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Lord Stonevilles Geheimnis

Lord Stonevilles Geheimnis

Titel: Lord Stonevilles Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Jeffries
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kümmerte sie nicht. »Sag mir eines: Hast du, während du dich mit Mrs Rawdon vergnügt hast, auch nur einmal an deine Mutter gedacht und daran, dass sie dein Verhalten missbilligen würde?«
      »Sei nicht albern!«
      »Genau das meine ich. Junge Männer denken nicht nach, bevor sie etwas tun. Sie sind impulsiv, selbstsüchtig und brünstig wie Ziegenböcke. Ich habe vier Vettern, und als sie in diesem Alter waren, hätten sie auf der Stelle ihre gesamte Sittlichkeitserziehung vergessen, wenn sich eine hübsche verheiratete Frau vor ihnen ausgezogen hätte und mit ihnen ins Bett gestiegen wäre.«
      »Das ist keine Entschuldigung.«
      »Nein. Aber ich will damit unterstreichen, dass du nicht die Schuld an dieser Tragödie trägst. Du hast die beiden Ereignisse in deinem Kopf miteinander verknüpft, und es wird Zeit, dass du sie voneinander trennst.«
      Oliver umfing ihr Gesicht mit seinen großen Händen, und sein Blick loderte vor Zorn. »Du vergisst, dass ich mit jedem Tag meines Lebens bewiesen habe, dass Mutter recht hatte. Ich bin nun einmal wie mein Vater!«
      Die Worte seiner Großmutter kamen ihr in den Sinn: »Sie denken, er wäre wie sein Vater, aber eigentlich kommt er nach seiner Mutter. Ich weiß nicht, warum er unbedingt den Weg seines Vaters einschlagen musste, aber so ist er nicht, das schwöre ich Ihnen.«
      Plötzlich ging Maria ein Licht auf.
      »Nein«, entgegnete sie sanft. »Du warst dein Leben lang wütend auf deine Mutter, weil sie dich und deine Geschwister verlassen hat und dich in die unerträgliche Lage gebracht hat, geheim halten zu müssen, was an jenem Abend tatsächlich geschah. Du hast ihr immer wieder Vorhaltungen gemacht und geschrien: ›Wenn du nicht wolltest, dass ich werde wie er, dann hättest du bleiben müssen, um es zu verhindern!‹«
      Als Oliver mehrmals schluckte, legte sie ihre Hände auf seine. »Aber sie kann dich nicht hören. Im Grunde gehst du also einen Weg, der gar nicht deiner ist, obwohl du das alles eigentlich satthast. Du hättest gern ein besseres Dasein, glaubst aber, dass du dazu verdammt bist, unglücklich zu sein. Das ist kein Leben, schon gar nicht für einen Mann mit deinem Potenzial.«
      »Wie kannst du so viel Vertrauen in mich haben?«, fragte Oliver leise. »Wie kannst du an mich glauben, wo ich dir nicht den geringsten Grund dazu gebe?«
      »Du hast mir schon viele Gründe gegeben, aber es gibt nur einen, auf den es ankommt. Ich liebe dich, Oliver. Aus tiefstem Herzen. Das ist mein Grund.«
      Er begann am ganzen Körper zu zittern, und in seinen Augen glänzten Tränen.
      »Ich liebe dich«, wiederholte Maria und küsste ihn auf die Wange. »Ich liebe dich.« Dann küsste sie ihn auf die andere Wange, die sich feucht anfühlte – ob von ihren Tränen oder seinen, wusste sie nicht. »Ich liebe dich so sehr.« Sie hauchte ihm einen Kuss auf den Mund.
      Oliver hielt sie fest und sah ihr prüfend ins Gesicht. »Gott möge dir helfen, wenn du gelogen hast«, sagte er mit schmerzerfüllter Stimme. »Denn diese Worte haben dein Schicksal besiegelt. Jetzt gebe ich dich niemals wieder her.«
     

 
     
  26
     
        Ich liebe dich.
      Die Worte hallten Oliver in den Ohren, als er Maria an sich zog. Ihm war erst in dem Moment, als sie sie ausgesprochen hatte, bewusst geworden, wie sehr er sich danach gesehnt hatte, sie von ihr zu hören, und nun klangen sie in jedem süßen Kuss, jeder zärtlichen Berührung und jedem Zungenschlag nach.
      Er hatte ihr alles erzählt, ihr sämtliche dunklen Winkel seiner Seele offenbart, und trotzdem lag sie in seinen Armen, küsste ihn, hielt ihn und vergoss seinetwegen Tränen. Es war unfassbar.
      Wenn Maria imstande war zu glauben, dass er eigentlich gar nicht das Scheusal war, das er jahrelang gespielt hatte, konnte er dann lernen, an sich zu glauben? Konnte er vielleicht sogar der Mann sein, den sie haben wollte? Der Mann, den auch seine Mutter sich gewünscht hatte? Konnte er tatsächlich sein Leben ändern?
      »Ich liebe dich«, flüsterte sie abermals an seinen Lippen und sein Herz machte einen Freudensprung.
      »Mein Gott, Maria«, stöhnte er, »du reißt mir die Seele aus dem Leib, wenn du das sagst.«
      »Glaubst du mir nicht?« Sie presste den Mund auf seinen Hals und küsste ihn so hingebungsvoll, dass sein Puls raste.
      »Ich glaube, du bist verrückt.«
      »Ich bin nicht verrückter als du. Nicht verrückter als jeder andere, der von ganzem Herzen liebt.«
     

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