Lord Stonevilles Geheimnis
noch mehr. »Zum Teufel, das ist sie nicht!«
Mrs Plumtree schlug ihm mit ihrem Fächer auf den Arm. »Oliver, du sollst doch in Anwesenheit junger Damen nicht fluchen! Dies ist schließlich eine anständige Veranstaltung.«
»Das ist mir völlig egal. Sie ist meine Ver…« Er brach gerade noch rechtzeitig ab. »Maria ist mit mir gekommen. Da steht mir zumindest ein Tanz zu.«
»Dann hättest du sie darum bitten müssen, bevor sie ihre Tänze anderweitig vergibt«, bemerkte Celia mit einem verschmitzten Lächeln.
Gabe bot Maria seinen Arm. »Kommen Sie, meine Liebe«, sagte er und ahmte seinen Bruder nach. »Ich stelle Sie unseren Gastgebern vor.« Als sie seinen Arm ergriff, grinste er Oliver an. »Jetzt kannst du nur noch darauf hoffen, dass du bei der Verlosung ihren Namen ziehst und den letzten Walzer mit ihr tanzen darfst, alter Knabe. Sonst gehst du heute Abend nämlich leer aus.«
18
»Ich bringe ihn um«, knurrte Oliver, als er seinem Bruder und Maria hinterhersah. Jarret und die anderen Gentlemen steuerten zusammen mit Celia und Minerva ebenfalls auf den Ballsaal zu, und er blieb mit seiner Großmutter in der Eingangshalle zurück.
»Sie ist Amerikanerin«, bemerkte sie. »Die wissen sich nur in ihren Kolonistenbaracken zu benehmen. Ihr war natürlich nicht klar, dass sie dir einen Tanz hätte reservieren müssen. Du hast dir allerdings auch reichlich Zeit damit gelassen, sie um einen zu bitten.«
»Ich bin ihr Verlobter«, entgegnete er aufgebracht.
»Aber so hast du dich nicht verhalten. Wenn man bedenkt, wo du gestern Abend …«
Vor Wut stieg ihm die Hitze ins Gesicht. »Verdammt, Großmutter …«
Sie schlug ihm abermals mit ihrem Fächer auf den Arm. »Ich weiß nicht, woher du diese entsetzlichen Manieren hast!«
»Hörst du wohl damit auf!« Er riss ihr den Fächer aus der Hand. »Du und Maria, ihr könnt einen Mann wirklich dazu treiben, schreiend davonzulaufen!«
Sie nahm ihm ihren Fächer postwendend wieder ab. »Ein bisschen Schreien könnte dir nicht schaden! Es täte deiner Seele gut.«
Oliver lachte spöttisch. »Ihr seid schon ein komisches Gespann. Maria will nämlich auch meine Seele retten. Jemand sollte ihr bei Gelegenheit sagen, dass es ein aussichtsloses Unterfangen ist.«
»Ist es das?«, entgegnete die Großmutter.
Marias Worte klangen ihm in den Ohren. Es gebe noch Hoffnung für ihn, hatte sie über sein Alter Ego Rockton gesagt. Hoffnung gebe es immer.
Oliver stutzte.
Solche Dinge sagte seine Großmutter auch ständig. Er musterte sie eindringlich. War es möglich, dass sie sich inzwischen ein wenig für Maria erwärmt hatte?
Die Großmutter verzog mürrisch das Gesicht. »Es ist einfach unglaublich, dass du diesem Mädchen Prudences Perlenkette geschenkt hast.«
Er entspannte sich wieder. Nein, sie würde Maria niemals als angemessene Ehefrau für ihn akzeptieren. »Es war mein gutes Recht, sie zu verschenken.«
In Wahrheit hatte er Maria die Kette nur als Accessoire für diesen Abend geben wollen. Doch dann hatte er sie in dem umwerfenden Kleid gesehen, und als Großmutters Empörung sie so in Verlegenheit gebracht hatte, war sein Temperament mit ihm durchgegangen.
Auch gut, dachte er. Es gäbe keine bessere Methode, seine Großmutter von der Ernsthaftigkeit seiner Heiratsabsichten zu überzeugen. Das war der einzige Grund, aus dem er Maria die Kette geschenkt hatte.
»Lass uns Foxmoor suchen«, sagte er. »Ich habe etwas mit ihm zu bereden. Und du musst wegen der Bekanntgabe meiner Verlobung mit seiner Frau sprechen.«
Seine Großmutter sah ihn aus schmalen Augen an. »Du weißt, dass du diese Farce nicht fortsetzen musst. Du könntest sie auf der Stelle beenden.«
»Und du könntest von deiner Forderung zurücktreten«, erwiderte er.
»Niemals!«
»Deine Entscheidung.« Er sah sie grimmig an. »Aber wenn du die Verlobung nicht bekannt gibst, tue ich es.«
Ihr deutlich zu machen, dass er auf keinen Fall nachgeben würde, war die einzige Möglichkeit, sie zur Umkehr zu bewegen, und er war davon überzeugt, dass es ihm gelingen würde. Denn wenn er die Verlobung vor der versammelten Gesellschaft bekannt geben würde, sähe sich seine Großmutter genötigt, es um der Familienehre willen dabei zu belassen – doch eine dahergelaufene katholische Amerikanerin könnte sie niemals akzeptieren.
Foxmoor stand am Eingang des Ballsaals und begrüßte
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