Lord Tedric 02 - Raumpiraten
Familien, die mit ihnen gemeinsame Sache machen. Keiner kann mir erzählen, daß die Siedler der Randwelten für sie freundschaftliche Gefühle hegen. Denn sie behandeln die Submenschen wie Sklaven und benutzen die reinrassigen Menschen als Werkzeuge für ihre eigenen Ziele. Philipp und ich haben mit eigenen Augen gesehen, wie es in den Minen auf Evron 11 aussieht, und ich glaube kaum, daß es irgendwo anders besser ist.«
»Niemand hat das behauptet«, unterbrach ihn Wilson.»Doch was solls? Das Leben ist kurz und hart, war es schon immer. Was können wir schon daran ändern?«
»Ich bin der Meinung, wir sollten unsere reiche Beute hier für einen guten Zweck verwenden. Du erinnerst dich doch sicherlich daran, daß Nolan einmal scherzhafterweise sagte, du nähmst den Reichen sicherlich ihren Reichtum weg, um ihn den Armen zu geben. Daraufhin hast du gelacht und gesagt, du seiest eher daran interessiert, den Reichen ihren Reichtum zu nehmen und ihn dir selbst in die Tasche zu stecken. Nun, ich behaupte, daß es geschäftstüchtiger wäre, den anderen Weg zu gehen. Wir nehmen den Reichen ihren Reichtum und teilen ihn mit den Armen, wie Nolan vorschlug. Auf diese Weise können wir nichts verlieren, sondern nur alles gewinnen.«
»Und das soll ein guter Vorschlag sein?«, fragte Wilson.
Tedric wehrte sich innerlich gegen Wilsons beißenden Spott.
»Ich glaube, auf diese Weise kommen wir zum Ziel.«
»Und was wird Carey in der Zwischenzeit unternehmen? Wir haben ihn zwar geschädigt, doch das merkt er kaum, weil er zu reich ist, um an ein paar lausigen Piraten zugrunde zu gehen. Doch es dürfte ihm kaum recht sein, wenn wir versuchen, ihm das Empire wegzunehmen.«
»Mir ist es egal, ob es ihm recht ist oder nicht, kein einzelner Mann ist allmächtig. Und was wir von der Schlagkraft der Marine und des Korps zu halten haben, wissen wir. Sie haben nichts – auch Carey nicht – was der Vishnu überlegen sein könnte.«
»Soweit wir es wissen. Carey hat ein halbes Hundert Schiffe zu seiner Verfügung, wir dagegen nur eins.«
»Dafür haben wir etwas – oder könnten es haben – das er nie bekommen wird: die Loyalität und Unterstützung der Randwelten.«
»Indem wir den Reichen ihren Reichtum wegnehmen und ihn unter die Armen verteilen?«, fragte Wilson sarkastisch.
»Jawohl.«
»Ich wünschte, es wäre so einfach.«
»Ich habe nie behauptet, daß es einfach sein wird. Ich sagte nur, daß es einen Versuch wert sei, das ist alles.«
»Doch warum ...?«
Tedric, der auf alles gefaßt war, staunte nicht schlecht über diese Frage. »Wie?«
»Warum sollten wir das tun? Was springt dabei für uns heraus?«
»Die Möglichkeit, ein neues Empire zu schaffen, das frei ist von Willkür und Unterdrückung solcher Familien wie den Careys.«
»Was geht mich das Empire an?«
»Du lebst doch in ihm, oder nicht?«
»In ihm ja, doch nicht von ihm. Du willst mir doch nicht weismachen, daß du das schon vergessen hast: ich bin kein Mensch, ich bin ein Roboter.«
»Die Menschen haben dich geschaffen. Schuldest du ihnen nicht ...?«
»Nein«, fuhr Wilson scharf dazwischen. »Ich schulde niemandem etwas.«
»Dann willst du uns also an unserem Vorhaben hindern?«, fragte Tedric und gab sich fast geschlagen.
Wilson schüttelte den Kopf. »Das habe ich nicht gesagt. Schau, du hast versäumt, mir etwas Wichtiges zu erzählen. Du hast nie von den Wissenden gesprochen, Tedric.«
Diesmal war Tedric mehr als verwundert, er war verblüfft.
»Du kennst die Wissenden?«
Wilson nickte.
»Ich kenne sie und ich kenne dich: ich weiß, wer du bist, was du bist, und wie du hierherkamst.«
»Das ist doch nicht möglich ...«
»Sie haben es mir erzählt. Die Wissenden haben mich eingeweiht.«
»Du hast sie getroffen?«
Wilson nickte traurig.
»Auf Prime, es war mein Fehler.«
»Ich glaube, dieses Mal bist du mir eine Erklärung schuldig«, murmelte Tedric.
In höchstem Maße verwirrt und erstaunt verfolgte Nolan das Gespräch der beiden. Trotz ihrer engen Freundschaft hatte Nolan Tedric’s Erzählung seiner geheimen Zusammenkunft mit den Wissenden nie so recht Glauben geschenkt. Doch jetzt sah er diese Geschichte durch das rationalste aller Lebewesen, einen Roboter, bestätigt. Nolan hatte von den Wissenden gehört. Man hielt sie für geistig äußerst hochstehende menschliche Wesen, die sich vor Urzeiten von dem Rest der menschlichen Rasse abgesondert hatten, um ihrer eigenen, seltsamen Bestimmung zu folgen. Die Wissenden
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