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Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Titel: Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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natürlich Vorschub. Es gefiel ihr, wenn jemand sie so bewunderte und für sie das Laufmädchen spielte. Und am liebsten sollte das irgend so ein Dummchen sein, das ihr keine Konkurrenz machte. Wenn Mary Whittaker je heiraten sollte, würde sie gewiß ein Karnickel heiraten. (Miss Climpsons lebhafte Phantasie entwarf rasch ein Bild von diesem Karnickel – blond, mit Bauchansatz und der Angewohnheit, immer »ich will mal meine Frau fragen« zu sagen. Miss Climpson verstand nicht, warum es nur der Vorsehung gefiel, solche Männer zu erschaffen. Männer hatten für Miss Climpson gebieterisch zu sein, auch wenn sie böse oder dumm waren. Sie war zur Jungfer gemacht, nicht geboren – eine ganz und gar frauliche Frau.)
    Aber, dachte Miss Climpson, Mary Whittaker ist nicht die Sorte, die heiratet. Sie ist ihrer ganzen Natur nach eine berufstätige Frau. Im übrigen hat sie ja einen Beruf, nur daß sie nicht wieder darin arbeiten möchte. Wahrscheinlich erfordert die Krankenpflege zuviel Anteilnahme – und man ist den Ärzten unterstellt. Da zieht eine Mary Whittaker es doch eher vor, dem Leben von Hühnern zu gebieten. »Ja, besser ist’s, Herr der Hölle zu sein, als Sklav’ im Himmel.« Mein Gott! Ob es nicht unchristlich ist, einen Mitmenschen mit Satan zu vergleichen? Nur in der Dichtung natürlich – da ist es wohl nicht so schlimm, würde ich sagen. Auf jeden Fall bin ich sicher, daß Mary Whittaker kein guter Umgang für Vera Findlater ist.
    Miss Climpsons Gast war nur zu gern bereit, von ihrem Monat auf dem Lande zu erzählen. Zuerst waren sie ein paar Tage nur herumgereist, dann hatten sie von einer wunderhübschen Hühnerfarm gehört, die in Orpington in Kent zum Verkauf stehe. Also waren sie hingefahren, um sie sich anzusehen, hatten aber erfahren, daß die Farm binnen vierzehn Tagen verkauft werden sollte. Nun wäre es natürlich unklug gewesen, die Farm zu übernehmen, ohne sich vorher zu erkundigen, und sie hatten mit allergrößtem Glück ganz in der Nähe ein wunderhübsches möbliertes Häuschen zu mieten gefunden. Dort waren sie also für ein paar Wochen eingezogen, während Miss Whittaker »sich umschaute«, sich nach der Situation der Geflügelbranche in dieser Gegend erkundigte und so weiter. Sie hätten es ja soo genossen, und es sei soo herrlich gewesen, einen gemeinsamen Haushalt zu führen, weit weg von all diesen dummen Leuten zu Hause.
    »Ich meine natürlich nicht Sie, Miss Climpson. Sie kommen aus London und sind ja soviel weitherziger. Aber dieses Volk in Leahampton kann ich einfach nicht ertragen, und Mary auch nicht.«
    »Es ist sicher sehr schön«, sagte Miss Climpson, »einmal frei von allen Konventionen zu sein – besonders wenn man mit jemand Gleichgesinntem zusammen ist.«
    »Ja – und Mary und ich sind natürlich ganz dicke Freundinnen, obwohl sie ja soviel klüger ist als ich. Es steht auch jetzt vollkommen fest, daß wir die Hühnerfarm zusammen übernehmen werden. Ist das nicht herrlich?«
    »Werden Sie es nicht etwas einsam und langweilig finden – nur zwei so junge Frauen zusammen? Sie dürfen nicht vergessen, daß Sie es hier in Leahampton gewöhnt sind, mit vielen jungen Leuten zusammenzukommen. Werden Sie auch nicht den Tennisclub vermissen, die jungen Männer und so weiter?«
    »O nein? Wenn Sie nur wüßten, wie dumm die hier alle sind! Überhaupt kann ich mit Männern gar nichts anfangen!« Miss Findlater warf den Kopf zurück. »Die haben so gar keine Phantasie. Und Frauen sind für sie so etwas wie Schoßtierchen oder Spielzeuge. Dabei ist eine Frau wie Mary soviel wert wie fünfzig von ihnen! Sie hätten neulich diesen Markham hören sollen, wie er mit Mr. Tredgold über Politik geredet hat, daß sonst überhaupt niemand mehr zu Wort gekommen ist, und dann hat er gemeint: ›Ich fürchte ja, das ist ein sehr langweiliges Unterhaltungsthema für Sie, Miss Whittaker‹, so auf seine herablassende Art, und Mary hat darauf in ihrer stillen Art geantwortet: ›Nun, das Thema halte ich für alles andere als langweilig, Mr. Markham.‹ Aber er ist ja so dumm, daß er das gar nicht begriffen hat und meinte: ›Na, wissen Sie, man rechnet eben nicht damit, daß eine Dame sich für Politik interessiert. Aber vielleicht gehören Sie zu diesen modernen jungen Damen, die das Stimmrecht für das schöne Geschlecht wollen.‹ Von wegen schönes Geschlecht! Warum müssen Männer immer so unausstehlich sein, wenn sie von Frauen reden?«
    »Ich glaube, Männer neigen dazu, auf

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