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Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Titel: Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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ich es sonst nicht täte!!
    Der Zufall will, daß diese Tante früher Haushälterin bei Miss Dawson war – ich meine, vor den Gotobed-Mädchen. Die Tante ist eine überaus respektable Person von ABWEISENDEM ÄUSSEREN! – mit einem Häubchen !, und für meinen Geschmack ist sie eine äußerst unangenehme, KRITTELIGE Frau. Jedenfalls – wir kamen auf Miss Dawsons Tod zu sprechen, und diese Tante – ihr Name ist Timmins – verzog den Mund und meinte: »Bei der Familie, Miss Climpson, würde mich der übelste Skandal nicht überraschen. Was die für einen überaus UNERQUICKLICHEN Umgang pflegte! Sie erinnern sich vielleicht, Mrs. Budge, daß ich mich zum Gehen genötigt sah, nachdem dieser höchst merkwürdige Mensch dort aufgetaucht war, der sich als Miss Dawsons VETTER vorstellte.«
    Natürlich habe ich gefragt, wer das denn sein könnte, denn ich hätte von weiteren Verwandten noch nie etwas gehört. Sie sagte, dieser Mensch, den sie einen widerwärtigen, DRECKIGEN N I G G E R (!!!) nannte, sei eines Morgens in PRIESTERKLEIDUNG (!!!) angekommen und habe sie – Miss Timmins – geschickt, ihn bei Miss Dawson als VETTER HALLELUJAH (!!!) anzumelden. Miss Timmins habe ihn, sehr gegen ihren Willen, wie sie sagt, in den hübschen, SAUBEREN Salon geführt! Miss Dawson, sagt sie, sei tatsächlich heruntergekommen, um diese »Kreatur« zu empfangen, anstatt den Kerl »seiner schwarzen Wege zu schicken« (!), und um den Skandal zu krönen, habe sie ihn auch noch gebeten, zu Mittag zu bleiben!
    »und das in Anwesenheit ihrer Nichte«, sagt Miss Timmins, »nach der dieser schreckliche Mohr immerzu seine furchtbaren Augen verdrehte.« Miss Timmins sagt, es habe ihr »regelrecht den Magen umgedreht« – so hat sie es ausgedrückt, und Sie werden die Redewendung sicher verzeihen, denn soviel ich weiß, spricht man heute sogar in der feinen (!) Gesellschaft ständig von diesen Körperteilen. Es scheint, sie hat sich sogar geweigert, dem armen schwarzen Mann einen Lunch vorzusetzen – (dabei sind doch nun sogar die Schwarzen Gottes Geschöpfe, und wir könnten selber alle schwarz sein, wenn ER sich nicht in seiner unermeßlichen Güte bereit gefunden hätte, uns mit einer weißen Haut zu bevorzugen !!) und ist schnurstracks aus dem Haus gegangen!!! Folglich kann sie uns über diesen denkwürdigen Vorfall leider gar nichts weiter erzählen! Sie ist aber sicher, daß der »Nigger« eine Visitenkarte mit dem Namen ›Rev. H. Dawson‹ und irgendeiner ausländischen Adresse bei sich hatte. Es mag ja merkwürdig erscheinen, aber ich glaube, daß viele dieser Eingeborenenpfarrer wirklich Hervorragendes unter ihrem Volk leisten, und zweifellos hat ein GEISTLICHER ein Recht auf eine Visitenkarte, auch wenn er schwarz ist!!!
    In großer Eile bin ich Ihre ergebene A. K. CLIMPSON
    »Gott steh’ mir bei«, sagte Lord Peter, nachdem er aus diesem Tohuwabohu schlau geworden war, »dann haben wir ja unseren Erbanwärter fertig und frei Haus.«
    »Mit einer Haut so schwarz wie sein Herz, scheint es«, antwortete Parker. »Wo könnte denn dieser Reverend Hallelujah geblieben und wo mag er hergekommen sein? Er – äh – im ›Crockford‹ wird er ja wohl nicht stehen, was?«
    »Müßte er wahrscheinlich, wenn er zur Staatskirche gehört«, meinte Lord Peter zweifelnd, indem er sich auf die Suche nach diesem kostbaren Nachschlagwerk machte. »Dawson – Rev. George, Rev. Gordon, Rev. Gurney, Rev. Habakuk, Rev. Hadrian, Rev. Hammond – nein, da ist kein Rev. Hallelujah dabei. Hatte ich gefürchtet – der Name klingt schon nicht allzu verbreitet. Leichter wär’s, wenn wir wenigstens eine Ahnung hätten, aus welchem Erdteil dieser Herr kommt. ›Nigger‹ kann bei einer Miss Timmins alles bedeuten, vom vornehmen Brahmanen bis zu Sambo und Rastus im Kolosseum – es könnte zur Not auch ein Eskimo sein.«
    »Ich vermute, daß andere religiöse Körperschaften auch ihre Crockfords haben«, meinte Parker wenig hoffnungsvoll.
    »Zweifellos – mit Ausnahme vielleicht der etwas exklusiveren Sekten wie Agapemoniten und diese Leute, die zusammenkommen, um über die beseelte Materie zu reden. War es Voltaire, der gesagt hat, die Engländer hätten dreihundertfünfundsechzig Religionen, aber nur eine Soße?«
    »Ich würde das eher eine Untertreibung nennen«, sagte Parker. »Und dann gibt es ja auch noch Amerika – ein Land, von dem man hört, es sei mit Religionen gut versorgt.«
    »Nur zu wahr. In Amerika nach einem bestimmten Schwarzkittel zu

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