Lord Tedric 02 - Raumpiraten
Raumpiraten von Quicksilver waren in ihrem Versteck angekommen.
IV
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S TONE C ASTLE
Kaum hatte die Vishnu wieder wohlbehalten die unsichtbare Welt Quicksilver erreicht, ging Tedric in sein Zimmer in einem oberen Stockwerk der riesigen Zwingburg, die am Ufer eines großen Sees lag.
Wilson behauptete zwar steif und fest, daß er selbst die Burg gebaut hätte, nachdem er diese abseits gelegene Welt zu seinem Hauptquartier erkoren hatte, doch Tedric zweifelte daran. Es war nicht nur die Größe und Wuchtigkeit des Gebäudes, die Wilsons Worte unglaubwürdig erscheinen ließen. Etwas Geheimnisvolles lag über der Burg, füllte die kahlen Gemächer und die windigen Treppenfluchten und Flure. Eine einst stolze und große Rasse konnte die Burg erbaut haben, eine Rasse, die jetzt verschwunden war, ausgelöscht von der Zeit, so daß nur noch diese alte, geheimnisumwobene Burg Zeugnis von ihrer Existenz ablegte. Doch Tedric versprühte auch etwas schmerzlich Vertrautes bei ihrem Anblick. Es hing nicht mit seinen berühmten Gefühlen zusammen – diese Empfindung hier war vollkommen anders. Ihm kam es so vor, als habe er schon einmal in einer solchen Burg gewohnt – nicht hier, in diesem Universum und in dieser Zeit. Es mußte weit früher gewesen sein, in einer anderen Welt, in dem vergessenen Haus, in dem er geboren war. Die Wissenden hatten bestätigt, daß ein unvorhergesehener Effekt durch seine Verschickung in einen neuen Raum und eine neue Zeit jede bewußte Erinnerung an sein früheres Leben auslöschte. Trotzdem kam diese verschüttete Erinnerung in manchen lichten Momenten an die Oberfläche seines Bewußtseins. Manchmal hatte er Traumvisionen, in denen er klare Bilder von einer öden, finsteren Welt sah. Gab es auf dieser Welt auch Burgen? Möglich – sicher sogar! Und obwohl Tedric diese Empfindung nicht genau definieren konnte, wich das Gefühl der Vertrautheit die ganze Zeit seines Aufenthaltes in dieser Burg nicht von ihm.
Wilson hatte Phillip Nolan aufgetragen, Lady Alyc Carey in das Gemach zu bringen, das für die Zeit ihres Aufenthaltes ihre Zelle sein würde. Ehe sie sich trennten, hatte Tedric Nolan gebeten, zu ihm zu kommen, sobald er die Gefangene untergebracht hatte. Nun wartete er geduldig auf das vertraute Klopfen an der Tür. Das Zimmer, das Teric bewohnte, war nur spärlich möbliert. Es enthielt zwar ein Bett, trotzdem zog Tedric es meistens vor, auf dem harten Steinboden zu schlafen. Er fühlte sich hier nicht zu Hause. Nach ihrer Ankunft von der Erde hatte Wilson ihnen in seinem unersättlichen Drang, das Empire heimzusuchen, keine Rast gegönnt. Die Vishnu hatte in wenigen Monaten ein Dutzend Randwelten überfallen und fünf Linienkreuzer ausgeraubt. Die Burg quoll fast über vor Beute. Doch Lady Alyc Carey war bisher der größte Fang.
Als Nolan klopfte, beeilte sich Tedric, die Tür zu öffnen. Ein Schwall kühler Luft begleitete Nolan, als er das Zimmer betrat, und drohte die Öllampe auszulöschen, die auf einem hölzernen Tisch stand.
»Hier, schau dir das an«, rief Nolan wütend und deutete auf sein Gesicht. Seine linke Wange zierten ein paar blutige Striemen. »Sie fuhr mir mit ihren Krallen ins Gesicht, als ich die Tür abschließen wollte.«
»Lady Alyc?«, fragte Tedric verwundert.
»Nein, diese Furie, die sie bei sich hat. Diese Subfrau. Ein garstiges Biest.«
»Vielleicht sind dies ihre ursprünglichen Instinkte.«
Nolan schüttelte den Kopf. »Sie ist wie ein Tiger.«
Die beiden Männer hockten sich mit einander zugewandten Gesichtern auf den Boden. Trotz ihrer unterschiedlichen Herkunft – Nolan war der dritte Sohn der geachtetsten Familie im Empire, Tedric der namenlose Fremde aus einem anderen Universum – hatten die Monate, die sie zusammen verbracht hatten, ein starkes Band tiefer Freundschaft zwischen ihnen geknüpft. Sie konnten einander stundenlang gegenüber sitzen, ohne miteinander reden zu müssen, um sich zu verstehen. Doch wenn sie sich miteinander unterhielten, schienen ihre Worte Bestandteile einer privaten telepathischen Verständigung zu sein, deren Sinn ein zufälliger Lauscher nicht verstehen konnte.
»Ich glaube, es wird Zeit, daß wir mit ihm reden«, sagte Tedric. »Schon wegen ihr.«
»Das kompliziert, ehrlich gesagt, die ganze Sache erheblich und gefährdet außerdem unsere eigene Position. Mir macht es nichts aus, ein Dieb zu sein, doch Entführung ist so eine Sache.«
»Du hattest nichts dagegen, als wir das Schiff
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