Lord Tedric 02 - Raumpiraten
so sehr, daß sie unwillkürlich den Namen des Jungen laut aussprach.
»Phillip Nolan.«
Sie spürte förmlich, wie der Mann zusammenzuckte.
»Sie kennen mich nicht.«
Er flüsterte, und sie antwortete ebenso.
»Natürlich kenne ich dich.«
»Wir haben uns doch jahrelang nicht gesehen.«
»Wir haben uns nie gesehen. Ich kenne deine Stimme.«
»Die hat sich doch geändert. Ich war damals gerade erst zehn Jahre alt.«
»Eine Stimme ändert sich nie, wenn man blind ist«, antwortete sie.
Phillip Nolan wandte sich ab. Sie hörte, wie er mit dem anderen Mann und dem Roboter beratschlagte. Alyc wußte nicht, ob Captain Clausen nahe genug gestanden hatte, um den Namen des Piraten zu verstehen, glaubte es jedoch nicht. Sie beschloß, die Piraten weiter zu belauschen.
Phillip Nolan sagte gerade:
»Nein, sie ist ganz sicher. Ich weiß nicht, wie sie es geschafft hat, doch niemand wird sie davon überzeugen können, daß ich nicht ich bin.«
»Wir müssen es aber versuchen.«
Dies war die Stimme des zweiten Piraten, nicht die des Roboters.
»Es ist zu früh, um unsere Identität preiszugeben. Wenn Matthew Carey den Namen erfährt, kann er sich den Rest zusammenreimen.«
»Dann müssen wir eben verhindern, daß er ihn erfährt.«, entgegnete der Roboter.
Alyc war sich nun ganz sicher, daß es ein Roboter war. Seine Stimme unterschied sich ganz deutlich von denen der Menschen.
»Aber wie? Wir können sie doch nicht umbringen.«
Der Roboter sagte: »Natürlich nicht, doch wir könnten sie mitnehmen.«
»Für wie lange?«
»So lange wir wollen. Wir könnten ein Lösegeld für sie fordern.«
Hier ertönte wieder die Stimme des zweiten Mannes:
»Ich glaube, das könnte gehen.«
»Aber irgendwann müssen wir sie ohnehin wieder freilassen«, sagte Nolan.
»Dann kann sie uns nicht mehr schaden.«
Alyc Carey konnte kaum ihre Freude und Erregung zügeln. Mehrmals wiederholte sie in Gedanken jedes Wort, das die drei miteinander gesprochen hatten, kam aber immer zu dem gleichen Ergebnis:
Die Raumpiraten von Quicksilver standen im Begriff, sie zu entführen. Doch bis jetzt hatten sie sich anscheinend noch nicht zu einem Entschluß durchringen können. Hoffentlich tun sie es, dachte sie, hoffentlich ...
Der zweite Mann traf schließlich die Entscheidung: »Wir werden es so machen!«
Doch Nolan zögerte noch immer.
»Sie ist das bösartigste Geschöpf in der ganzen Galaxis.«
»Bösartig?«, fragte der Roboter.
»Sie spuckt eher jemandem ins Gesicht als mit ihm zu sprechen.«
»Dann werden wir eben zurückspucken.« bemerkte der andere Mann ruhig.
»Erkläre ihr unser Vorhaben, Phillip, sag ihr, daß sie nichts zu fürchten hat, wenn sie sich ruhig und anständig verhält.«
»Vielen Dank für diesen ehrenvollen Auftrag«, brummte Nolan trocken.
Ungeduldig wartete Lady Alyc Carey darauf, daß ihr Name genannt wurde. Auch Kisha schien nervös, doch Alyc war sicher, daß sie nicht wußte, was vorging. Auf eine solche Entfernung konnte Kisha die geflüsterte Unterhaltung unmöglich verstanden haben.
»Lady Alyc, würden sie einen Moment zu uns hier herüber kommen?«
Es war Phillip Nolan’s Stimme. Ungeduldig befahl Alyc der zögernden Kisha, sie zu den Männern zu bringen.
Nolan beugte sich zu ihr, sie konnte seinen Atem riechen.
»Es ist schade, daß Sie mich erkannt haben, es würde sicher nichts mehr nützen, meine Identität zu leugnen.«
»Ich habe dich in dem Moment erkannt, als ich deine Stimme hörte.«
»Ich verstehe, doch dadurch ergeben sich einige Komplikationen. Sie bringen uns ziemlich in Verlegenheit.«
Sie verstand, was er damit sagen wollte, und versuchte, ihn zu beruhigen.
»Ich habe Verständnis dafür, daß ihr eure Identität nicht preisgeben wollt.«
»Dann werden Sie also schweigen?«
Er schien begierig, nach diesem Strohhalm, der vielleicht ihre Freiheit garantierte, zu greifen.
»Meine Ergebenheit dem Kaiser gegenüber würde das nicht zulassen!« Alyc zeigte bei diesen Worten keine Regung.
»Dann sind wir leider gezwungen, härtere Maßnahmen zu ergreifen. Sie werden mit uns kommen, niemand wird ...«
Kishas wütendes Zischen unterbrach ihn, doch Alyc befahl ihr, zu schweigen.
»Ich verstehe, daß dir keine andere Wahl bleibt.«
»Ja, Sie haben recht«, murmelte Nolan. »Doch Sie werden gut behandelt werden – dafür garantiere ich. Unser Schiff ist ebenso sauber wie jedes andere der Reichsflotte, und niemand wird Sie belästigen, sie werden nur für kurze Zeit unser
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