Lord Stonevilles Geheimnis
Schiffsbauunternehmers – die man eigentlich gelehrt haben müsste, den Mund zu halten, gehorsam zu sein und die Umgangsformen zu wahren – auf der Suche nach ihrem Verlobten den Ozean überquert, in einem Bordell nach ihm Ausschau hält und den ersten Gentleman angreift, der es wagt, Zweifel …«
»Oh, um Himmels willen!«, fuhr sie ihn an. »Ich habe Ihnen doch schon erklärt, warum ich das alles getan habe!«
»Außerdem ist … war Onkel Adam nicht wie andere reiche Herren«, ließ sich ihr Begleiter vernehmen. »Er hat als kleiner Soldat angefangen, beim Marineinfanteriekorps. Er hat nie vornehm getan. Er hat immer gesagt, er sei als armer Bastard eines Dienstmädchens geboren worden, und er werde als reicher Bastard eines Dienstmädchens sterben, und das sei besser, als ein reicher Wichtigtuer zu sein.«
Sie stöhnte. »Freddy, bitte, du bist keine große Hilfe.«
»Sie werden also verstehen, Sir«, fuhr der Bursche zu Olivers großer Belustigung fort, »dass Mop… äh, Maria nicht wie andere Frauen ist. Sie kommt nach ihrem Vater. Sie gehorcht nicht, wenn man ihr sagt, sie soll still sitzen und den Mund halten.«
»Das ist mir auch schon aufgefallen«, bemerkte Oliver trocken. Es war ein Punkt zu ihren Gunsten. »Und was ist mit ihrer Mutter? Hat sie Ihrer Base kein Benehmen beigebracht?«
»Ich muss Ihnen leider sagen, Sir …«, begann Miss Butterfield.
»Oh, sie ist bei der Geburt gestorben«, erklärte der Junge. »Aber sie war auch nur die Tochter eines Ladeninhabers. Wie meine Mutter, ihre Schwester. Onkel Adam hat uns nach dem Tod meines Vaters bei sich aufgenommen, damit sie Maria großziehen konnte. Deshalb bin ich mit Maria hergekommen.« Er warf sich in die Brust. »Um sie zu beschützen.«
»Und das machen Sie ganz hervorragend«, entgegnete Oliver ironisch.
»Nun lassen Sie ihn doch in Ruhe!«, sagte Miss Butterfield mit blitzenden Augen. »Begreifen Sie denn nicht, dass er nichts stehlen wollte? Er ist für mich in dieses Haus gegangen, um einen Blick auf die Tasche zu werfen und nachzusehen, ob sie mit den richtigen Prägungen versehen ist. Das war alles.«
»Und er wurde dabei erwischt, wie er das Haus mit der Tasche verlassen wollte. Deshalb wollen ihn die Männer da draußen hängen sehen.«
»Dann sind sie allesamt Dummköpfe! Dass Freddy kein Dieb ist, erkennt doch jeder!«
»Da hat sie recht«, warf der nicht eben mit Verstand gesegnete Freddy ein. »Ich habe zwei linke Beine. Ich stoße ständig überall an, wohin ich auch gehe. Deshalb haben sie mich wahrscheinlich auch geschnappt.«
»Tja, aber in solchen Fällen siegen meist die Dummen. Die Kerle da draußen sind nicht an der Wahrheit interessiert. Sie wollen, dass Ihr Vetter bestraft wird.«
Ihr stand die blanke Angst ins Gesicht geschrieben. »Das dürfen Sie nicht zulassen!«
Oliver verkniff sich ein Grinsen. »Ich könnte ein gutes Wort für ihn einlegen, die Gemüter besänftigen und Ihre Hälse aus der Schlinge ziehen, wenn …«
Sie erstarrte. »Wenn was?«
»Wenn Sie auf das Angebot eingehen, das ich Ihnen machen möchte.«
Eine bezaubernde Röte breitete sich auf ihren hübschen Wangen aus. »Selbst um meinen Hals zu retten, würde ich meine Keuschheit nicht opfern!«
»Habe ich irgendetwas davon gesagt, dass es um Ihre Unschuld geht?«
Sie stutzte. »Also … nein. Aber wenn man bedenkt, was für ein Mann Sie sind …«
»Was für ein Mann bin ich denn?« Das konnte amüsant werden.
»Nun.« Sie hob ihr Kinn. »Einer, der seine Zeit in Bordellen verbringt. Ich weiß bestens über englische Lords und ihre Ausschweifungen Bescheid!«
»Ich will Ihre Unschuld nicht, meine Liebe.« Er ließ seinen Blick über ihren hinreißenden Körper schweifen und unterdrückte einen Seufzer. »Nicht dass ich die Vorstellung nicht verlockend fände, aber im Augenblick habe ich dringlichere Sorgen.«
Es gab wohl keinen Mann von Stand, der so töricht war, eine Jungfrau zu verführen, denn dies war der sicherste Weg, um von einer Betrügerin vor den Traualtar geschleppt zu werden. Davon abgesehen bevorzugte er erfahrene Frauen. Sie verstanden es, einen Mann zu verwöhnen, ohne ihn ständig zu seinen Gefühlen zu befragen.
»Es mag Sie überraschen«, fuhr er fort, »aber es bereitet mir in der Regel keine Probleme, Frauen zu finden, die gern mit mir das Bett teilen. Ich habe es nicht nötig, eine hübsche Diebin dazu zu zwingen.«
»Ich
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