Lord Tedric 01 - Lord Tedric
einen gefalteten Bogen Papier entgegen. »Das ist mein Marschbefehl.«
Tedric brauchte ihn nicht erst durchzulesen, um zu wissen, was darin stand. »Die Adlerauge « , sagte er nur.
»Ihre Kommandierung?«, fragte Nolan.
»Meine und Ihre.«
Nolan grinste. »Sieh an, dann werden wir uns ja demnächst öfters sehen.«
Tedric blinzelte ihm zu. »Habe ich es Ihnen nicht gesagt?«
»Sie und Ihre Wissenden. Aber vielleicht sollte ich doch noch einmal alles überdenken, was Sie mir an dem Abend erzählt haben.«
»Das sollten Sie tun.« Tedric verabschiedete sich kurz und verschwand in Richtung seines Zimmers.
III
----
ADLERAUGE
Tedric, der blonde Krieger von Lotnarr, unterbricht kurz seine Jagd auf den schwarzen Magier von Sarpedium, um sich mit einem anderen Zauberer, Corlock dem Schlauen, zu treffen. Der mehr als dreitausend Jahre alte Corlock lebt in einer unterirdischen Höhle am Rande der Wüste, die die Burg von Sarpedium umgibt. Der alte Zauberer empfängt Tedric wie einen alten Freund an der Tür seiner Behausung und bittet ihn, vor dem Betreten der Höhle sein Schwert in die Scheide zu stecken.
»Die Waffe kann dir hier nichts nützen«, sagt Corlock, »denn mein Zauber ist stärker als alle tödlichen Waffen.«
Tedric ist zwar von dieser Behauptung nicht überzeugt, denn sein Schwert wurde aus einem ganz neuen, unbekannten Metall geschmiedet, doch er kommt der Bitte des Zauberers, ohne zu zögern, nach.
Die beiden Männer lassen sich dicht bei einem großen, grünen Feuer nieder, das ohne Holz brennt.
»Du bist also der Sterbliche, der einstmals eine große Eisenhütte besaß und nun die Welt von Magie und Zauberei befreien möchte.«
»Ich habe nur der schwarzen Magie und den dämonischen Zauberern den Kampf angesagt«, entgegnet Tedric, fährt verstohlen mit seiner Rechten zur Hüfte und umfaßt den Griff seines Schwertes.
»Wenn du Sarpedium vernichtest, vernichtest du auch mich.«
»Aber er ist doch Ihr ewiger Erzfeind.«
»Meiner, nicht deiner. Doch wir sind auf die gleiche Weise miteinander verbunden wie Schlangen und Mungos. Gäbe es keine Schlangen, müßten die Mungos sterben.«
Trotzig antwortet Tedric: »Trotzdem ist es besser, die Welt von allen Zauberern zu befreien. Denn die Magie betrügt alle diejenigen, die ihre Geheimnisse nicht kennen.«
»Doch wodurch willst du sie ersetzen?«
»Durch Wissen, Kenntnisse, durch die Wahrheit.«
Der alte, weise Corlock lacht. »Du bist ein mutiger Mann, Tedric, doch ein ebensolcher Dummkopf.«
»Das wird sich im Laufe der Zeit noch herausstellen«, antwortet Tedric und erhebt sich.
Staunend betrachtete Tedric das riesige silberne Schiff, das sich wie ein Engel im Himmel durch den Raum bewegte. Dann riß er sich vom Bullauge der Raumfähre los und wandte sich an Phillip Nolan, der neben ihm stand.
»Es ist schon ein imposanter Anblick, ich wußte bisher überhaupt nicht, daß es Raumkreuzer dieser Größenordnung gibt.«
Nolan schien eher irritiert als beeindruckt.
»Bisher gab es solche Riesenschiffe auch nicht, sie waren auch nicht vorgesehen. Die Adlerauge ist wieder ein typisches Produkt der Careyschen Überheblichkeit. Das Schiff ist ebenso riesig und phantastisch wie verschwenderisch und unpraktisch. Für den Ernstfall ist es kaum zu verwenden.«
»Doch das Reich befindet sich lange nicht mehr im Krieg.«
»Offiziell nicht.«
»Schon seit über hundert Jahren haben die Wykzl die Grenzen nicht mehr verletzt.«
»Außer den Wykzl hat die Galaxis noch andere Überraschungen bereit.«
»Sprechen Sie von etwas, das ich noch nicht kenne?«
Nolan schüttelte den Kopf und versuchte ein krampfhaftes Lächeln. »Nein, wohl kaum. Ich wollte damit nur sagen, daß wir in den letzten hundert Jahren selbstgefällig, zu selbstzufrieden geworden sind. Jedermann tut so, als hätten wir nie den Krieg verloren, als wären uns nie die Grenzen unserer eigenen Belastbarkeit deutlich gemacht worden. Alle leben nur in den Tag hinein, niemand kümmert sich darum, wie es unter der Oberfläche aussehen mag. Doch gerade die Dinge jenseits unserer eigenen, begrenzten Welt interessieren mich, ich möchte sie sehen, möchte noch mehr kennenlernen. Die Gleichgültigkeit meiner Mitmenschen macht mir ebenso Sorgen wie der Anblick dieses Schiffes da.«
»Ich habe Sie noch nie so ernst erlebt, Phillip. Empfinden Sie die Adlerauge wirklich als so störend?«
»Es ist ein Luxus, und, was noch schlimmer ist, ein überflüssiger Luxus. Ich glaube
Weitere Kostenlose Bücher