Lord Stonevilles Geheimnis
zusammen mit der Herzogin die Gäste, aber er ließ sich bereitwillig von Oliver zur Seite nehmen. Unterdessen sprach die Großmutter mit seiner Frau. Oliver glaubte natürlich nicht, dass sie tatsächlich darum bat, seine Verlobung bekannt geben zu dürfen. Es war nur eine Schau, die sie seinetwegen abzog.
»Was treibt dich denn hierher?«, fragte Foxmoor. »Wenn ich mich recht entsinne, hast du letztes Jahr geschworen, dass du höchstens im Sarg noch einmal zu einem Valentinstagsball kommst.« Er warf einen Blick über Olivers Schulter. »Also, wo ist er?«
»Ärgere mich ruhig, wenn du es nicht lassen kannst, aber tu mir bitte einen Gefallen. Du musst mir helfen, die Verlosung zu manipulieren.«
Foxmoor kniff die Augen zusammen. »Wenn du glaubst, ich würde dir gestatten, das gesellschaftliche Lieblingsereignis meiner Frau dazu zu benutzen, einem deiner unglückseligen Brüder einen Streich zu spielen …«
»Es geht nicht um einen Streich. Ich muss die Sache so hinbiegen, dass eine bestimme Frau den letzten Walzer mit mir tanzt.«
Foxmoor griff sich theatralisch an die Brust und taumelte ein paar Schritte rückwärts. »Du? Du willst mit einer von diesen heiratswürdigen Frauen tanzen?« Er sah Oliver prüfend an. »Du weißt doch, dass die Frauen, die an der Verlosung teilnehmen, allesamt jung, ungebunden und ehrenhaft sind?«
Oliver biss die Zähne zusammen. »Dessen bin ich mir vollkommen bewusst.«
»Und du willst wirklich mit einer von ihnen tanzen?« Foxmoor fing an zu lachen.
»Oh, um Himmels willen, hilfst du mir nun oder nicht?«
»Aber natürlich«, entgegnete sein Freund vergnügt. »Dein Wunsch ist mir Befehl. Und ich hole dir auch noch den Mond vom Himmel, damit du beim Essen einen schönen Teller hast, und die Sterne, damit sie dir den Weg dorthin leuchten.«
»Es ist mir ernst, verdammt! Ich muss mit ihr tanzen, verstehst du? Es ist wichtig!«
»Warum fragst du sie dann nicht einfach?«
»Das habe ich getan, aber meine Brüder haben mir einen Streich gespielt.« Oliver fuhr sich nervös mit den Fingern durchs Haar. »Bevor ich dazu kam, sie zu fragen, hatten Gabe und Jarret all ihre Freunde dazu angehalten, sie um einen Tanz zu bitten.«
»Großer Gott, sprichst du etwa von diesem hübschen Ding, das Gabe mir und Louisa eben vorgestellt hat? Miss … irgendwas mit Butter? Die auf Halstead Hall zu Besuch ist?«
»Genau die meine ich.«
Foxmoor runzelte die Stirn. »Jetzt weiß ich, warum du mit ihr tanzen willst. Du willst sie verführen. Sie ist genau dein Typ, und du willst den Ball meiner Frau dazu benutzen …«
»Teufel noch mal, Foxmoor! Könntest du wenigstens einmal in deinem Leben tun, worum ich dich bitte, ohne vorschnell zu urteilen? Du bist ja genauso schlimm wie Maria mit ihrem ganzen Gerede über Moral und Mitgefühl und Seelenrettung. Ich bitte dich um einen einzigen kleinen Gefallen, um einen Tanz mit dieser verfluchten Frau, und du bist nicht bereit, mir zu helfen!«
Als Foxmoor ihn verblüfft ansah, wurde Oliver bewusst, dass er ihn zu hart angegangen war.
Doch dann nahm das Gesicht seines Freundes einen listigen Ausdruck an. »Maria, nicht wahr?«
»So lautet ihr Vorname.«
»Was du nicht sagst.« Foxmoor ließ seinen Blick über die Gäste im Ballsaal schweifen. »Du willst also, dass ich sie dir zulose? Also gut. Wenn sie ihren Namen in den Hut wirft, lasse ich den Zettel unauffällig verschwinden und gebe ihn dir, damit du ihn dann ›aus dem Hut ziehen‹ kannst. Ganz einfach!«
Oliver sah ihn argwöhnisch an. »Das hast du schon mal gemacht!«
Foxmoor lächelte. »Ein paarmal. Verliebte Männer gehen nur ungern das Risiko ein, dass die Damen ihres Herzens am Valentinstag von anderen Männern aufs Parkett geführt werden.«
»Ich bin nicht verliebt!«, fuhr Oliver ihn an. »Wenn du das glaubst …«
»Natürlich nicht«, beschwichtigte ihn der Herzog, aber besonders überzeugt sah er nicht aus.
Oliver hätte dem Idioten am liebsten gesagt, dass er sehr wohl eine Verführung plante – schon allein, um ihm diesen zweifelnden Gesichtsausdruck auszutreiben. Aber er wollte seine Chance nicht verspielen, Maria als Tanzpartnerin zu bekommen. Es war möglicherweise seine einzige Gelegenheit an diesem Abend, allein mit ihr zu sprechen, da seine Schwestern ihr Bestes taten, um sie zu »beschützen«.
Er drehte sich um und hielt im Saal nach ihr Ausschau. Sie tanzte mit Gabe, und
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