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Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Titel: Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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erreichte den Wohnblock in der South Audley Street zu Fuß. Wie beim erstenmal, öffnete Mrs. Forrest persönlich die Wohnungstür. Erstaunlich, dachte er, daß eine offenbar so gutsituierte Frau weder Mädchen noch eine Gesellschafterin hat. Aber eine Anstandsdame, überlegte er dann, konnte zwar gut gegen gewisse Verdächtigungen sein, sich andererseits jedoch als bestechlich erweisen. Alles in allem verfolgte Mrs. Forrest ein sehr vernünftiges Prinzip: Keine Mitwisser. So mancher Übeltäter, überlegte er,
    hat sich, dieses nicht bedacht,
leichtfertig an den Strick gebracht.
    Mrs. Forrest entschuldigte sich artig für die Ungelegenheiten, die sie Mr. Templeton bereitet habe.
    »Aber ich weiß eben nie, ob ich nicht vielleicht bespitzelt werde«, sagte sie. »Die reine Bosheit ist das, wissen Sie. Wenn ich bedenke, wie sich mein Mann mir gegenüber verhalten hat, finde ich es einfach ungeheuerlich – Sie nicht?«
    Ihr Gast pflichtete ihr bei, daß Mr. Forrest bestimmt ein Ungeheuer sei – im stillen jedoch mit dem jesuitischen Vorbehalt, daß es sich bei dem Ungeheuer vielleicht nur um ein Fabeltier handelte.
    »Und jetzt werden Sie wissen wollen, weshalb ich Sie hierhergelockt habe«, fuhr die Dame fort. »Kommen Sie, machen Sie es sich auf dem Sofa bequem. Möchten Sie Whisky oder Kaffee?«
    »Kaffee, bitte.«
    »Es ist nämlich so«, sagte Mrs. Forrest, »seit Sie hier waren, ist mir ein Gedanke gekommen. Ich – wissen Sie, wo ich doch selbst lange genug in einer solchen Situation gesteckt habe –« (hier ein leises Lachen) –, »hat mir die Frau Ihres Freundes ja soo leid getan.«
    »Sylvia«, half Lord Peter mit lobenswertem Eifer nach.
    »Ach ja. Schrecklich reizbar und so, aber vielleicht nicht ohne Grund. Doch doch, schon. Armes Ding. Hört förmlich das Gras wachsen – übersensibel – ein Nervenbündel, Sie verstehen.«
    »Vollkommen.« Mrs. Forrest nickte mit ihrem malerisch beturbanten Kopf. Bis zu den Augenbrauen hinunter mit Goldlamé umwickelt und mit den beiden halbmondförmigen gelben Locken auf den Wangenknochen wirkte sie in ihrem exotisch bestickten Hausanzug wie ein junger Prinz aus Tausendundeiner Nacht. Ihre dick beringten Hände hantierten mit den Kaffeetassen.
    »Also – ich hatte nämlich das Gefühl, daß Ihre Erkundigungen doch wirklich ernster Natur waren, und wenn ich auch, wie gesagt, nichts damit zu tun habe, interessiert hat die Sache mich doch, und deshalb habe ich sie in einem Brief an meinen – meinen Freund erwähnt, Sie verstehen, der an diesem Abend bei mir war.«
    »Aha«, sagte Wimsey und nahm ihr die Tasse aus der Hand. »Ja – äh – das war sehr – es war sehr nett von Ihnen, sich so dafür zu interessieren.«
    »Er – dieser Freund – hält sich zur Zeit im Ausland auf. Mein Brief mußte ihm nachgeschickt werden, deshalb habe ich die Antwort erst heute bekommen.«
    Mrs. Forrest trank ein paar Schlückchen Kaffee, wie um ihr Gedächtnis zu klären.
    »Sein Brief hat mich ziemlich überrascht. Er erinnert mich daran, wie er nach dem Essen das Zimmer so beengt fand und das Wohnzimmerfenster geöffnet hat – dieses dort –, das auf die South Audley Street hinausschaut. Ihm ist dabei ein Wagen aufgefallen, der dort stand – eine kleine Limousine, schwarz oder dunkelblau oder in einer ähnlichen Farbe. Und während er so vor sich hinsah – wie man eben so gedankenverloren etwas anschaut, Sie wissen schon –, da hat er einen Mann und eine Frau hier aus dem Haus kommen sehen – nicht aus dieser Tür hier, sondern zwei Eingänge weiter links –, die dann in den Wagen stiegen und wegfuhren. Der Mann war im Abendanzug, und er meint, das könnte vielleicht Ihr Freund gewesen sein.«
    Lord Peter hielt mit der Kaffeetasse vor den Lippen inne und horchte gespannt auf.
    »War die Frau im Abendkleid?«
    »Nein – das ist meinem Freund ganz besonders aufgefallen. Sie trug nur ein schlichtes dunkles Kostüm und hatte einen Hut auf.«
    Lord Peter versuchte sich so gut wie möglich zu erinnern, was Bertha Gotobed angehabt hatte. Sollte er hier endlich einen wirklichen Hinweis bekommen?
    »D-das ist sehr interessant«, stotterte er. »Ihr Freund hat die Kleidung der Frau wohl nicht näher beschreiben können?«
    »Nein«, antwortete Mrs. Forrest bedauernd, »aber er schreibt, der Mann habe den Arm um das Mädchen liegen gehabt, so als ob sie müde oder unwohl gewesen wäre, und er hat ihn sogar sagen hören: ›Richtig so – die frische Luft wird dir guttun.‹ Aber

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