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Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Titel: Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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bißchen bei meiner Kiste helfen?«
    »Was ist denn damit los?«
    »Sie will einfach nicht mehr.«
    »Das hab ich mir schon gedacht«, sagte Wimsey. »Mir will nur nicht in den Kopf, warum sie ausgerechnet an einer Stelle wie hier verweilen möchte.« Er stieg aus dem Wagen, und der junge Bursche hechtete in eine Hecke und holte die Patientin zur Begutachtung hervor. »Sind Sie gestürzt oder haben Sie die Maschine da hineingeworfen?« erkundigte sich Wimsey, indem er das Motorrad verächtlich musterte.
    »Ich habe sie da hineingelegt. Nachdem ich stundenlang den Starter getreten hatte und sich nichts rührte, habe ich gedacht, ich warte hier, bis jemand vorbeikommt.«
    »Verstehe. Was ist denn nun wirklich los?«
    »Weiß ich nicht. Sie lief so schön, und plötzlich gibt sie aus heiterem Himmel den Geist auf!«
    »Ist Ihnen vielleicht das Benzin ausgegangen?«
    »Nein, nein, da ist noch jede Menge drin.«
    »Ist die Zündkerze in Ordnung?«
    »Weiß ich nicht.« Der Junge machte ein unglückliches Gesicht. »Wissen Sie, das ist erst meine zweite Fahrt damit.«
    »Aha! Nun – dann kann ja nicht viel daran kaputt sein. Sehen wir doch lieber zuerst mal nach dem Benzin«, sagte Wimsey, schon etwas besser gelaunt. Er schraubte den Tankdeckel ab und leuchtete mit der Taschenlampe in den Tank hinein.
    »Scheint in Ordnung zu sein.« Er bückte sich noch einmal, pfeifend, und schraubte den Tankdeckel wieder auf. »Versuchen wir’s noch mal auf gut Glück, und dann schauen wir uns die Kerze an.«
    Der junge Mann folgte der Aufforderung. Er packte die Lenkstange und versetzte dem Starter mit der Kraft der Verzweiflung einen Tritt, der einem Maultier alle Ehre gemacht hätte. Der Motor brüllte wütend auf und jaulte herzerweichend.
    »Himmel«, rief der Junge, »das ist ja ein Wunder!« Lord Peter griff mit sanfter Hand zum Gaszug, und das Donnern verebbte zu einem dankbaren Schnurren.
    »Wie haben Sie das gemacht?« wollte der Motorradfahrer wissen.
    »Ich habe nur durch den Tankdeckel geblasen«, sagte Seine Lordschaft grinsend. »Eine Luftblase in der Leitung, mein Lieber, das war alles.«
    »Ich bin Ihnen schrecklich dankbar.«
    »Schon gut. Aber hören Sie mal, können Sie uns den Weg nach Crofton verraten?«
    »Klar. Da hinunter. Das ist übrigens auch mein Weg.«
    »Dem Himmel sei Dank. Fahrt voraus, ich folge, wie Sir Galahad sagt. Wie weit?«
    »Acht Kilometer.«
    »Gibt’s da ein anständiges Gasthaus?«
    »Meinem alten Herrn gehört das ›Fox-and-Hounds‹, wenn Ihnen das reicht. Sie kriegen schon was Anständiges zu essen.«
    »Das Leid besiegt, der Jordan überschritten, all’ Mühsal hat ein Ende. Zisch ab, mein Lieber. Nein, Charles, ich warte nicht, bis du deinen Regenmantel anhast. Nackt der Rücken, bloß der Bauch, kalt an Hand und Füßen; o Gott des Schmerbauchs, schick uns Bier, damit wir uns begießen.«
    Der Starter summte – der Junge bestieg sein Motorrad und führte sie nach einem besorgniserregenden Schlenker den Weg hinunter. Wimsey ließ die Kupplung kommen und folgte seinem Spritzwasser.
    Das Fox-and-Hounds entpuppte sich als eines dieser hübschen, altmodischen Gasthäuser, wo alles mit Roßhaar gepolstert und es nie zu spät ist, um einen guten kalten Lendenbraten mit Salat aus dem eigenen Garten zu bekommen. Mrs. Piggin, die Wirtin, bediente die Reisenden persönlich. Sie trug ein züchtiges schwarzes Seidenkleid und eine falsche Stirnlocke nach Art der königlichen Familie. Ihr rundes, freundliches Gesicht glühte im Feuerschein, als spiegelte es die leuchtendroten Röcke der Jäger wider, die an allen vier Wänden auf den Jagdgemälden dahingaloppierten, sprangen oder stürzten. Lord Peter, dessen Stimmung sich durch die Atmosphäre des Hauses und das ausgezeichnete Bier zusehends besserte, brachte mit ein paar geschickten Fragen nach der soeben beendeten Jagdsaison, der Nachbarschaft und den Pferdepreisen das Gespräch auf die verstorbene Miss Clara Whittaker.
    »Ach ja, ach ja«, sagte Mrs. Piggin, »natürlich haben wir Mrs. Whittaker gekannt. Jeder hier in der Gegend hat sie gekannt. Eine prima Frau war das. Von ihren Pferden laufen hier noch viele herum. Mr. Cleveland hat den größten Teil ihrer Zucht gekauft und einen guten Griff damit getan. Sie hat einen guten, ehrlichen Bestand gehabt, und alle haben immer gesagt, diese Frau hat einen Blick für Pferde – und für Menschen auch. Die hat keiner zweimal reingelegt, und nur ganz wenige einmal.«
    »Ah, ja!« sagte Lord Peter

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