Lord Tedric 01 - Lord Tedric
kaum, daß mir der Dienst an Bord Freude machen wird.«
»Besonders mit Matthew Carey als unserem Gefechtsoffizier.«
Bei der Erwähnung dieses Namens runzelte Nolan die Stirn. »Haben Sie ihn eigentlich heute schon gesehen?«
»Nein, und ebenso wie Sie, fange ich langsam an, mich darüber zu wundern.«
»Niemand hat ihn mehr gesehen, nachdem wir an Bord gegangen sind.«
»Sie glauben doch nicht etwa, daß er uns verlassen hat?«
Nolan schüttelte den Kopf. »Wo ein Carey mitmischt, wundere ich mich über nichts mehr.«
Tedric legte einen Arm um Nolans Schultern und drängte ihn sanft zur Tür. »Kommen Sie, Phillip, es wird Zeit, von Bord zu gehen.«
Nolan seufzte: »Ich glaube, Sie haben recht. Es führt kein Weg daran vorbei.«
Die Raumfähre, in der sich Nolan und Tedric befanden, hatte auf direktem Wege Nexus angeflogen, um dort die gesamte Mannschaft aufzunehmen. Sie schien aus allen Nähten zu platzen, und Tedric war froh, als sie ihr Ziel, die Umlaufbahn der Adlerauge erreicht hatten. Jeder Seniorkadett, der zum aktiven Dienst eingezogen worden war, hatte den Befehl erhalten, sich auf der Adlerauge einzuschiffen. Kaum hatte Nolan das erfahren, war seine Skepsis über Tedrics Geschichte bezüglich der Wissenden wieder gestiegen. Doch Tedric ließ sich davon nicht stören und hatte sofort zugestimmt, als Nolan erstaunlicherweise vorschlug, mit ihm zusammen eine Kabine in der Fähre zu teilen. Seit den beiden einsam verbrachten Jahren auf der Akademie hatte er gelernt, wie wichtig es war, einen Freund zu haben. Dafür schien ihm Nolan am besten geeignet.
Die zwei Männer bewegten sich geschickt durch die engen, niedrigen Korridore der Fähre. Schon während dieser kurzen Reise hatten sie sich den wiegenden Gang der Raumfahrer zugelegt, der hauptsächlich durch die unterschiedliche Schwerkraft hervorgerufen wurde, wie Tedric glaubte. Selbst die Zentrifugalkraft eines so riesigen Schiffes wie der Adlerauge schaffte es nie ganz, die natürliche planetarische Schwerkraft auszuschalten. Daher war es notwendig, beim Gehen die dadurch hervorgerufenen Schlingerbewegungen des Schiffes mit dem Rückgrat und den Beinen abzufangen.
Die Mehrzahl der anderen Kadetten hatten sich schon um die Schleusen der Fähre versammelt, als Nolan und Tedric dort eintrafen. Während Nolan sich zu einem Kreis anderer Kadetten gesellte und mit ihnen sprach, hielt Tedric sich zurück, hatte, wie immer, Hemmungen, an dem Gespräch teilzunehmen. Rasch überflog er die Gesichter der Anwesenden, überzeugte sich, daß Matthew Carey nicht unter ihnen war. Nolan hatte ihm einmal erklärt, daß die meisten Kadetten, die den aktiven Dienst wählten, die jüngsten Söhne in ihren Familien waren. Für sie war das Ganze ein einziges Abenteuer, etwas, das ihre älteren Geschwister nie kennenlernen würden. Tedric selbst empfand nicht die nervöse Erwartung, die er in den Gesichtern der anderen las. Dafür hatte er schon zu viel in seinem jungen Leben erlebt, als daß ihn eine Raumreise mit Lichtgeschwindigkeit aus der Ruhe bringen konnte.
Natürlich waren die Kadetten keine Kadetten mehr, sondern richtige Offiziere des Korps, Leutnants. Jeder trug die traditionelle silberne Uniform des Korpsangehörigen mit breiten Goldbalken auf den Schulterstücken. In einem Holster an der rechten Hüfte steckte ein Hitzestrahler, an der linken Hüfte trug jeder ein Schwert in der Scheide. Der Gebrauch von Schwertern hatte Tedric gewundert, doch schon bald hatte er den Grund für das Tragen einer solch antiquierten Waffe kennengelernt. Die Benutzung des Hitzestrahlers in Raumschiffen war grundsätzlich verboten, denn der Strahl fraß sich selbst durch die härtesten Metalle, und schon viele Korpsangehörige hatten sich und ihre Mannschaft umgebracht, weil sie den Strahler benutzt hatten, ohne an die möglichen Folgen zu denken. Ein Schwert dagegen war ebenso sicher, wie für den Gegner diskriminierend, und im Unterrichtsplan der Akademie war der Schwertkampf ein Hauptfach.
Der harte Stoß traf Tedric völlig überraschend. Seine Knie knickten ein, und er hielt sich mit der Hand am Türrahmen fest, um nicht zu stürzen. Tedric brauchte einen Augenblick, um das Geschehene zu begreifen. Die Fähre hatte an die äußere Hülle der Adlerauge angekoppelt, die Schleusen waren miteinander verbunden. Im nächsten Moment würden sich die Tore öffnen und die Passagiere der Fähre konnten an Bord der Adlerauge gehen. Tedric schaute sich um und sah Phillip Nolan dicht
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