Lord Tedric 01 - Lord Tedric
habe.«
Tedric knirschte mit den Zähnen, unterdrückte aber seinen aufsteigenden Zorn. »Ich bin kein Lügner.« Ihn überraschte es selbst, daß er nicht die Beherrschung verlor.
»Dann ist es also wahr, was man von Ihnen erzählt? Es sind keine Märchen? Sie hatten Kontakt mit den Wissenden? Es gibt sie also wirklich?«
»Ich lebte einige Monate auf ihrem Planeten, auf Prime.«
»Und die Wissenden schickten Sie hierher?«
»Ja, sie haben meine Berufung an diese Akademie bewirkt.«
Nolan pfiff leise. Anscheinend hatte er seine Meinung geändert, denn er ließ sich wieder auf der Bettkante nieder.
»Ich wünschte, ich wäre dabei gewesen, als der Kommandant ihre Anfrage erhielt. Seinen verblüfften Gesichtsausdruck hätte ich allzu gerne gesehen. Doch erzählen Sie! Wie sehen die Wissenden aus? Sind sie wie die Pflanzenwesen, oder haben sie eine menschliche Gestalt?«
Tedric dachte angestrengt nach. Doch seine Erinnerungen an die Zeit, die er auf Prime verbracht hatte, blieben schemenhaft, waren nie greifbar.
»Ich glaube, sie hatten menschliche Gestalt.«
»Und sie haben Sie nur auf diese Welt geschickt, um den Kampf gegen Matthew Carey zu verlieren?« In Nolans Worten schwang deutliche Skepsis mit. Tedric beschloß, sich nicht darum zu kümmern.
»Das ist von untergeordneter Bedeutung.«
»Was ist dann der Hauptgrund?«
»Ich kenne ihn nicht«, gab Tedric verwirrt zu.
»Sie kennen ihn nicht?«, wiederholte Nolan, wobei er erst gar nicht versuchte, sein Erstaunen zu verbergen.
»Zumindest nicht vollständig. Man hat mir verschiedene Anweisungen gegeben, gewisse Instruktionen in mein Unterbewußtsein versenkt, die nur durch bestimmte äußere Reize wieder auftauchen. Ihr Besuch bei mir ist ein solcher. Die Wissenden haben mir von Ihnen erzählt.«
»Und was haben sie gesagt?«
»Daß ich auf Sie zählen, Ihnen alles anvertrauen kann.«
»Zum Beispiel?«
»Nun, zum Beispiel, wer ich bin. Niemand hier kennt mich, niemand weiß, daß ich nicht in diesem Universum geboren wurde. Ich habe bestimmte Erinnerungen, die tief in mir schlummern, die nur nachts in meinen Träumen erscheinen. Ich habe Visionen, sehe Landschaften und Dinge, die nirgendwo hier in diesem Universum existieren.«
»Woher wissen Sie das so genau?«
»Ich weiß es eben.« Versonnen betrachtete Tedric den Mann vor ihm. Es gab keine Möglichkeit, seine Träume in Worte zu fassen, die verschiedenen Formen, Gestalten und Dinge zu beschreiben, die er in seinen Visionen gesehen hatte.
»Nur an eine Sache kann ich mich ganz deutlich erinnern: mein Erwachen auf Prime. Ich war kein Kind, sondern der gleiche junge Mann, den Sie jetzt vor sich sehen. Seit diesem Zeitpunkt lebe ich, an alles, was vorher war, kann ich mich nicht erinnern.«
»Und Ihre Freunde, die Wissenden, haben es Ihnen nicht erzählt?«
»Sie haben gesagt, der Zeitpunkt würde kommen.«
»Wann?«
»Das haben sie nicht gesagt.«
Nolan kratzte sich an seinem Kinn und seufzte.
»Hören Sie, betrachten wir die Dinge doch einmal nüchtern. Ich kam zu Ihnen, um Ihnen ein paar Tips zu geben, damit Sie einen Mann besiegen, den ich zufällig nicht mag. Sie haben meine Hilfe abgelehnt, was Ihr gutes Recht ist, doch plötzlich sprechen wir nicht mehr von dem Kampf, sondern von den Wissenden, an deren Existenz ich noch nie geglaubt habe, von verschiedenen Universen und anderem Unsinn. Erwarten Sie wirklich von mir, daß ich Ihnen das alles abkaufe?«
»Mir ist es egal, ob Sie mir glauben oder nicht. Das ist allein Ihre Sache. Die Wissenden haben mir geraten, mit Ihnen zu reden. Das habe ich getan.«
»Aber, zum Teufel, die Wissenden kennen mich doch überhaupt nicht.«
»Sind Sie da so sicher? Ihre Weisheit übersteigt bei weitem unser Begriffsvermögen.«
»Können sie die Zukunft vorhersagen?«
»Sie behaupten, sie könnten es nicht. Sie können zwar die Wahrscheinlichkeit bestimmter Ereignisse vorhersagen, doch die wirkliche Zukunft bleibt immer eine unbekannte Größe, bis sie zur Gegenwart geworden ist.«
Diese Antwort schien Nolan zu belustigen.
»Dann können Sie auch nicht wissen, ob wir beide uns nach der Graduierung jemals wiedersehen werden, was nicht sehr wahrscheinlich ist.«
»Das stimmt.«
Nolan verzog seine Lippen, er dachte angestrengt nach. Schließlich erhob er sich und streckte Tedric seine Hand entgegen, die dieser ergriff.
»Sie haben mich zwar nicht überzeugt«, sagte Nolan, »doch ich bin geneigt, Ihnen zu glauben. Sollte Ihre Geschichte
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