon gut‹, und geht weg. Und am nächsten Tag gibt sie uns den Nachmittag frei und schenkt uns was – zehn Shilling für jeden waren es, weil ihre Tante Geburtstag hätte und die alte Dame möchte, daß wir uns ihr zu Ehren etwas gönnen.«
    »Wirklich eine sehr klare Schilderung, Mrs. Cropper. Da kann ich nur wünschen, alle Zeugen wären so vernünftig und aufmerksam wie Sie. Nur eines noch. Haben Sie zufällig einen Blick auf das Schriftstück werfen können, das Miss Dawson so erregt hat?«
    »Nein, Sir – das heißt, nur von weitem, und auch das nur im Spiegel. Ich glaube aber, es war ziemlich kurz – nur ein paar Zeilen mit der Maschine.«
    »Verstehe. Befand sich übrigens eine Schreibmaschine im Haus?«
    »O ja, Sir. Miss Whittaker hat sie sehr oft für Geschäftsbriefe und dergleichen gebraucht. Sie stand im Wohnzimmer.«
    »Aha. Und können Sie sich zufällig erinnern, ob kurz danach Miss Dawsons Anwalt sie besuchen kam?«
    »Nein, Sir. Es war ja kurze Zeit später, daß Bertha diese Teekanne zerschlug und wir gehen mußten. Miss Whittaker wollte ihr zwar einen Monat Kündigungsfrist geben, aber das hab ich abgelehnt. Wenn sie wegen so einer Kleinigkeit über ein Mädchen herfällt, das so eine gute Kraft ist wie Bertha, dann soll Bertha lieber gleich gehen, und ich mit. Miss Whittaker hat gesagt: ›Ganz wie ihr wollt‹, hat sie gesagt – Widerworte hat sie ja nie vertragen können. Wir sind also noch am selben Nachmittag gegangen. Aber hinterher, glaube ich, hat es ihr leid getan, denn da hat sie uns in Christchurch besucht und gemeint, wir sollten doch versuchen, ob wir nicht in London eine bessere Stelle bekommen. Bertha hat sich ein bißchen davor gefürchtet, so weit fortzugehen – ganz der Vater, wie gesagt –, aber Mutter, die schon immer etwas ehrgeiziger war, hat gemeint: ›Wenn die Dame so nett ist und euch zu einem guten Start verhelfen will, dann geht doch. In der Stadt hat man als Mädchen mehr Chancen.‹ Und ich sage zu Bertha, wie wir später unter uns sind, sage ich: ›Verlaß dich drauf, Miss Whittaker will uns nur loswerden. Sie hat Angst, wir könnten die Dinge herumerzählen gehen, die Miss Dawson an diesem Morgen gesagt hat. Aber‹, sag ich, ›wenn sie uns was dafür zahlt, daß wir gehen, warum dann nicht?‹ sag ich. ›Heutzutage muß man zusehen, wo man bleibt, und wenn wir nach London gehen, gibt sie uns ein besseres Zeugnis, als wenn wir bleiben. Und überhaupt‹, sag ich, ›wenn es uns nicht gefällt, können wir ja jederzeit wieder nach Hause kommen.‹ Das Ende vom Lied war also, daß wir in die Stadt gekommen sind, und nach einer Weile haben wir eine gute Stelle bei Lyons bekommen, weil Miss Whittaker uns so ein gutes Zeugnis gegeben hatte, und da habe ich meinen Mann kennengelernt und Bertha ihren Jim. Wir haben es also nie bereut, daß wir es riskiert haben – wenigstens bis diese schreckliche Sache dann mit Bertha passiert ist.«
    Das leidenschaftliche Interesse, mit dem ihre Zuhörer dieser Erzählung gefolgt waren, mußte für Mrs. Croppers theatralische Ader sehr befriedigend gewesen sein. Mr. Murbles rieb langsam kreisend seine Hände aneinander, mit trockenem Rascheln – wie bei einer alten Schlange, die beutesuchend durchs Gras schleicht.
    »Eine Szene ganz nach Ihrem Herzen, Murbles«, meinte Lord Peter mit einem Blitzen unter den gesenkten Augenlidern. Jetzt wandte er sich an Mrs. Cropper. »Haben Sie diese Geschichte heute zum erstenmal jemandem erzählt?«
    »Ja – und ich hätte sie überhaupt niemals erzählt, wenn nicht –«
    »Ich weiß. Und wenn ich Ihnen nun einen Rat geben darf, Mrs. Cropper, dann sprechen Sie nie wieder darüber. Solche Geschichten haben die eklige Angewohnheit, gefährlich zu sein. Finden Sie es unverschämt, wenn ich Sie frage, was für Pläne Sie für die nächsten ein bis zwei Wochen haben?«
    »Ich werde zu Mutter fahren und sie überreden, mit mir nach Kanada zu kommen. Das wollte ich schon, als ich heiratete, aber da wollte sie nicht so weit von Bertha fort. Bertha

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