Lord Stonevilles Geheimnis
Adam Butterfield heiraten, dem eine Hälfte von New Bedford Ships gehört.«
»Denk, was du willst! Aber wenn du vorschnelle Entscheidungen triffst und Anwälte ins Spiel bringst, musst du dich auf eine Schlacht gefasst machen.«
Sie funkelte ihn wütend an. »Fahr zur Hölle!«
Und während er sie wegen ihrer unerhörten Ausdrucksweise mit offenem Mund anstarrte, machte sie auf dem Absatz kehrt, um eilig das Haus zu verlassen.
Doch als sie sich dazu beglückwünschte, dass sie es Nathan so richtig gezeigt hatte, wurde ihr klar, dass er im Grunde alle Vorteile auf seiner Seite hatte. Sie wusste, wie leicht ein Mann eine Frau in Verruf bringen konnte.
Und wenn das Gericht von ihrer sonderbaren »Verlobung« mit Oliver erfuhr, würde sich jedes Mitleid, das man ihr möglicherweise wegen Nathans monatelangem Schweigen entgegenbrachte, im Nu in Luft auflösen.
Ihr jagte ein kalter Schauer über den Rücken. »Kann er mich wirklich wegen Wortbruchs verklagen?«, fragte sie Mr Pinter, der schweigend neben ihr herging.
»Leider ja. Mir ist zumindest ein Fall in Amerika bekannt, wo ein Mann geklagt und einen für ihn vorteilhaften Vergleich erwirkt hat.«
»Er kann mir doch nicht meine Hälfte des Unternehmens wegnehmen, oder?«
»Im Prinzip wäre es möglich. Er könnte argumentieren, dass er die Aussicht hatte, sie bei Eheschließung zu bekommen, und dass Sie ihm versagen, was ihm versprochen wurde, indem Sie ihm die Ehe verweigern, zu der Sie sich ursprünglich verpflichtet hatten.«
Maria zog sich der Magen zusammen. »Aber würde der Betrug, den er begangen hat, das Gericht nicht umstimmen?«
Mr Pinter verzog das Gesicht. »Wie er schon sagte, können Sie nicht beweisen, dass er nicht im Auftrag Ihres Vaters gehandelt hat.«
Sie geriet immer mehr in Verzweiflung. »Aber es schadet doch sicherlich seinen Geschäften mit Mr Kinsley, wenn bekannt wird, dass er Miss Kinsley den Hof gemacht hat, obwohl er mit mir verlobt war.«
»Der Handel ist noch nicht abgeschlossen, und ohne Ihre Hälfte des Unternehmens kann Hyatt ihn auch nicht abschließen. Meiner Meinung nach fehlen ihm die Mittel, um sie käuflich zu erwerben, und wenn er sie nicht durch die Heirat mit Ihnen bekommen kann, wird er sie sich durch Verrat beschaffen. Es ist seine einzige Möglichkeit, wenn Sie sich weigern, ihn zu ehelichen. Er wird Ihren Namen in den Schmutz ziehen, um zu bekommen, was er will.«
»Und er wird auch meine öffentlich bekannt gegebene Verlobung mit Lord Stoneville ins Spiel bringen, um zu gewinnen.«
»Höchstwahrscheinlich. Unglücklicherweise sind die Gerichte Frauen nicht wohlgesinnt, die falsches Spiel mit Männern treiben.«
Sie gingen schweigend weiter.
Maria wünschte, sie wäre Nathan Hyatt nie begegnet. Wenn ihr Vater doch nur erkannte hätte, was für ein Betrüger er war! Nun, zumindest konnte sie sich damit trösten, dass ihr Vater sich genauso in ihm getäuscht hatte wie sie.
Oder etwa nicht? Ihr Vater hatte die Heirat schließlich immer wieder hinausgezögert. Ein Jammer, dass er sein Testament nicht mehr geändert hatte!
Als sie nach einer Weile in ihrem Gasthaus eintrafen, wartete Freddy zu Marias Überraschung nicht im Eingangsflur auf sie. Er musste doch inzwischen schäumen vor Wut!
»Wir müssen so schnell wie möglich zurück nach London«, sagte Mr Pinter, als sie die Treppe hochgingen. »Sie müssen sich einen Anwalt nehmen. Ich bin sicher, dass man die Vollstreckung des Testaments Ihres Vaters irgendwie verhindern kann. Geben Sie die Hoffnung nicht auf.«
Maria seufzte. »Vielen Dank, Mr Pinter, aber ich habe Ihre Großzügigkeit schon über die Gebühr strapaziert. Ich kann es mir wirklich nicht leisten, Ihre Dienste noch länger in Anspruch zu nehmen.«
»Unsinn!«, sagte er nur und winkte ab. »Ich profitiere doch ebenfalls, wenn ich diese Angelegenheit bis zum Ende verfolge. Sehen Sie es einfach so: Wenn ich Sie von Mr Hyatt befreien kann, bekommen Sie Ihr Vermögen und können mich bezahlen – und werden mich obendrein allen Ihren Freunden empfehlen.«
»Hier in England habe ich keine Freunde.« Maria dachte wehmütig an die Sharpes, doch es stand außer Frage, sie um Hilfe zu bitten. Sie hatten ihre eigenen Sorgen, aber vor allem konnte sie Oliver nie wieder unter die Augen treten, nachdem sie Halstead Hall so unbesonnen und überstürzt verlassen hatte.
Mr Pinter klopfte ihr auf die Schulter, als sie vor dem
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