Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Titel: Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
Vom Netzwerk:
war immer Mutters Liebling – eben weil sie so nach ihrem Vater war, Sie verstehen? Mutter und ich waren uns immer viel zu ähnlich, um gut miteinander auszukommen. Aber jetzt hat sie ja niemanden mehr, und es wäre doch nicht recht, wenn sie so ganz allein bliebe; da denke ich schon, daß sie mitkommen wird. Es ist ja eine weite Reise für eine kränkliche alte Frau, aber ich schätze, Blut ist dicker als Wasser. Mein Mann hat gesagt: ›Bring sie in der Ersten Klasse her, Mädchen, das Geld treibe ich schon auf.‹ Ein guter Kerl, mein Mann.«
    »Sie hätten es nicht besser treffen können«, sagte Wimsey, »und wenn Sie gestatten, schicke ich einen Freund, der sich während der Eisenbahnfahrt um Sie beide kümmert und dafür sorgt, daß Sie wohlbehalten an Bord kommen. Und bleiben Sie nicht zu lange in England. Verzeihen Sie, wenn ich mich so in Ihre Angelegenheiten dränge, aber ich bin wirklich überzeugt, daß Sie anderswo sicherer aufgehoben sind.«
    »Sie glauben doch nicht, daß Bertha –?«
    Sie hatte die Augen vor Schreck weit aufgerissen.
    »Ich sage gar nicht gern, was ich glaube, weil ich es nicht weiß. Aber ich werde dafür sorgen, daß Sie und Ihre Mutter sicher sind, was auch geschieht.«
    »Und Bertha? Kann ich da irgend etwas tun?«
    »Nun, Sie werden zu Scotland Yard kommen und meinen Freunden dort erzählen müssen, was Sie mir erzählt haben. Das wird sie sehr interessieren.«
    »Und wird auch etwas geschehen?«
    »Wenn wir beweisen können, daß nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist, wird die Polizei sicherlich nicht ruhen, bis sie die richtige Spur hat. Aber die Schwierigkeit liegt eben darin, zu beweisen, daß es kein natürlicher Tod war.«
    »Wie ich der heutigen Zeitung entnehme«, sagte Mr. Murbles, »ist der örtliche Polizeichef jetzt der Überzeugung, daß Miss Gotobed für sich allein dort gepicknickt hat und einem Herzanfall erlegen ist.«
    »Der Kerl sagt viel«, meinte Wimsey. »Wir wissen durch die Autopsie, daß sie kurz vor ihrem Tod eine schwere Mahlzeit zu sich genommen hatte – verzeihen Sie die unerquicklichen Details, Mrs. Cropper –, also wozu das Picknick?«
    »Ich nehme an, man hat an die Butterbrote und die Bierflasche gedacht«, sagte Mr. Murbles nachsichtig.
    »Verstehe. Dann ist sie also allein mit einer Flasche BassBier in den Eppingforst gegangen und hat den Korken mit den Fingern entfernt. Haben Sie das mal versucht, Murbles? Nein? Also, wenn der Korkenzieher gefunden wird, will ich glauben, daß sie allein war. Inzwischen bringen die Zeitungen hoffentlich noch mehr solche Theorien. Verbrecher wiegt man am besten in Sicherheit, Murbles – das steigt ihnen nämlich zu Kopf.«

11
Am Scheideweg
    Geduld – und mischt die Karten.
    DON QUIJOTE
    Lord Peter brachte Mrs. Cropper nach Christchurch und kehrte dann nach London zurück, um sich mit Parker zu besprechen. Parker hatte sich gerade die Nacherzählung von Mrs. Croppers Geschichte zu Ende angehört, als ein diskretes Öffnen und Schließen der Wohnungstür die Rückkehr Bunters anzeigte.
    »Glück gehabt?« erkundigte sich Wimsey.
    »Zu meinem größten Bedauern muß ich Euer Lordschaft mitteilen, daß ich die Spur der Dame verloren habe. Genauer gesagt, wenn Euer Lordschaft gütigst den Ausdruck verzeihen wollen, man hat mich so richtig geleimt.«
    »Gott sei’s gedankt, Bunter, Sie sind am Ende doch nur ein Mensch. Ich wußte gar nicht, daß jemand Sie schaffen kann. Kommen Sie, trinken Sie was.«
    »Ich bin Euer Lordschaft sehr verbunden. Ich habe meinen Instruktionen gemäß den Bahnsteig nach einer Dame mit karmesinrotem Hut und grauem Pelz abgesucht und hatte nach einer Weile auch das Glück, sie zur Sperre hinausgehen und auf den großen Zeitungskiosk zutreten zu sehen. Sie war ein gutes Stück vor mir, aber ihr Hut war sehr auffällig, und um es mit den Worten des Dichters auszudrücken, wenn ich so sagen darf, ich folgte dem Schein.«
    »Wacker, wacker.«
    »Danke, Mylord. Die Dame betrat das Bahnhofshotel, das ja, wie Sie wissen, zwei Ausgänge hat, einen zu den Bahnsteigen, den anderen zur Straße. Ich bin ihr nachgeeilt, damit sie mich nicht abhängte, und als ich durch die Drehtür kam, sah ich gerade noch ihren Rücken in die Damentoilette verschwinden.«
    »Wohinein Sie ihr als wohlanständiger Mann nicht folgen konnten. Verstehe vollkommen.«
    »So war es, Mylord. Ich habe in der Eingangshalle Platz genommen, und zwar so, daß ich die Tür beobachten konnte, ohne es mir anmerken zu

Weitere Kostenlose Bücher