Lord Tedric 02 - Raumpiraten
bewegungsunfähig bin, während mein Körper neue Körperflüssigkeit entwickelt, doch unter Freunden ist es für mich ungefährlich. Und ich trinke grundsätzlich nur mit Freunden.«
Damit zeigte er Tedric einige verheilte Narben auf seinem rechten Handgelenk.
»Doch jetzt haben wir genug geredet, machen wir, daß wir verschwinden. Komm, gib mir deine Hand.«
Wilson ergriff Tedrics Hand und zog ihn auf die Füße. Einen Augenblick lang schwankte Tedric, in seinem Kopf drehte sich alles, dann machte er einen taumelnden Schritt vorwärts. Seine Beine trugen ihn wieder, er bewegte die Füße. Seine Körperfunktionen schienen sich wieder zu normalisieren.
Während Wilson die letzten Vorbereitungen für ihren Abflug traf, versuchte Tedric, Nolan, Keller und Ky-shan zu wecken – kein leichtes Unterfangen für ihn, da er nicht Wilsons Beharrlichkeit und Ausdauer besaß. Nach zwanzig Minuten schließlich hatte er es geschafft, zwei jammernde, stöhnende, brummende und gähnende Menschen und einen zitternden Wykzel auf die Beine zu bringen. Wenig später kam Wilson und drängte zum Aufbruch.
Der Weg durch die Kanalisation zum Flughafen verlief ereignislos. Einige der Gesetzlosen aus der Unterwelt begleiteten sie. Sie verließen die Kanalisation in einer bestimmten Gegend des Raumhafens und schlichen vorsichtig zu der Fähre, die Wilson heimlich gemietet hatte.
Bevor sie an Bord gingen, hielt Wilson eine kurze Abschiedsrede. Er sprach von Freundschaften, die sich in kurzer Zeit entwickelt hätten, und von der Wärme und Dankbarkeit, die er persönlich für die Gesetzlosen empfand.
Ihre Begleiter applaudierten höflich.
Wilson wandte sich um und öffnete den Einstieg der Fähre. Plötzlich stürzte Nolan davon, bahnte sich durch die versammelten Gesetzlosen einen Weg zu einer Frau, die er umarmte und küßte. Tredic war sich nicht sicher, doch er glaubte, wieder Regina, die verrückte Dichterin zu erkennen.
Die Fähre erhielt vom Tower die Startfreigabe. Tedric wunderte sich darüber, wie glatt alles ging. Millionen von Menschen im Empire befolgten die Gesetze. Hätten sie gewußt, wie einfach es war, die ihnen auferlegten Beschränkungen zu umgehen, hätten die Gesetzlosen in kürzester Zeit ungeheuren Zulauf bekommen.
Die Fähre startete. Wilson brachte sie auf die Umlaufbahn, auf der sein Schiff die Erde umkreiste. Äußerlich wirkte das Schiff wie ein normaler Schlachtkreuzer, doch die Anordnung der Aufbauten und rechtwinkligen Kabinen in seinem Innern war fremd und ungewohnt. Tedric fühlte sich plötzlich unbehaglich.
Wilson erläuterte: »Dieses Schiff ist die Vishnu. Den Namen habe ich ihm gegeben, doch gebaut wurde es im Reich der Biomenschen. Ich habe den Kreuzer gestohlen, als ich von dort verschwand.«
Tedric glaubte, damit eine Erklärung für sein Unbehagen zu haben. »Unterscheidet es sich von einem imperialen Schlachtschiff?«
Wilson grinste. »Nur in einer Beziehung. Es fliegt schneller als das Licht.«
»Nein, nicht möglich«, rief Tedric staunend aus.
»Wollen wir wetten? Wie sonst, glaubst du, könnte ich euch von der Erde zu meinem Hauptquatier nach Quicksilver bringen? Dieser kleine Kreuzer ist mit einem N-Raumantrieb ausgerüstet. In einer Woche sind wir zu Hause.«
Ein Schiff von dieser Größe, das eine solche Geschwindigkeit entwickeln konnte, war mit den technischen Möglichkeiten des Empire nicht herzustellen. Ky-shans erstaunter Gesichtsausdruck verriet Tedric, daß auch die Wykzl eine solche Technologie nicht besaßen. Zwar hatte niemand daran gezweifelt, daß die Biomenschen – im letzten Atomkrieg infolge der Radioaktivität mutierte Menschen – in technologischer Hinsicht von den vier bekannten interstellaren Rassen am weitesten entwickelt waren. Doch einen sicheren Beweis dafür hatte es nie gegeben. Schon seit Jahrhunderten weigerten sich die Biomenschen beharrlich, mit ihrer Mutterrasse, den Menschen auf der Erde, Kontakt aufzunehmen.
»Hast du schon mal den Antrieb untersucht, um zu sehen, wie er arbeitet?«, fragte Tedric.
»Ich habe es versucht, doch es ist unmöglich. Die Biomenschen verkapseln die Antriebskammern beim Bau derart, daß es nicht möglich ist, sie mit herkömmlichen Werkzeugen zu öffnen.«
»Doch was ist, wenn der Antrieb einmal defekt ist? Man muß doch Reparaturen ausführen können.«
»Solange ich das Schiff besitze, hat der Antrieb noch nie gestreikt. Ich bezweifle, daß er jemals defekt sein wird.«
»Jedes Material ist einem natürlichen
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