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Lord Stonevilles Geheimnis

Lord Stonevilles Geheimnis

Titel: Lord Stonevilles Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Jeffries
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ab, in unbeobachteten Momenten mit mir zu schäkern, und ich fühlte mich natürlich geschmeichelt. Damals hatte ich noch nie einer Frau beigewohnt. Bis dahin hatte ich in Eton nur ein paar Kellnerinnen geküsst, mehr nicht.« Sein Ton wurde härter. »Lilith hat natürlich schnell gemerkt, dass ich eine leichte Beute war. Als am zweiten Tag der Wochenendgesellschaft ein Picknick auf dem Programm stand, habe ich mich zurückgezogen, weil ich es nicht ertragen konnte, meinen Eltern dabei zuzusehen, wie sie sich unter dem Vorwand, geistreich und witzig zu sein, mit spitzen Bemerkungen befeuerten.«
      Maria sagte keinen Ton, um Olivers Redefluss nicht zu unterbrechen.
      »Lilith fand mich in meinem Zimmer, wo ich in einem dicken Wälzer über Landwirtschaft las, den mein Vater mir gegeben hatte. Ich war zu Tode gelangweilt. Du kannst dir also meine Reaktion vorstellen, als sie hereinkam, die Tür schloss und begann, sich vor meinen Augen auszuziehen.«
      Maria ließ sich nicht anmerken, wie sehr die Unverfrorenheit dieser Frau sie schockierte.
      »Ich konnte nicht wegsehen. Lilith war außergewöhnlich schön und tat so, als fände sie mich attraktiv.« Er schüttelte den Kopf. »Gott, was war ich für ein Idiot!«
      Angesichts von so viel Selbsthass hätte Maria weinen können. Die verfluchte Frau musste sicherlich nicht so tun, als fände sie ihn attraktiv. Maria konnte sich gut vorstellen, wie Oliver mit sechzehn ausgesehen hatte: ein schlanker, dunkler Adonis voller jugendlicher Energie und Lebenskraft. Und da sie ihre eigenen Vetter in diesem Alter erlebt hatte, war ihr auch völlig klar, wie sehr ihn die Zuwendung einer schönen, älteren Frau überwältigt haben musste.
      Oliver atmete tief durch und fuhr fort: »Sie ist über mich hergefallen und … nun, den Rest kannst du dir denken. Ich war munter dabei, meine Unschuld an die höchst talentierte Mrs Rawdon zu verlieren, als die Tür aufging und meine Mutter hereinkam.« Nun errötete er.
      Der Arme! Maria konnte sich noch gut daran erinnern, wie rot einer ihrer Vetter geworden war, als sie ihn lediglich dabei ertappt hatte, wie er seine zukünftige Frau küsste . Für Oliver musste es hundertmal schrecklicher gewesen sein.
      Aber sie verstand immer noch nicht, warum dieser Zwischenfall zu einer solchen Tragödie geführt haben sollte.
      Oliver starrte ins Leere, als spielte sich die ganze Szene noch einmal vor seinem geistigen Auge ab.
      »Statt sich zu bedecken«, erzählte er, »richtete Lilith sich auf und sah meine Mutter völlig unerschrocken an. Als ein boshaftes Lächeln über ihr Gesicht huschte und meine Mutter erbleichte, war mir alles klar. Lilith hatte gewollt, dass meine Mutter uns erwischte. Sie hatte es eiskalt darauf angelegt.«
      »Warum um Himmels willen hätte sie es darauf anlegen sollen?«
      »Mein Verdacht, dass sie meine Mutter verletzen wollte, wurde bestätigt, als meine Mutter Lilith ansah und sagte: ›Genügt es denn nicht, dass du ihn hast? Musst du dir jetzt auch noch meinen Sohn nehmen?‹«
      Lilith Rawdon war also die Geliebte seines Vaters gewesen. Großer Gott!
      Oliver verzog angewidert das Gesicht. »Ich hatte mich schon immer gewundert, warum die Rawdons so viel Zeit mit meinen Eltern verbrachten. Meine Mutter schien Lilith nicht zu mögen, und mein Vater machte sich ständig mit versteckten Andeutungen über Major Rawdon lustig, die sogar ich begriff. Aber an jenem Tag, als Mutter mich sah …«
      Er ballte die Hände zu Fäusten. »Gott, da war so viel Schmerz in ihrer Stimme. Dieser Klang verfolgt mich schon mein Leben lang. Meine Mutter sagte, ich solle ihr aus den Augen gehen, und warf mich förmlich aus dem Zimmer. Das Letzte, was ich sah, war Lilith, wie sie meine Mutter selbstgefällig angrinste.«
      »Aber was waren die Beweggründe dieser Frau? Wenn sie eine Affäre mit deinem Vater hatte, warum wollte sie deine Mutter dann noch zusätzlich verspotten?«
      »Ich habe jahrelang versucht, das herauszufinden. Damals kursierten einige Gerüchte über die Rawdons: dass es in ihrer Ehe Probleme gab, dass von Trennung die Rede war und so weiter. Eine Scheidung kam natürlich nicht infrage, aber vielleicht wollte Lilith meinen Vater dazu bringen, mit ihr durchzubrennen und einen Ort zu suchen, wo sie zusammenleben konnten. Und was hätte sie Besseres tun können, um ihr Ziel zu erreichen, als meine Mutter so wütend zu machen, dass sie von meinem Vater die Trennung verlangte? Ohne einen

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