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Lord Schmetterhemd im wilden Westen

Lord Schmetterhemd im wilden Westen

Titel: Lord Schmetterhemd im wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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werde später nach ihm sehen, vielleicht heißt Mylord ihn erst einmal
bei uns willkommen, es gehört sich wohl so .«
    Ich
ging daher allein zu ihm. Er lag auf dem Sofa und schlug die Augen auf, als er
mich eintreten hörte. Sein Gesicht war — wenn ich das bei einer Rothaut so
sagen darf — weiß wie ein Leintuch. Seine Wangen waren eingefallen, und auf
seiner Stirn glänzte Schweiß. Er hatte viel Blut verloren.
    Er
lächelte mich an. Und ich fühlte beim ersten Blick eine große Freundschaft für
ihn.

Der tödliche Colt
     
    Bei
der Schilderung unserer Unterhaltung will ich mich kurz fassen. Ich zog einen
Stuhl neben sein Lager und setzte mich. Er streckte seine Hand unter der Decke
heraus mir entgegen. Ich drückte sie.
    »Mein
weißer Bruder hat mich bei sich aufgenommen — wo bin ich ?« fragte er matt.
    »Mein
roter Bruder befindet sich auf meinem Schiff im Großen Strom und ist hier ganz
sicher«, antwortete ich und war froh, daß ich ihn dank der Lektüre so
zahlreicher Indianerbücher geläufig anzureden wußte.
    Er
schloß kurz die Augen und sagte dann: »Feige Hunde haben mich von hinten
überfallen — das war bei der Postkutsche. Wie komme ich auf dieses Schiff ?«
    Ich
erklärte ihm, was Little-Byrd und Zirkus-Joe für ihn getan hatten. Er hörte es
schweigend und meinte: »Es sind gute Bleichgesichter. Häuptling Blinde-Kuh wird
immer ihr Freund sein .«
    Nachdem
er sich mir auf diese Weise vorgestellt hatte, nannte ich ihm auch meinen
Namen. Er fragte: »Hat es mein weißer Freund sehr eilig, weiterzufahren ?«
    »Warum
fragst du, edler Häuptling ?«
    »Ich
müßte dann meinen weißen Bruder bitten, mich von seinem Schiff gehen zu lassen.
Es wäre nicht gut, wenn ich zu den Bleichgesichtern in die Stadt käme. Man
glaubt dort nur Böses von uns Indianern. Und es gäbe dort bestimmt Lügner, die
versuchten, mir den Überfall auf die Postkutsche in die Mokassins zu
schieben...«
    »Aber
wir haben zwei Zeugen, die es anders wissen !«
    »Pah!
Dafür finden sich vier andere, die beschwören, Little-Byrd und Zirkus-Joe
hätten sich geirrt, weil sie so aufgeregt waren. Man wird behaupten, daß die
ersten Schüsse, die den Kutscher töteten, aus meiner Büchse kamen und daß der
weiße Räuber mich dabei überraschte. Welch ein Vergnügen, einen Indianer
aufzuhängen!«
    Es
fiel mir schwer, an so viel Hinterhältigkeit zu glauben. Aber ich wollte ihn
auch nicht gefährden. »Dann werden wir hier ankern, bis mein roter Bruder
wieder gesund ist und alleine weitergehen kann .«
    »So
soll es geschehen«, sagte er dankbar. Er riet mir jedoch, noch ein Stück
flußaufwärts zu fahren. Dort kämen wir in eine ruhige Bucht, wo sich die
Fliegende Wolke gut im Unterholz verbergen ließe und wir selbst ungefährdet an
Land gehen könnten. Diese Stelle hier, meinte er, sei nicht gut, weil es
jedermann leicht fiele, sich unentdeckt anzuschleichen, während an der Bucht
hinter einem Hügel die weite Prärie läge, wo jeder Ankommende schon von weitem
unweigerlich zu bemerken sei.
    Ich
folgte nur zu gerne seinem Rat, und noch am gleichen Abend erreichten wir den
von ihm bezeichneten Ort. Das Wasser strömte ruhig, wir vertäuten die Fliegende
Wolke, schoben den Steg zum Ufer und fühlten uns wie in einem Naturparadies.
    Der
Platz gefiel mir. Daß wir doch einen Fehler gemacht hatten, stellten wir erst
später fest.
    Zunächst
verbrachten wir einige geruhsame Tage, während der die Genesung unseres
indianischen Freundes rasche Fortschritte machte. Die Bucht war so still. Weit
und breit befand sich kein Mensch. Und wir benutzten die günstige Gelegenheit
zu kleinen Streifzügen. Den Häuptling betteten wir in den Schatten auf Deck.
Frische Luft würde ihm zwar guttun, doch in der prallen Sonne verbraten sollte
er auch nicht, wo er sowieso im Fieber kochte.
    Die
Landschaft begeisterte mich... der Duft! Die Weite! — Cookie schleppte den
Fotoapparat hinter mir her, wenn ich mit weit ausgreifenden Schritten die
Umgegend erkundete. Ich hielt vielmals an, um Aufnahmen von seltenen Bäumen
oder bizarren Felsgruppen auf die Platte zu bannen. War ich müde, bereitete er
mir aromatischen Tee am Lagerfeuer, der durch den qualmigen Holzgeruch noch
würziger wurde. Unübertrefflich!
    Hier,
bei diesen ersten Ausflügen im fremden Land, konnten meine Verwandten aus dem
Jenseits ihre Fähigkeiten erproben. Onkel Berni seine unübertreffliche Nase: er
schnupperte sich sozusagen in die Gerüche der Prärie hinein. Onkel Rab

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