Lord Tedric 01 - Lord Tedric
»Deshalb trägt es auch diesen Namen. Der Adler ist ein ausgestorbener Vogel, der einst auf der alten Mutter Erde gelebt hat. Er ist unser Familienwappen, unser Wahrzeichen.« Carey blinzelte ihm vertraulich zu. »Doch wissen Sie, wo sie liegt? Die Adlerauge meine ich.«
Rasch überflog Tedric seinen Marschbefehl und schüttelte den Kopf. »Nein, hier ist der Ort nicht erwähnt.«
»Ganz recht, er wird nämlich geheimgehalten. Ich kann Ihnen auch sagen, warum. Vielleicht kennen Sie einen Planeten, der Evron 11 heißt. Die Sklaven dort haben sich erhoben, um gegen die Autorität des Gesetzes zu rebellieren. Mein Vater wie auch der Imperator haben mich gebeten, eine Truppe zusammenzustellen und dort nach dem Rechten zu sehen. Ich habe mich entschlossen, ein paar meiner Klassenkameraden daran teilnehmen zu lassen. Vielleicht wird es ein interessanter Auftakt für unsere Karriere.«
»Im Reich gibt es keine Sklaven.«
Carey kicherte. »Nennen wir sie also Arbeiter.« Er wandte sich ab und gab vor, dem Kommandanten zu lauschen, der immer noch die einzelnen Namen der Kadetten verlas.
Tedric hatte genug über Carey gehört, um zu wissen, daß der Mann kein leeres Geschwätz von sich gab. ›Was hatte das zu bedeuten?‹ fragte er sich. ›Was geschah wirklich dort auf Evron 11?‹ Da es im Moment keine Antwort auf diese Fragen gab, beschloß Tedric, die Sache zu vergessen und ebenfalls so zu tun, als lauschte er dem Kommandanten.
Nachdem der letzte Kadett seine Ernennungsurkunde erhalten hatte, machte Kommandant Marson keine Anstalten, den Saal zu verlassen, sondern ordnete statt dessen seine Papiere und räusperte sich. Seine Stimme war fest, in ihr schwang eine Härte mit, wie sie Tedric noch nie bei einem anderen Menschen erlebt hatte.
»Männer, das war’s. Ihr habt den Abschluß geschafft. Wenn Ihr jetzt in eure Quartiere zurückkehrt, liegt für jeden von euch eine neue silberne Uniform bereit. Zieht sie an und tragt sie mit Stolz. Nur noch ein Wort will ich euch mit auf den Weg geben: enttäuscht ihr die Erwartungen, die in euch gesetzt werden, und zieht diese Uniform in den Schmutz, gleichgültig, ob ihr ein Kommando habt oder nach Hause zurückkehrt, so werdet ihr dafür büßen, das verspreche ich euch. Vielleicht nicht im gleichen Augenblick, nicht zu meiner Lebenszeit oder zu eurer. Doch der Tag der Abrechnung wird kommen, das garantiere ich euch. Ich bin deshalb davon so überzeugt, weil diese Uniform eine viel größere Bedeutung hat, als die meisten von euch je verstehen werden.«
Während er sprach, hob Marson den Blick und schien Matthew Carey zu fixieren. »Ich sage das nicht, um euch einen guten Rat zu geben oder um euch einzuschüchtern. Um ganz ehrlich zu sein, dies ist eine offene Warnung. Überlegt, was ihr tut, seht euch vor, oder ihr werdet für eure Fehler bitter bezahlen müssen.«
Er senkte die Stimme und befahl: »Weggetreten!«
Tedric hörte Matthew Carey murmeln: »Dieser dämliche alte Schwachkopf«, doch die restlichen Worte gingen im Lärm des allgemeinen Aufbruchs unter. Auch Tedric strebte eilig dem Ausgang zu, wurde aber an der Tür von Phillip Nolan abgefangen.
»Ich hörte, daß Sie sich mit Matthew Carey unterhalten haben«, sagte Nolan.
»Er wollte die Kommandierungen miteinander vergleichen. Was halten Sie von Kommandant Marsons abschließenden Worten?«
Nolan schüttelte den Kopf. »Er hat mehr Mut gezeigt, als ich ihm überhaupt zutraute.«
»Wegen Carey?«
»Seine Worte waren eindeutig an ihn gerichtet.«
»Ich glaube, Carey hat das verstanden. Ich hörte, wie er Marson einen Schwachkopf nannte.«
»Womit er noch nicht einmal ganz Unrecht hat. Der Alte tut mir leid, das ist das Ende seiner Karriere.«
»Wollen Sie damit sagen, daß er abberufen werden könnte?«
»Das ist mehr als wahrscheinlich. Sehen Sie, genau das meinte er mit seinen Worten. Das Korps ist fast die letzte größere Institution im Reich, die den Careys noch Widerstand entgegensetzt. Und genau das soll Matthew ändern. Ich bin sicher, das ist auch der Grund, warum er in den aktiven Dienst eintritt. Er plant, innerhalb von zehn Jahren oder sogar noch früher, die Macht an sich zu reißen.«
»Wird er das schaffen?«
Nolan zuckte die Schultern. »Ich habe nie gehört, daß jemand eine Wette gewonnen hat, in der er gegen die Careys gesetzt hatte.«
»Dann steht es schlimm.«
»Noch viel schlimmer. Doch ich wollte mit Ihnen über etwas anderes sprechen. Sehen Sie das hier?« Nolan hielt ihm
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