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Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Titel: Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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suchen, muß wie die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen sein. Trotzdem könnten wir ein paar diskrete Erkundigungen einziehen, und inzwischen werde ich mich auf die Reifen machen und nach Crofton zuckeln.«
    »Crofton?«
    »Wo Miss Clara Whittaker und Miss Dawson früher gewohnt
    haben. Ich suche den Mann mit der kleinen schwarzen Tasche – diesen höchst verdächtigen Anwalt, weißt du, der Miss Dawson vor zwei Jahren aufgesucht hat und unbedingt wollte, daß sie ein Testament machte. Er dürfte wohl alles wissen, was es über Hochwürden Hallelujah und seine Erbansprüche zu wissen gibt. Kommst du mit?«
    »Geht nicht – nicht ohne Sondererlaubnis. Weißt du, ich bin mit diesem Fall nicht offiziell befaßt.«
    »Du bearbeitest den Fall Gotobed. Sag deinem Chef, du siehst zwischen den beiden Fällen eine Verbindung. Ich brauche deine gestrenge Gegenwart. Nur roher Druck von seiten eines richtigen Polizeibeamten kann einen hartgesottenen Familienanwalt dazu bringen, aus der Schule zu plaudern.« »Gut, ich versuch’s mal – wenn du mir versprichst, einigermaßen vernünftig zu fahren.«
    »Sei so keusch wie Eis, mit einem Führerschein so rein wie Schnee, du wirst der Verleumdung nicht entgehen. Ich bin kein gefährlicher Fahrer. Nun faß dir ein Herz und hol dir deine Erlaubnis. Die schneeweißen Pferdestärken tänzeln und schäumen, und das blaue Barett – in diesem Falle die schwarze Motorhaube – ist sozusagen schon jenseits der Grenze.«
    »Du fährst mich eines Tages noch ins Jenseits«, brummte Parker und ging zum Telefon, um Sir Andrew Mackenzie bei Scotland Yard anzurufen.
    Crofton ist ein hübsches, altväterisches Dörfchen inmitten eines Labyrinths von Landstraßen in dem Dreieck, dessen Eckpunkte Coventry, Warwick und Birmingham sind. Die Nacht sank herein, und »Mrs. Merdle« schnurrte zwischen Hecken durch Kurven und über tückische Wege, was ihr nicht eben dadurch erleichtert wurde, daß die Grafschaftsverwaltung sich ausgerechnet diese Woche ausgesucht hatte, um alle Wegweiser neu anzustreichen, und bisher noch nicht weiter damit gekommen war, als alle Beschriftungen mit einer dicken Schicht blendend weißer Farbe zu überpinseln. In regelmäßigen Abständen mußte der geduldige Bunter sich aus dem Fond zwängen, um an einem dieser wenig mitteilsamen Pfosten hinaufzuklettern und das leere Schild mit einer Taschenlampe abzuleuchten – was Parker an Alan Quartermaines Versuche erinnerte, die Gesichtszüge der verblichenen Kukuana-Könige unter ihren kalkigen Leichentüchern aus Stalaktit nachzuzeichnen. Einer der Pfosten war obendrein noch frisch gestrichen, was die Stimmung der Reisenden nicht eben hob. Nachdem sie endlich nach vielen Irrwegen, Sackgassen und Rückwärtsfahrten auf die Hauptstraße zurückgefunden hatten, kamen sie an eine Wegespinne, deren Schilder offenbar der Renovierung ganz besonders bedurften, denn alle fünf waren sogar abmontiert; nur der Pfosten stand noch da, starr und gespenstisch – ein fahler Finger, in erregtem Protest zu einem mitleidlosen Himmel erhoben.
    »Es fängt an zu regnen«, bemerkte Parker, um etwas zu sagen.
    »Hör mal, Charles, wenn du vorhast, gute Miene zum bösen Spiel zu machen und die Expedition bei Laune zu halten, sag’s und laß es gut sein. Ich habe einen schön schweren Schraubenschlüssel hier unterm Sitz, und Bunter kann mir helfen, die Leiche zu verscharren.«
    »Ich glaube, das muß die Brushwood-Kreuzung sein«, resümierte Parker, der die Straßenkarte auf den Knien hatte.
    »Wenn es sie ist und nicht die Coverts-Kreuzung, die wir meiner Ansicht nach vor einer halben Stunde passiert haben, führt eine dieser Straßen hier direkt nach Crofton.«
    »Das wäre überaus ermutigend, wenn wir auch noch wüßten, auf welcher Straße wir gekommen sind.«
    »Wir können sie der Reihe nach probieren und zurückkommen, wenn wir sehen, daß wir falsch sind.«
    »Selbstmörder werden an Straßenkreuzungen begraben«, sagte Wimsey drohend.
    »Da hinten unter dem Baum sitzt jemand«, sagte Parker unbeirrt. »Wir könnten ihn fragen.«
    »Der hat sich selbst verirrt, sonst würde er dort nicht sitzen«, erwiderte sein Begleiter. »Es setzt sich niemand zum Spaß in den Regen.«
    In diesem Augenblick sah der Mann sie näher kommen. Er stand auf und kam ihnen mit erhobener Hand entgegen.
    Wimsey ließ den Wagen auslaufen.
    »Verzeihung«, sagte der Fremde, der sich als Jugendlicher in Motorradkleidung entpuppte, »aber könnten Sie mir mal ’n

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