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Lord Stonevilles Geheimnis

Lord Stonevilles Geheimnis

Titel: Lord Stonevilles Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Jeffries
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wirklich schwerwiegenden Grund hätte sie ihn niemals verlassen.«
      »Vielleicht war die ganze Gesichte aber auch einfach nur so, wie sie sich dargestellt hat«, bemerkte Maria. »Lilith Rawdon, zweifellos eine Frau von schlechtem Charakter, konnte dem Verlangen einfach nicht widerstehen, mit einem jungen Mann ins Bett zu gehen, den sie sehr attraktiv fand. Hat sie danach jemals versucht, dich wiederzusehen?«
      »Nein. Sie sind noch am selben Abend abgereist. Später wollte ich sie aufsuchen, um die Wahrheit herauszufinden, aber ihre Bediensteten sagten mir, sie und ihr Mann seien nach Indien gefahren. Ich schrieb ihr und bekam keine Antwort. Meine nächsten Briefe kamen alle mit dem Vermerk ›unzustellbar‹ zurück, also waren die Rawdons offenbar weitergereist.«
      Oliver sah Maria gequält an. »Aber ich habe keinen Zweifel daran, dass Lilith damals eine bestimmte Absicht verfolgt hat. Und ich habe es in meiner Einfältigkeit – und dank meiner Schwäche für Frauen – zugelassen, dass sie mich dazu benutzte, meine Mutter zu kränken …«
      »Oh, mein Liebling«, rief Maria und trat mit Tränen in den Augen zu ihm. »Es war nicht deine Schuld!«
      »Nein?«, stieß er hervor. »Mutters letzte Worte an mich, während ich meine Blöße zu bedecken versuchte, waren: ›Du bist eine Schande für diese Familie! Du benimmst dich genau wie dein Vater. Und ich werde verdammt noch mal nicht zulassen, dass er aus dir einen so schlechten, selbstsüchtigen Menschen macht, wie er selbst einer ist, und dem nur das eigene Vergnügung etwas bedeutet!‹ Deshalb hat sie ihn erschossen. Wegen seines schlechten Einflusses auf mich.«
      Oh, ihr armer Schatz! Was für ein Fluch, mit so einer letzten Erinnerung an die Mutter leben zu müssen! Kein Wunder, dass er all die Jahre versucht hatte, die Vergangenheit zu verdrängen. Wer würde es nicht tun?
      Maria wurde wütend auf Olivers Mutter, weil sie ihm eine solche Last aufgebürdet hatte. »Sie hätte diese Dinge nicht sagen dürfen.«
      »Es war die Wahrheit.«
      »Das stimmt nicht!«
      »Maria, ich habe mein Leben lang mitansehen müssen, wie meine Mutter unter den Affären meines Vaters gelitten hat. Er war nicht gerade diskret, und sie wurde mit den Jahren immer verbitterter, nachdem sie ihm törichterweise ihr Herz geschenkt hatte. Sie hat immer gesagt, wir Kinder seien ihre einzige Freude und entschädigten sie für alles. Und dann habe ich ihr in einem Augenblick der Gedankenlosigkeit den Dolch ins Herz gestoßen.«
      Der Schmerz in Olivers Miene tat Maria in der Seele weh. Sie hielt ihn an den Armen fest und zwang ihn, sie anzusehen. »Du bist nicht schuld an der unbesonnenen Tat deiner Mutter. Sie hat sie selbst zu verantworten. Und ich bin sicher, sie hat die grausamen Dinge, die sie zu dir gesagt hat, nicht so gemeint. Sie war einfach wütend auf deinen Vater und hat es dich spüren lassen, weil du gerade da warst und sie es nicht an ihm auslassen konnte.«
      »Aber letzten Endes hat sie es doch an ihm ausgelassen!«
      »Ja, und das ist eine Tragödie. Aber für die bist du nicht verantwortlich.«
      »Du kannst das nicht verstehen«, stieß er hervor.
      »Ich verstehe es viel besser, als du denkst. Du weißt doch, dass meine Mutter bei meiner Geburt gestorben ist …« Die Tränen drohten ihr die Kehle zuzuschnüren, aber sie fuhr rasch fort: »Fast meine ganze Kindheit über habe ich mich verantwortlich für ihren Tod gefühlt. Du kannst dir sicherlich vorstellen, wie schwer das Wissen zu ertragen ist, dass man seine Existenz dem Leiden und dem Tod seiner Mutter zu verdanken hat.«
      »Das ist nicht das Gleiche. Du wolltest ja nicht, dass sie …«
      »Wolltest du es etwa? Wusstest du, dass diese Lilith deine Mutter hasste? Dass sie eine Affäre mit deinem Vater hatte? Dass du eine derart schreckliche Reihe von Ereignissen auslösen würdest, indem du das Bett mit ihr teilst?«
      Oliver versuchte, Maria von sich wegzuschieben, aber sie ließ ihn nicht los, und so blickte er sie finster an. »Ich habe zwar nicht gewusst, dass Lilith eine Affäre mit meinem Vater hatte, aber ich wusste, dass sie verheiratet war. Ich wusste, dass es unmoralisch war, was ich tat. Aber es war mir egal.«
      »Du warst sechzehn! Du hattest einen Vater, der die Regeln des Anstands tagtäglich gebrochen hat. Und du hast gesehen, dass andere Männer von deinem Stand sich genauso verhielten.« Maria strömten die Tränen über die Wangen, doch es

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