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Lord Stonevilles Geheimnis

Lord Stonevilles Geheimnis

Titel: Lord Stonevilles Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Jeffries
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Betty begeistert.
      »Das ist einzig und allein Ihr Verdienst, Betty«, entgegnete Maria.
      Betty neigte errötend den Kopf. »Vielen Dank, Miss.«
      Es war erstaunlich, wie sehr sich das Dienstmädchen verändert hatte, seit Maria sich Olivers Rat zu Herzen genommen hatte. Inzwischen ließ sie Betty ihr Zimmer aufräumen und die unzähligen anderen Dinge tun, die sie liebend gern selbst erledigt hätte. Aber Oliver hatte recht gehabt – Betty glühte förmlich vor Stolz. Maria wünschte, sie hätte von Anfang an gewusst, wie man richtig mit dem Personal umging, aber wie hätte sie auch ahnen können, dass diese verrückten Engländer anderen gern zu Diensten standen? Es lief ihrer demokratischen amerikanischen Denkweise völlig zuwider.
      Mit einem bewundernden Blick auf Marias Kleid aus elfenbeinfarbenem Satin bemerkte Betty: »Ich würde sagen, Seine Lordschaft verschluckt sich an seiner Zunge, wenn er Sie nachher sieht.«
      »Möge er daran ersticken!«, murmelte Maria.
      Betty zupfte den tuffigen weißen Tüll zurecht, der um Marias Busen drapiert war und in der Mitte von einer goldenen Brosche zusammengehalten wurde. »John sagt, der gnädige Herr habe gestern Abend im Bordell keine von den Dirnen angerührt. Er sagt, Seine Lordschaft habe jede Frau abgelehnt, die ihm die Bordellbesitzerin angeboten habe.«
      »Das kann ich kaum glauben.«
      Ohne Marias Worten Beachtung zu schenken, setzte Betty ihren Feldzug zur Rettung der fragwürdigen Ehre ihres Herrn fort. »Danach ist Lord Stoneville wohl ins Opernhaus gegangen und hat es ohne eine einzige Tänzerin am Arm wieder verlassen. John sagt, das habe er noch nie getan.«
      Maria verdrehte die Augen, obwohl ein Teil von ihr furchtbar gern glauben wollte, dass es der Wahrheit entsprach – ein winziger, törichter Teil von ihr, den sie unbedingt ignorieren musste.
      Betty polierte die Brosche mit dem Saum ihres Ärmels. »John sagt, er habe sich betrunken und sei nach Hause gefahren, ohne auch nur eine Frau zu küssen. John meint …«
      »John hat sich das nur ausgedacht, um seinen Herrn in Schutz zu nehmen.«
      »Oh nein, Miss! John würde niemals lügen. Und ich kann Ihnen versichern, dass der gnädige Herr noch nie so früh nach Hause gekommen ist, und schon gar nicht ohne … also, ich meine, früher , als er noch in Acton gewohnt hat, pflegte er Mädchen mit nach Hause zu bringen, auch schon mal zwei, die … nun, Sie wissen schon.«
      »Die dafür gesorgt haben, dass er sich an seiner Zunge verschluckt?«, sagte Maria und nahm ihren Fächer zur Hand.
      Betty lachte. »Na, das wäre aber ein Anblick, nicht wahr? Zwei Damen, die mit vereinten Kräften versuchen, ihm seine Zunge in den Hals zu schieben!«
      »Ich würde ihnen viel Geld dafür geben.« Maria drehte sich seufzend zur Tür um. »Er verzichtet nur wegen seiner Großmutter und seinen Schwestern darauf, seine Dirnen mit heimzunehmen. In seiner Junggesellenbude in Acton konnte er tun und lassen, was er wollte. Hier ist es anders.«
      Bettys Miene wurde ernst. »Da haben Sie wohl recht.«
      »Aber danke, dass Sie versucht haben, mich aufzumuntern«, sagte Maria. »Sie waren sehr gut zu mir, und das weiß ich zu schätzen.«
      Das Dienstmädchen strahlte sie an. Es war wirklich ganz einfach, Betty glücklich zu machen.
      Als Maria die Treppe hinunterging, stellte sie erleichtert fest, dass sich die anderen bereits vollzählig in der Eingangshalle versammelt hatten. Sie musste also nicht mit Oliver allein sein. Nachdem seine Diener schon begonnen hatten, für ihn Ausflüchte zu machen, konnte sie sich sehr gut vorstellen, was er selbst alles vorbringen würde. Oder schlimmer noch, was er alles nicht vorbringen würde. Er war ihr keine Rechenschaft schuldig, und ob er das Bordell aufsuchte oder nicht, ging sie im Grunde nichts an.
      Sie hatte es einzig sich selbst zuzuschreiben, dass sie empfand, was sie empfand.
      Gerade schaute er auf, um mit glühendem Blick ihren Gang die Treppe hinunter zu verfolgen. Und – der Herr möge ihr beistehen – er sah großartig aus, eigentlich viel zu gut, wie immer. Die ihm eigene Mischung aus Sündhaftigkeit und Kultiviertheit weckte in jeder Frau die Bereitschaft, alles zu tun, was nötig war, um ihn zu bekommen, wie entwürdigend es auch sein mochte.
      Er trug einen eleganten Umhang aus dunkelblauem Wollstoff über seinem schwarzen Frack, wodurch sein Haar im Kerzenlicht blauschwarz glänzte. Seine weißen

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